Am Ende tanzen alle Spieler überglücklich im Kreis, lagen sich in den Armen, ballten die Fäuste, schrien vor Glück und konnten doch eigentlich noch nicht fassen, was sie gerade erreicht hatten. Mit einer unglaublichen kämpferischen Leistung trotzten die A-Junioren des SV 64 Zweibrücken dem haushohen Favoriten der SG Wallau-Massenheim im letzten Spiel ein nicht für möglich gehaltenes Unentschieden ab. So zogen die Junglöwen im Turnierverlauf, sozusagen in allerletzter Sekunde, an der Mannschaft der HF Illtal vorbei und sicherten sich das Ticket für die Teilnahme am letzten Qualifikationsturnier für die Bundesliga. Aber der Reihe nach…
Am vergangenen Wochenende traten die Junglöwen in der Bundesligaqualifikation der Landesverbände Hessen, Rheinhessen, Rheinland, Pfalz und Saarland gegen die MT Melsungen, sie SG Wallau-Massenheim, die HF Illtal, die HSG Hanau und die Sportfreunde Mainz-Budenheim an. Gespielt wurde im Turniermodus „Jeder gegen Jeden“ mit einer Spielzeit von jeweils zweimal zwanzig Minuten. Obwohl die fünf Begegnungen auf zwei Tage verteilt wurden, hatten alle Teams mit der Gesamtspielzeit von 200 Spielminuten eine physische und psychische Höchstleistung zu bewältigen. Von den sechs teilnehmenden Mannschaften konnten sich die ersten drei Teams direkt für die Bundesliga qualifizieren und der Viertplatzierte würde den begehrten letzten freien Platz für das bundesweite Endturnier ergattern können. Die drei hessischen Vereine Melsungen, Wallau und Hanau traten dabei nicht nur wegen des Heimrechts als klare Favoriten in Erscheinung. Das Trio überzeugte im kompletten Turnier und war ihren Kontrahenten aus der Bereich Rheinland-Pfalz-Saar deutlich überlegen.
Dass die Hessenvertreter nur sehr schwer zu schlagen sind, bekamen die 64er dann direkt in ihrer ersten Begegnung gegen die MT Melsungen zu spüren. Die Junglöwen liefen ständig einem Rückstand hinterher. Lediglich Mitte der zweiten Halbzeit bot sich in einer vierminütigen Überzahlsituation die Möglichkeit dem Spiel beim Zwischenstand von 13:15 eine neue Wendung zu geben. Allerdings machte der Bundesliganachwuchs auch mit einem Mann weniger kurzen Prozess und legte mit einem 3:0-Lauf den Grundstein für ihren 21:16 Sieg. „Da war sicherlich mehr drin. Das routiniertere Team hat aber verdient gewonnen. Das sind aber Erfahrungen, die wir machen müssen“, wollte Trainer Weinert die Niederlage nicht so negativ bewerten.
In der zweiten Partie kam es dann zum Saarderby gegen die HF Illtal. Die Jungs von Trainer Klaus-Peter Weinert, der mit dem Illtaler Coach Steffen Ecker bestens befreundet ist, bestimmten im ersten Durchgang lange Zeit das Spielgeschehen. Sie führten mit 8:4, ehe die Handballfreunde nach und nach zu ihrem Spiel fanden und in der 26. Spielminute (10:10) ausgleichen konnten. Danach entwickelte sich ein spannendes und dramatisches Match mit leichten Vorteilen beim SV 64. Doch der Treffer des sechsfachen Torschützen Philipp Baus (15:13) reichte am Ende nicht zum Sieg. Seiner Mannschaft gelang in den letzten acht Minuten kein Tor mehr und so trennte man sich leistungsgerecht 15:15 unentschieden. „Ein Unentschieden, das der Freundschaft zu Steffen keinen Abbruch tut“, meinte der Zweibrücker Übungsleiter hinterher augenzwinkernd.
Am frühen Sonntagmorgen kam es dann zum Duell gegen die Sportfreunde Budenheim, die eigentlich als heimlicher RPS-Favorit angereist waren. In einem vollkommen ausgeglichenen Spiel auf Augenhöhe entschieden am Ende Nuancen über Sieg und Niederlage. Neun Sekunden vor dem Schlusspfiff glich Fabian Naumann für die Zweibrücker zum 14:14 aus. Budenheim wollte durch eine „Schnelle Mitte“ den Siegtreffer erzwingen, verlor aber durch einen technischen Fehler den Ball und nach einem Foul entschieden die beiden Unparteiischen auf Strafwurf für die Westpfälzer. Felix Dettinger, dem bereits sechs Treffer gelangen, verwandelte eiskalt und sicherte durch sein siebtes Tor (15:14) beide Punkte.
Gegen die gastgebende HSG Hanau hatten die 64er im Anschluss allerdings nichts zu ernten. Bei der klaren 12:17-Niederlage, verloren sie nicht nur beide Punkte, sondern auch Fabian Naumann durch Verletzung. Der bullige Rückraumspieler knickte um und konnte nicht mehr eingesetzt werden.
Da auch alle anderen hessischen Teams ihre Spiele gegen die RPS Vertreter gewannen, waren die drei ersten Plätze, die den direkten Aufstieg bedeuteten, schon vor den beiden letzten Begegnungen an Wallau, Hanau und Melsungen vergeben. Illtal und Zweibrücken kämpften noch um den wichtigen vierten Platz und Budenheim war chancenlos auf dem letzten Platz.
So kam es im letzten Spiel des Turniers zum Showdown für die Junglöwen. Im vorangegangen Prolog hatten die Handballfreunde Illtal gegen die unerwartet punktlos gebliebenen Budenheimer ein wahres Feuerwerk gezündet und die Mainzer mit einem schwindelerregenden 29:12-Sieg aus der Halle gefegt. Damit egalisierten die Nordsaarländer nicht nur den Punktestand zum SV, sondern stellten mit plus 17 Toren auch die Tordifferenz auf den Kopf und zogen in der Tabelle an den Rosenstädtern vorbei. Nur eine Sensation gegen den Tabellenprimus Wallau-Massenheim, der als einziges Team alle Spiele gewinnen konnte, würde den 64ern doch noch zum Erfolg verhelfen.
Mit einem famos haltenden Torwart Benedikt Haubeil, der drei Siebenmeter entschärfte und dem noch ein Treffer ins verwaiste Tor der Hessen gelang, einer aufopferungsvoll kämpfenden Mannschaft, die sich auch bei Rückständen nie aufgab und auch mit einer Portion Glück, schafften die A-Junioren tatsächlich den großen Wurf und rangen dem Spitzenreiter ein verdientes 15:15 Unentschieden ab. Damit dürfen die Junglöwen am 09. Juni bei der bundesweiten Endrunde antreten, wo die letzten drei Startplätze für die kommende Bundesligasaison vergeben werden. Dieser Erfolg ist noch höher zu bewerten, da das Team von Trainer Klaus Peter Weinert ohne die beiden Stammspieler aus der letzten Saison Torwart Norman Becker (Muskelriss) und Torjäger Philipp Meiser (Rückenprobleme) auskommen musste. „Das waren am Ende eines kräftezehrenden Turniers sicherlich zwei total überraschende Ergebnisse von Illtal und auch von uns selbst. Man hat gesehen, dass bei beiden Teams der Wille zum Erfolg noch zu einhundert Prozent da war. Ich bin unglaublich stolz auf meine Jungs. Morgen haben alle trainingsfrei und ab Dienstag bereiten wir uns auf die letzte Hürde in diesem Qualifikationsmarathon vor. Wir geben alles, um wieder in der Bundesliga spielen zu dürfen“, blickt Weinert bereits wieder ganz fokussiert auf die nächsten Wochen.
Es spielten:
Benedikt Haubeil 1 und Daniel Backes im Tor,
Felix Dettinger 23/11, Philipp Baus 15, Fabian Naumann 8, Sebastian Meister 7, Johannes Knoll 6, Joshua Eberhard 5, Nico Müller 3, Maurice Hannich 2, Philipp Becker 2, Nico Gräber 1, Norman Hüther, Florian Franzl, Lars Gräbel, Torben Freyler
Alle Spiele auf einen Blick:
MT Melsungen – SV 64 21:16, HF Illtal – SV 64 15:15, SF Budenheim – SV 64 14:15, HSG Hanau – SV 64 17:12, SG Wallau-Massenheim – SV 64 15:15
Abschlusstabelle:
- SG Wallau-Massenheim 9:1
- HSG Hanau 8:2
- MT Melsungen 6:4
- SV 64 Zweibrücken 4:6
- HF Illtal 3:7
- SF Budenheim 0:10