Große Freude im Lager der Zweibrücker Junglöwen. B-Jugendspieler Gil Kunkel erhielt eine Einladung zum sieben-tägigen Lehrgang der U17-Nationalmannschaft und darf im Rahmen der Ruhr-Games in Bochum seine ersten Länderspiele bestreiben. Der 15-jährige Kunkel überzeugte beim Sichtungslehrgang im März an der Sportschule/Warendorf den Chef-Bundestrainer/Nachwuchs Jochen Beppler und Talentcoach Carsten Klavehn durch gute Leistungen und wird vom 31.05 – 06.06.2021 in Bochum gegen die Vertretungen von Frankreich, Polen und Ungarn erstmals das Trikot mit dem Bundesadler überstreifen. Der jüngste Spross einer positiv handballverrückten Familie tritt damit in die Fußstapfen seines älteren Bruder Yves und freut sich auf die besondere Herausforderung: „Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut und kann es kaum erwarten. Ich freue mich neue Spieler kennenzulernen und zu schauen, wie ich mich in diesem Vergleich bewähren kann. Ich werde natürlich mein Bestes geben“. Doch nicht nur sein großer Bruder Yves, der aktuell für die MT Melsungen in der Bundesliga auf Torejagd geht und schon drei Einsätze in der A-Nationalmannschaft für sich verbuchen kann, begeistert sich für die kleine Harzkugel. Auch Papa Uwe, Mama Birgit und Schwester Jaqueline engagieren sich für den Handballsport.
So ist es nicht verwunderlich, dass Gil schon im Kindesalter den Weg in die Handballhalle fand. In Völklingen, wo Familie Kunkel lebt und Vater Uwe bei der HSG als Jugendtrainer und erster Vorsitzender fungiert, spielte Gil von den Minis bis zur D-Jugend. 2018 folgte dann der nächste Schritt in die Talentschmiede der Zweibrücker Junglöwen. Seitdem trainiert der talentierte Linkshänder unter Trainer Stefan Bullacher drei bis viermal pro Woche bei den 64ern. Und der A-Lizenzinhaber hält große Stücke auf seinen Schützling: „Gil hat eine ausgezeichnete Technik und eine tolle Dynamik. Seine Trainer in Völklingen haben ihm in jungen Jahren viel Positives mit auf den weiteren Weg gegeben. Er ist sehr fokussiert, ohne dabei seine freundliche und unbekümmerte Art zu verlieren. Mit seinem Mix aus Lockerheit und Ehrgeiz traue ich ihm in seiner Karriere noch viel zu“. Bei Vergleichen mit seinem erfolgreichen größeren Bruder winkt Bullacher aber direkt ab: „Kein Mensch will als kleiner Bruder von irgendjemanden wahrgenommen werden. Gil wird seinen eigenen Weg finden. Dazu ermutige ich ihn immer wieder“. Genauso sieht es auch Vater Uwe Kunkel, der sich über die Entwicklung freut, aber keinen Erwartungsdruck aufbauen möchte: „Natürlich wäre es schön wenn Gil den gleichen Erfolg hätte wie Yves, aber bis dahin ist noch ein langer Weg. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Er wird seinen Weg schon machen“, ist sich Papa Kunkel sicher.
Mehreren Anfragen aus den Nachwuchs-Internaten der Bundesligavereine hat Familie Kunkel, wie auch schon bei Yves, eine Absage erteilt. Wichtig seien für eine optimale Förderung nicht der große Name eines Bundesligavereins, sondern die Strukturen und die Philosophie für den Leistungssport. Und die sieht Kunkel beim SV 64 Zweibrücken gegeben, der seine Kinder lieber in einem familiären Umfeld entwickeln möchte: „Bei Yves hatten wir diese Strukturen auch in Völklingen. Da war ich aber auch noch etwas jünger. Zweibrücken verfolgt mit Stefan Bullacher die gleiche Philosophie für den Jugendleistungssport wie ich damals. Ich schätze ihn als Trainer sehr“. Und der Zweibrücker Übungsleiter kann beim Thema Spitzenförderung von Talenten bekanntlich auf einige Erfolge verweisen. Unter seiner Obhut bestritten schon die späteren Bundesligaspieler Jerome Müller, Björn Zintel und Robin Egelhof, aber auch Marc Robin Eisel Länderspiele für Deutschland. Mit Gil Kunkel endet nun endlich auch für die Nachwuchsarbeit im gesamten Handvall-Saarland eine längere Durstrecke. Denn nach der Sichtung von Marc Robin Eisel (Jahrgang 99) 2016 qualifizierte sich kein weiterer Spieler mehr für Einsätze in der Jugendnationalmannschaft. Erst jetzt, sechs Jahre später, betritt mit Gil Kunkel (Jahrgang 2005) wieder ein saarländisches Talent die große Handballbühne.