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SV 64 Zweibrücken – HG Saarlouis 26:24 (11:14)

Die erste Herrenmannschaft des SV 64 Zweibrücken schafften am Samstag in der heimischen Westpfalzhalle eine kleine Handballsensation. Der Aufsteiger behielt in einem dramatischen Finale gegen die HG Saarlouis mit 26:24 die Oberhand und qualifizierte sich damit für die Teilnahme am DHB Pokal. Mit vier Siegen, einem Unentschieden und lediglich einer Niederlage sammelten die Schützlinge von Trainer Stefan Bullacher 9:3 Zähler ein und belegten zum Abschluss der Saison den zweiten Tabellenplatz hinter der punktgleichen HSG Nieder-Roden. Angeführt vom überragend aufspielenden und zehnfachen Torschützen Tim Götz sorgte eine deutliche Leistungssteigerung im zweiten Durchgang für die Wende zugunsten der Zweibrücker Löwen, die kurz nach der Halbzeit noch mit 12:16 zurück lagen.

Die Vorzeichen waren klar. Saarlouis musste gewinnen, um am Montag die Chance zu haben im Nachholspiel gegen Bieberau die Qualifikation für den DHB Pokal zu sichern. Den 64ern hingegen reichte als Tabellenzweiter ein Unentschieden, um den Platz an der Sonne zu verteidigen. In der ersten viertel Stunde neutralisierten sich beide Teams, die bis in die Haarspitzen motiviert auftraten, gegenseitig. Zweibrücken konnte sich in der Anfangsphase auf seinen gut aufgelegten Torwart Alexander Dörr verlassen, der bis zur 8.Minute drei Großchancen – darunter einen Siebenmeter von Philipp Leist – entschärfen konnte. Ausgerechnet als die Hausherren nach Zeitstrafen gegen Marcel Becker und Lars Walz (6:6/16.) in doppelter Überzahl die große Chance hatten sich abzusetzen, versagten ihnen die Nerven. Zweimal scheiterten sie aussichtsreich am guten Darius Jonczyk im Saarlouiser Gehäuse und zweimal verloren sie den Ball wegen technischer Unzulänglichkeiten. Und der ehemalige Zweitligist aus dem Saarland ließ sich nicht lange bitten. Durch einen 4-1-Lauf setzte sich die Truppe von HG-Trainer Philipp Kessler innerhalb von sechs Minuten auf 10:7 (21.) ab. Kesslers Pendant auf Zweibrücker Seite, Stefan Bullacher, beantragte eine Auszeit, um sein Team neu einzustellen. Nun waren es wiederum die Gastgeber, die das Zepter übernahmen. Tom Grieser und Benni Zellmer organisierten, wie schon in den letzten Wochen, ihre Abwehr zu einem wahren Bollwerk. Saarlouis fand keine Lücke mehr im dichten und beweglichen Defensivverbund der 64er.  Die Löwen eroberten drei Bälle in Folge und glichen ihrerseits mit dem Treffer von Benni Zellmer zum 10:10 aus. Eine Zeitstrafe gegen Peter Gohl (25.), durch das  souverän und gut leitende Schiedsrichtergespann Kijowsky/Strüder brachte die Aufholjagd dann wieder zum Erliegen. In Überzahl setzten sich die Grün-Weißen ab und beim Halbzeitstand von 11:14 für die Gäste wurden die Seiten gewechselt.

Nach der Pause dominierte weiter die HG Saarlouis. Marko Grgic baute ihre Führung mit seinem Tor zum 16:12 (35.) weiter aus und alles schien auf einen Auswärtssieg des ehemaligen Zweitligisten zu deuten. Doch der beste Spieler im Trikot der Zweibrücker Löwen an diesem Abend, Tim Götz, trieb seine Sieben noch einmal nach vorne. Unnachahmlich sein Treffer zum 13:16, als er nach einem Sprint über das ganze Spielfeld zwölf Meter vor dem gegnerischen Tor absprang und die ganze Deckung mitsamt Torhüter Jonzcyk düpierte und fulminant ins rechte untere Eck abschloss. Das war so etwas wie an Startsignal für die ohnehin aufopferungsvoll kämpfende Zweibrücker Mannschaft. Marko Ivankovic, der Alex Dörr im Tor der Löwen zur Halbzeit ablöste, entschärfte nun reihenweise Würfe aus dem Saarlouiser Rückraum. Im Angriff trafen vor allem Tom Götz und der immer besser werdende Philipp Kockler. Gut eine viertel Stunde vor dem Ende traf Benni Zellmer zur verdienten 18:17 Führung. Die Schlussphase ähnelte dann einem echten Hitchcock-Krimi. Die Löwen verteidigten zwar ihre knappe Führung bis in die letzte Minute, aber die Saarlouiser blieben immer auf Schlagdistanz. Erst als Philipp Kockler zehn Sekunden vor dem Schlusspfiff das erlösende 26:24 erzielte, war der Sieg in trockenen Tüchern. Danach stürmten alle SV-Spieler das Feld und feierten ausgelassen im Siegerkreis. „Heute können wir uns bei unseren charakterstarken Spielern wie Tom Grieser, Benni Zellmer und Tim Götz bedanken, die diese Mannschaft durch alle Tiefen wieder zum Erfolg geführt haben. Ich bin glücklich solche positiven Typen in meinem Team zu haben. An ihnen richten sich die jungen Talente auf, auch wenn es mal gerade nicht gut läuft. Das sind echte Gewinnertypen“, schwärmte SV-Trainer Bullacher von seinen drei Emotional-Leadern. Doch auch Marko Ivankovic und Philipp Kockler holten sich ein Sonderlob des A-Lizenzinhabers ab: „Marko hatte gestern noch einen Autounfall und sollte wegen Rückenschmerzen heute gar nicht spielen. Im zweiten Durchgang hat er uns dann aber mit seinen Paraden den Sieg festgehalten. Philipp hat in kürzester Zeit eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht. Er hat sich durch seinen Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit zu Recht einen Stammplatz erkämpft. An ihm werden wir noch viel Freude haben“. Nun gehen die Löwen erstmal in ihre wohlverdiente Pause. Der erste offizielle Auftritt zur neuen Saison wird dann am 28. August erfolgen, wenn sie in der ersten Runde des DHB-Pokals eine Mannschaft aus der zweiten Liga in der Westpfalzhalle begrüßen.

Im Anschluss an das Drittligaspiel verabschiedete Abteilungsleiter Jürgen Kroner die vier Spieler, die sich zur Saison 2021/22 einer neuen sportlichen Herausforderung stellen werden. Tobias Alt, der seit seiner Rückkehr von den Handballfreunden Illtal vor zwei Jahren vom Verletzungspech verfolgt war, schließt sich dem Oberligisten TV Homburg an. Kian Schwarzer wechselt zum TBV Lemgo und wird zukünftig in der ersten Bundesliga seine Schuhe schnüren. Marc Robin Eisel geht ebenso wie Tim Schaller wieder in der 3.Liga auf Torejagd. Während Eisel beim neugegründeten HLZ Hochdorf-Friesenheim anheuerte, schließt sich Schaller der HG Oftersheim-Schwetzingen an. Zusätzlich soll Schaller ein Zweitspielrecht bei den Eulen Ludwigshafen erhalten. Jürgen Kroner bedankte sich im Namen des Vereins bei allen Spielern für die gemeinsame Zeit und wünschte viel Erfolg für den zukünftigen Lebensweg.

Es spielten:

Zweibrücken: Marko Ivankovic, Alexander Dörr im Tor,

Tim Götz 10/2, Philipp Kockler 5, Peter Gohl, Philipp Hammann 2, Fabian Naumann, Tim Schaller 3, Christopher Huber, Kian Schwarzer, Marc-Robin Eisel, Sebastian Meister 1, Benjamin Zellmer 4, Tom Ihl 1, Tom Grieser, Tobias Alt,

 

 Saarlouis: Jonczyk und Schulz im Tor,

Tom Paetow 6, Marko Grgic 6/1, Marcel Becker 1, Loic Laurent 2, Konrad Wagner, Philipp Leist 3, Yannik Reinshagen, Gilles Thierry 3, Vladislaw Kurotschkin 1, Lars Walz 2,

 

Siebenmeter: 2/3, 1/3, Zeitstrafen: 2/3, 

Schiedsrichter: Paul Kijowsky/ Lukas Strüder (Handballverband Rheinhessen)

Zuschauer: 0