Die Handballer des SV 64 Zweibrücken verloren das Spitzenspiel in der 3.Bundesliga beim Tabellenführer HSG Nieder-Roden am Ende zu deutlich mit 29:22. Dabei trotzten die Löwen allen Widrigkeiten und boten dem ungeschlagenen Primus bis zur 53. Spielminute Paroli. Schlimmer als die Niederlage sind allerdings die Ausfälle beider Zweibrücker Spielmacher. Während Tim Götz bereits nach zehn Minuten mit einer Sprunggelenksverletzung ausfiel, brach sich Marc Robin Eisel nach zwanzig Minuten die Nase. Tim Schaller, der die beiden Mittespieler hervorragend vertrat, musste kurz vor der Pause durch eine Fehleinschätzung der schwachen Schiedsrichter Hochstein/Wiedenmann mit einer unberechtigten roten Karte vom Feld.
Am Ende waren sich die Trainer, Spieler und Zuschauer beider Parteien einig, dass der Tabellenführer HSG Nieder-Roden das Spitzenspiel der beiden bis dato ungeschlagenen Mannschaften verdient, aber vielleicht um ein paar Tore zu hoch gewonnen hat. Beide Teams lieferten sich einen großen Kampf mit viel Einsatz, aber auch ein Spiel auf gutem Drittliganiveau, das den hohen Erwartungen und Ansprüchen bis in die Schlussphase gerecht wurde.
Als die Begegnung nach einem nervösen Beginn gerade Fahrt aufgenommen hatte, mussten die 64er zum ersten Mal den Atem anhalten. Nach einer starken Kombination tauchte Spielmacher Tim Götz alleine vor HSG Torhüter Marco Rhein auf. Doch statt eines Torjubels, sah man den Torjäger mit schmerzverzerrten Gesicht am Boden liegen. Ohne Einwirkung eines Gegenspielers knickte Götz um und fiel mit einer Sprungverletzung für den Rest der Partie aus (2:1/9.). Es dauerte einen kurzen Moment, in dem die Hausherren auf 4:1 (11.) davon ziehen konnten, bis sich die Gäste aus Zweibrücken von diesem Schock erholten. Für den verletzten Götz kam Marc Robin Eisel ins Spiel, der sich in seinem letzten Auswärtsspiel für die 64er sofort mit guten Aktionen in den Vordergrund spielte. Auch ohne ihren etatmäßigen Torjäger Götz bliesen die Mannen um die beiden wiederum überragend verteidigenden Benni Zellmer und Tom Grieser zur Aufholjagd. Die beiden Abwehrrecken hielten die Defensive zusammen und trieben ihre Mitspieler immer wieder zum schnellen Tempospiel an. Nach zwanzig Minuten war es dann auch Benni Zellmer vorbehalten per Gegenstoß den Ausgleichstreffer zum 8:8 zu erzielen. Doch der nächste Rückschlag folgte auf dem Fuß. Bei einem Zweikampf wurde Marc Robin Eisel ohne Absicht seines Gegenspielers mit dem Ellenbogen im Gesicht getroffen und der Zweibrücker Rückraumspieler musste blutüberströmt, mit gebrochener Nase das Spielfeld verlassen. Doch davon völlig unbeirrt spielten sich die dezimierten Löwen förmlich in einen Rausch. Mit Tim Schaller übernahm der dritte Akteur an diesem Abend die Spielmacherrolle, der nicht nur den Takt vorgab, sondern auch gleich im Doppelpack treffen sollte. Durch je zwei Tore von Tom Grieser und Tim Schaller führten die Zweibrücker plötzlich mit 12:10 (28.). Doch das Drama setzte sich zum Leidwesen der 64er weiter fort. Bei einem Tempogegenstoß der Gastgeber sprangen Tim Schaller und Sam Hoddersen zum Ball. Hoddersen erwischte als Erster das Spielgerät und stürzte zusammen mit Schaller zu Boden. Zum allgemeinen Entsetzen zogen die beiden Schiedsrichter dafür die rote Karte aus der Hosentasche. Daran konnte auch die sehr faire Einschätzung der HSG-Verantwortlichen nichts ändern, die diese Entscheidung ebenfalls nicht nachvollziehen konnten. Nieder-Roden nutzte die Gunst der Stunde und drehte das Spiel in Überzahl noch vor dem Seitenwechsel zur 13:12 Halbzeitführung.
Nach der Pause wurde das Spiel noch einmal deutlich intensiver, aber auch hektischer. Auf beiden Seiten gab es erheblichen Klärungsbedarf bei Schiedsrichterentscheidungen. Sowohl HSG-Coach Jan Redmann, als auch SV-Trainer Stefan Bullacher handelten sich wegen zu heftigen Intervenierens die gelbe Karte ein. „Ich habe mich mit Jan nach dem Spiel unterhalten und wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir uns mehr über die Entscheidungen oder das Auftreten der beiden geärgert haben“, machte Bullacher nach dem Spiel keinen Hehl aus seiner Unzufriedenheit. Das Team aus Hessen behielt in dieser unnötig aufgeheizten Atmosphäre den kühleren Kopf. Nach dem letzten Ausgleichstreffer der Begegnung (15:15/38.) spielten sich die sogenannten Baggerseepiraten einen kleinen Vorsprung heraus, den sie sicher verwalteten. Über die Zwischenstände 17:15 (38.) und 19:17 (46.), bogen beide Mannschaften beim 23:21 (52.) in die Zielgerade der Begegnung ein. Und die gehörte eindeutig dem Tabellenführer. Während die 64er nun reihenweise beste Torgelegenheiten ausließen, zeigten die Spieler der HSG Nieder-Roden nun ihr ganzes Können. Fünf Ballverluste auf Zweibrücker Seite in Folge, bedingt durch technische Fehler und Fehlversuche, stellten das Ergebnis auf den Kopf. Am Ende verloren die Schützlinge von Löwencoach Stefan Bullacher mit 29:22. Dennoch war der A-Lizenzinhaber nach dem Spiel stolz auf seine Mannschaft: „Wir haben heute alle Nackenschläge bis kurz vor Schluss charakterstark weggesteckt. Robin hat nochmal einen rausgehauen, in dem er sich mit gebrochener Nase im zweiten Durchgang in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Ich bin stolz auf meine Jungs. Trotz der Niederlage nehme ich die positiven Eindrücke mit“.
Am kommenden Samstag kommt es in der Westpfalzhalle zum Saarderby gegen die HG Saarlouis. Ein Punktgewinn würde den 64ern reichen, um sich für den DHB-Pokal zu qualifizieren. Die wahrscheinlichen Ausfälle von Tim Götz und Marc Robin Eisel machen das Unterfangen aber nicht einfacher.
Es spielten:
Marko Ivankovic, Alexander Dörr im Tor,
Tim Götz 1, Philipp Kockler 1, Peter Gohl, Philipp Hammann, Fabian Naumann, Tim Schaller 3, Christopher Huber, Kian Schwarzer 1, Marc-Robin Eisel 5/1, Sebastian Meister 4, Benjamin Zellmer 1, Tom Ihl 1, Tom Grieser 4, Tobias Alt 1,
Siebenmeter: 3/4, 1/2, Zeitstrafen: 3/6, Rote Karte: Tim Schaller
Schiedsrichter: Hochstein/ Wiedenmann (Handballverband Hessen)
Zuschauer: 0