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In den letzten 20 Minuten der Drittligabegegnung in Dankersen brachten sich die Zweibrücker Löwen am Sonntagabend selbst um den möglichen Lohn eines unerwarteten Auswärtssieges bei der Bundesligareserve GWD Mindens.
Denn in der 41. Minute lagen die 64er in Minden noch mit 22:18 in Front, nachdem es in der Halbzeit 16:13 und in der 35. Spielminute bereits 19:13 für die Löwen gestanden hatte.
Dass die 64er dieses Spiel trotz der sehr komfortablen Führung noch abgaben, am Ende noch deutlich mit 32:26 unterlagen, machte die junge SV-Truppe relativ sprachlos.
14:4 lautete nämlich schließlich das Resultat dieser letzten 18 Minuten.
„Da haben wir kollektiv versagt“, stellte SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem sicher sonderbaren Spielverlauf schließlich enttäuscht fest. Er bemängelte bei seinen Spielern in dieser Phase insbesondere, dass sie die Zweikämpfe nicht mehr richtig annahmen.
Dabei hatte Bullacher vor dem Spiel eigentlich durchaus ein gutes Gefühl.
Denn seine Mannschaft war gut auf das taktische Angriffskonzept Mindens eingestellt, präsentierte sich mit einer gut funktionierenden 3:2:1-Abwehrformation und schaffte es auch im Angriff immer wieder, Mitspieler in gute Wurfpositionen zu bringen.
Ladi Kovacin im SV-Tor war dabei wieder der gewohnt starke Rückhalt, kam in diesem Spiel auf 16 Paraden. „Die Torwartleistung war absolut in Ordnung“, lobte Bullacher hier seinen Keeper. Allerdings fruchtete auf der Gegenseite ein Torwartwechsel, den Markus Ernst bereits in der 15. Spielminute vornahm. Für Moritz Krieter, den Sohn des früheren Nationalkeepers Michael „Pumpe“ Krieter, der als dritter Torwart auch dem Erstligakader der Mindener angehört, brachte Mindens Trainer Jugendnationalspieler Joel Birlehm.
Der hielt gleich einen Siebenmeter von Jerome Müller, um dann allerdings bis zur 40. Spielminute zunächst auch nur eine durchschnittliche Leistung abzurufen.
In der Schlussviertelstunde lief Birlehm dann allerdings zu ganz großer Form auf und war von den SVlern kaum noch zu bezwingen.
Die verfielen am Sonntagabend „in ein bislang unbekanntes Muster“, spielten ohne Not häufig viel zu riskant, produzierten damit unnötig viele technische Fehler, oder leisteten sich unvorbereitete Abschlüsse, was nun die Gastgeber zu einfachen Gegenstoßtoren nutzten.
Im ersten Durchgang waren es dabei noch die SVler gewesen, die sich auf diese Art Vorteile zu erspielen wussten.
Diese Vorteile hätten dabei noch etwas größer sein können, denn die SVler vergaben gerade auch in der ersten Hälfte schon einige Tempogegenstöße.
So dauerte es lediglich bis zur 46. Spielminute, bis die Gastgeber beim 22:22 erstmals wieder ausglichen. Fünf Minuten später stand es 25:22 – und die 64er hatten tatsächlich zehn Minuten lang nicht getroffen, dabei erneut einige Tempogegenstöße vertändelt.
Dies war schließlich die Vorentscheidung, weil es den 64ern nicht gelang, zu ihrem Spiel zurück zu finden. Und weil sie nun im Angriff überrissen, ihnen kaum noch etwas gelang.
„Unsere Niederlage bzw. der Mindener Sieg geht auch in dieser Höhe absolut in Ordnung“, gratulierte Bullacher den Gastgebern.
In der dritten Liga West sind die Zweibrücker Löwen in dieser Saison offensichtlich für die eher kuriosen Ergebnisse bzw. Spielphasen zuständig. Bei der Abschlussbesprechung nach dem Spiel stellten jedenfalls beide Schiedsrichter und das Zeitnehmer/Sekretär-Gespann übereinstimmend fest, dass sie solch einen seltsamen Spielverlauf noch nicht miterlebt hätten.
Auf Zweibrücker Seite war man sich schließlich darüber einig, dass auf der rechten Angriffsseite ein Kubo Balaz oder ein Robin Egelhof durchaus hätten Entlastung bringen können. Denn Jugendnationalspieler Jerome Müller hatte am Sonntag – ähnlich wie ein Großteil seiner Mannschaftskameraden - bei weitem nicht seine Bestform. Verloren wurde das Spiel aber nicht nur wegen der im zweiten Durchgang deutlich schwächeren Angriffsleistung, mangelhaft war im zweiten Durchgang eben auch die Defensivarbeit.
Die fünf Stunden lange Rückfahrt von Minden nach Zweibrücken war somit entsprechend wenig stimmungsvoll.
Am kommenden Samstag erwarten die 64er nun mit der Spitzenmannschaft Eintracht Hagen erneut einen sehr schweren Gegner, ehe sie dann zum Jahresabschluss beim Mitaufsteiger Soest antreten müssen.
Wenn es am Sonntagabend schließlich doch noch etwas Positives zu vermelden gab, dann die Tatsache, dass die Zweibrücker Löwen bei den inzwischen absolvierten fünf Auswärtsspielen bereits die Hälfte der zurückzulegenden 10.500 Kilometer Gesamtfahrstrecke hinter sich gebracht haben.
Auf einen Blick:
GWD Minden 2:
Moritz Krieter (bis 15.), Joel Birlehm (bis 55.) und Colin Räbiger (ab der 56.) im Tor – Lucas Schneider 3, Christopher Kunisch 5, Marius Traue 2 - Marten Franke 3, Julian Knickmeier 6 – Gordon Gräfe 3 – Mats Korte 7/6, Fabian Breuer 2, Fabian Hartwich 1, Jan-Eric Speckmann, Sebastian Bagats.
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (bei einem 7m) im Tor – Jerome Müller 4, Florian Enders 1, Aris Wöschler 4 – Philipp Hammann 5, Björn Zintel 9/2 - Jonas Denk - Benni Zellmer 2, Michael Mathieu 1, Erik Pohland, Dorian Vallet.
Zeitstrafen: 4:8 min, Siebenmeter: 6/6 – 3/2, Zuschauer: 95, Schiedsrichter: Marcel Brückner, Thorsten Zimmermann (Solingen / Tönisvorst).