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 SV 64 Zweibrücken – SG Leutershausen 35:28 (18:12)

 Die Handballer des SV 64 Zweibrücken sorgten am Samstagabend in der 3.Handball-Bundesliga für einen wahren Paukenschlag. Das Team von Interimstrainer Klaus Peter Weinert, der den an Corona erkrankten Stefan Bullacher vertrat, besiegte die hochfavorisierte SG Leutershausen verdient mit 35:28. Der zehnfache Torschütze Philipp Kockler, Kevin Knieps, der sogar dreizehnmal in gegnerische Tor traf (davon sieben Strafwürfe) und Spielmacher Tim Götz (4) ragten aus einer geschlossenen und guten Mannschaftsleistung heraus.

 Ausgelassen tanzten die Spieler der Zweibrücker Löwen im Kreis, schrien immer wieder ihre Freude heraus, ballten die Fäuste als Zeichen des Sieges und umarmten sich glückselig. Die Zuschauer standen noch Minuten nach dem Schlusspfiff auf der Tribüne und feierten die Mannschaft mit stehendem Applaus. Allen Beteiligten dieser Begegnung war klar, dass sie soeben einen weiteren magischen Abend in der Historie des SV 64 Zweibrücken erleben durften. Auf jeden Fall bestätigte sich zum wiederholten Male die Sportweisheit, wie gefährlich ein angeschlagener Boxer sein kann.

Zu den Dauerverletzten Tom Grieser (Schambeinentzündung), Christopher Huber (Kreuzbandriss) und Marko Ivankovic (Gürtelrose), gesellte sich im Frühstadium des Spiels auch noch Abwehrspezialist Benny Zellmer. Bei einem Zweikampf kugelte sich der Dauerbrenner die linke Schulter aus und zog sich eine Sehnenverletzung zu. Voraussichtlich wird Zellmer bis zum Jahresende ausfallen. Doch auch dieser Rückschlag konnte die 64er an diesem Abend nicht zurück werfen.

 Die Partie war gerade erst elf Minuten alt, da beantragte Marc Nagel, Coach der SG Leutershausen, seine erste Auszeit um sein Team neu einzustellen. Zu diesem Zeitpunkt führten die Hausherren bereits mit 5:1. Die Zweibrücker Abwehr stand felsenfest gegen die körperlich überlegenen Angreifer aus Baden. Vor allem Philipp Kockler, der es im Zentrum mit dem 2,03 Meter Hünen Lars Röller zu tun hatte, ließ dem ehemaligen Bunddesligaspieler keinen Raum und eroberte mehrere Bälle. Im Angriff führte Tim Götz wieder einmal klug Regie und seine Mitspieler übernahmen gekonnt die Verantwortung beim Abschluss. Nach dem Team-Time-Out kämpften sich die Gäste aus Baden noch einmal heran und beim Zwischenstand von 6:4 (14.) drohte die Partie zu Gunsten des ehemaligen Zweitligisten zu kippen. Doch weit gefehlt. Es war das Startsignal für einen furiosen Auftritt der 64er. Innerhalb von zehn Minuten überrollten sie ihren Gegner förmlich und führten beim 15:8 (25.) zwischenzeitlich sogar mit sieben Treffern Differenz. Kurz vor der Halbzeit stellte Philipp Kockler mit einem sehenswerten Kempa-Trick den 18:12 Pausenstand her.

 Im Zweiten Durchgang stemmten sich die sogenannten Roten Teufel von der Bergstraße deutlich gegen die drohende Niederlage. In der Defensive stellte Marc Nagel auf eine Manndeckung gegen Tim Götz um und im Angriff favorisierte er die Variante mit zwei festen Kreisläufern. Vor allem diese Maßnahme machte den Löwen schwer zu schaffen. Rückraumspieler Sven Schreiber und Kreisspieler Philipp Ullrich waren kaum noch zu stoppen und erzielten gemeinsam elf Treffer. Allerdings erzielte die offene Deckung gegen Götz nicht die gewünschte Wirkung. Kevin Knieps und Philipp Kockler nutzten den zusätzlichen Raum und erzielten ihrerseits stolze 14 Treffer alleine in Durchgang zwei. Die Begegnung blieb zwar ein offener Schlagabtausch, aber Leutershausen schafften den Anschluss nicht mehr. Bis zum Schlusspfiff pendelte sich der Vorsprung der Löwen zwischen vier und acht Toren Unterschied ein. Am Ende siegte das Team von Interimscoach Weinert verdient mit 35:28. Weinert, der damit einen Traumeinstand als Cheftrainer in der 3.Liga feiern durfte, gab das Lob beim anschließenden Pressegespräch an seine Mannschaft weiter: „Eigentlich musste ich heute gar nicht so viel machen. Die Jungs haben sich gegenseitig super unterstützt. Ich habe ihnen vor allem gesagt, dass sie an sich glauben sollen“. Sein Gegenüber SG-Trainer Marc Nagel gratulierte fair zum verdienten Sieg und beteuerte, dass seine Mannschaft den Gegner nicht unterschätzt habe: „Unsere 6:0 Deckung und die Variante mit einem Kreisläufer hat heute nicht gereicht. Wir haben dann umgestellt, aber Zweibrücken hat es heute sehr gut gemacht und verdient gewonnen“.

  Vor der Begegnung gaben die Zweibrücker noch eine Veränderung im ihrem Kader bekannt. Sein Debüt im Trikot der Löwen feierte in der 27. Spielminute Mate Volarevic. Der Torwart, der aktuell bei seinen Großeltern in Deutschland lebt, bereitet sich nach einer einjährigen Handball-Pause, auf eine Rückkehr in seine sportliche Heimat Italien vor. Dort möchte er ab 2022 wieder in der ersten Liga spielen. Die Anfrage der Löwen passte dem gebürtigen Kroaten deshalb perfekt in die eigene Lebensplanung. Derweil wird Marko Ivankovic nicht mehr für die 64er auflaufen. Der schwer an Gürtelrose erkrankte Keeper bat die Verantwortlichen der Löwen aus gesundheitlichen und familiären Gründen um die Auflösung seines Vertrages. „Marko hat aktuell eine schwierige Situation in seinem Leben zu meistern und hat uns gebeten wieder nach Bosnien zurückkehren zu dürfen. Dem haben wir nach einem vertraulichen Gespräch mit ihm entsprochen“, erklärte der 1.Vorsitzende Dr. Jürgen Knoch die einvernehmliche Trennung mit dem bisherigen Keeper der Zweibrücker.

Am kommenden Samstag treten die 64er auswärts beim TV Großsachsen an.

 

 Im Tor: Alexander Dörr und Mate Volarevic

Philipp Hammann, Sebastian Meister 5, Benjamin Zellmer 1, Tom Ihl 1, Max Sema, Tim Götz 4, Philipp Kockler 10, Kevin Knieps 13/7, Niklas Bayer 1, Fabian Naumann, Peter Gohl,

Siebenmeter: 7/7, 4/4

Zeitstrafen: 2/1

Schiedsrichter: Scheck/Peiser

Zuschauer: 300