Nach zuletzt drei Niederlagen in Serie und damit im Prinzip auch deutlich abfallender Tendenz brachten die Zweibrücker Löwen am Samstagabend im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten VfL Eintracht Hagen wieder einmal eine deutliche Leistungssteigerung zustande, hielten gegen den großen Favoriten das Spiel sehr lange offen und quittierten schließlich eine unglückliche 29:30 (16:13)-Heimniederlage.
„Wir haben heute über eine lange Zeit überragend verteidigt und auch gut angegriffen“, merkte SV-Trainer Stefan Bullacher nach den nervenaufreibenden und spannenden 60 Spielminuten an. „Heute habe ich meine Mannschaft wieder in der Form gesehen, wie zu Beginn der Saison“.
Die 64er erwischten jedenfalls den wesentlich besseren Start, vermochten sich nach dem 3:3-Zwischenstand in der sechsten Spielminute durch eine Fünferserie auf 8:3 abzusetzen. Fünf dieser acht Treffer erzielten sie dabei durch Tempogegenstöße, die sie sich mit ihrer aggressiven 3:2:1-Abwehr gegen die routinierten Hagener selbst erarbeiteten. Und wären in dieser stärksten Phase der Zweibrücker Löwen Benni Zellmer, Jerome Müller und auch Philipp Hammann nicht mit ihren weiteren Kontermöglichkeiten an dem in der Anfangsphase sehr guten Gästekeeper Tobias Mahncke gescheitert, wären sie möglicherweise noch etwas weiter weg gewesen.
Gästetrainer Lars Hepp hatte deshalb bereits nach neun gespielten Minuten sein erstes Team-Time-out genommen. Zwischen der 19. und 24. Spielminute erhielten die 64er dann drei Zeitstrafen, was auf der Zweibrücker Bank und auf der mit etwa 420 Zuschauern gut gefüllten Tribüne durchaus für Verärgerung sorgte. Denn die progressive Linie, die das Schiedsrichtergespann zu diesem Zeitpunkt angelegt hatte, die war wenig ausgewogen.
Jonas Denk, Robin Egelhof, Björn Zintel, Benni Zellmer und Philipp Hammann erzielten in diesen sechs Minuten allerdings jeweils in Unterzahl Torerfolge für die aufopferungsvoll kämpfenden 64er.
Während sich also ergebnismäßig in dieser Phase des Spieles wenig Außergewöhnliches ergab, die Gäste den Rückstand nicht aufholten, machte sich der enorme Aufwand im Zweibrücker Abwehrverhalten dann doch bemerkbar. Und zwar im zweiten Durchgang, als die junge SV-Truppe dem eigenen Anfangselan etwas Tribut zollen musste.
Beim Stande von 16:13 wurden jedenfalls die Seiten gewechselt, ehe der sich steigernde VfL Hagen kurz nach der Pause erkennbar überlegen agierte, und nun den Rückstand kontinuierlich verkürzte. In der 38. Spielminute war der Vorsprung der jungen Zweibrücker Mannschaft jedenfalls verspielt, kamen die Gäste durch ihren auffälligsten Spieler, Neuzugang Sebastian Schneider, zum 18.18-Ausgleichstreffer. Dabei war der VfL in dieser Phase eigentlich ernsthaft geschwächt, denn in der 33. Spielminute musste Stammkeeper Tobias Mahncke verletzungsbedingt sein Tor verlassen. Hagens Mannschaftskapitän Jens Reinarz war bei einer Abwehraktion mit seinem Gegenspieler Benni Zellmer rücklings in den eigenen 6m-Kreis gefallen und dabei mit seinem Keeper so unglücklich zusammen gestoßen, dass dieser verletzungsbedingt seinen Platz im Tor für Maximilian Conzen räumen musste. Warum das Schiedsrichtergespann in dieser Phase allerdings den fälligen Siebenmeter wegen Betreten des eigenen Wurfkreises nicht gab, blieb an diesem Abend ihr Geheimnis.
„Normalerweise gebe ich nach einem Spiel keinen Kommentar zur Schiedsrichterleistung ab“, sagte deshalb nach dem Schlusspfiff auch SV-Coach Stefan Bullacher. „Wir waren heute auf Augenhöhe mit einem der Meisterschaftsfavoriten, allerdings fielen schließlich viele zweifelhafte Entscheidungen gegen uns aus“, kritisierte Bullacher. Dabei bemängelte er unter anderem die Siebenmeterlinie und die Linie bei progressiven Strafen.
Die cleveren Gäste waren jedenfalls in der Phase, als die junge Truppe der Zweibrücker Löwen etwas den Faden verlor, hellwach.
Sebastian Schneider erbrachte in dieser Phase absolut den Nachweis, dass er für die Hagener Truppe im weiteren Meisterschaftsrennen noch eine ganz entscheidende Verstärkung werden könnte. Der frühere Bundesligaprofi der SG Flensburg, der Füchse Berlin und des TBV Lemgo übernahm jedenfalls in dieser Phase immer wieder Verantwortung, erzielte beim 21:22-Zwischenstand die erste Führung der Gäste und in der 46. Minute auch das Tor zum zwischenzeitlichen 21:24.
Zwei Zeitstrafen gegen Thomas Rink und Johannes Sonnenberg auf Hagener Seite, brachte die SV-Jungs dann ins Spiel zurück. Robin Egelhof und zweimal Benni Zellmer sorgten hier wieder für den Ausgleich.
Erkennbar war allerdings in dieser Phase auch, dass bei den Zweibrücker Löwen, die neben dem Fehlen des am Knie operierten Kubo Balaz insbesondere auch auf Mannschaftskapitän Aris Wöschler verzichten mussten, nun die Kräfte schwanden, dass sich der durchaus etwas breitere Gästekader nun durchsetzen würde. Beim 24:28-Zwischenstand in der 53. Spielminute deutete sich jedenfalls eine Vorentscheidung zugunsten der Gäste an.
Auf Zweibrücker Seite war es in dieser Phase insbesondere Jugendnationalspieler Björn Zintel, der immer wieder aufs Tempo drückte und seine Mannschaft weiterhin antrieb. Die Zweibrücker Löwen kämpften also weiter, gaben sich nicht geschlagen und kamen in der 60. Spielminute durch Florian Enders auch nochmal zum Anschlusstreffer.
Jetzt zeigten auch die Gäste Nerven. Matthias Aschenbroich rutschte aus und verlor zehn Sekunden vor Spielende nochmals den Ball. Da allerdings auch Ladi Kovacin dem Ball zur Seitenlinie hinterher rennen musste, blieb in den letzten Sekunden keine Gelegenheit mehr, nochmals einen richtigen Angriff aufzubauen. Björn Zintels letzter Wurf verfehlte das Ziel; da Zintel allerdings gefoult wurde, gab es nach Spielende nochmals einen direkten Freiwurf. Hier scheiterte Enders allerdings schließlich, so dass die Hagener einen knappen 29:30-Auswärtssieg feiern konnten.
„Wenn ich ehrlich bin, dann haben wir heute einen glücklichen Sieg geholt“, merkte schließlich auch Lars Hepp an, der mit seiner Mannschaft in der Zweibrücker Westpfalzhalle allerdings als durchaus sympathischer Gast aufgetreten war.
„Wir haben uns heute nichts vorzuwerfen, haben alles eingebracht, wozu wir in der Lage sind“, analysierte schließlich Bullacher. „Das war heute auch unser Ziel. Den Rest entscheidet dann eben der Gegner“. Und der kam schließlich zu einem knappen Auswärtssieg. Die SVler allerdings waren mit ihrer Leistung in diesem Spiel insgesamt nicht unzufrieden, so dass sie im Anschluss an die Begegnung auch noch zu ihrer spontanen Nikolausparty im Callis gingen.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken:
Ladi Kovacin und Yannic Klöckner im Tor – Jerome Müller 3, Björn Zintel 9/3, Florian Enders 3 – Philipp Hammann 3, Benni Zellmer 6 – Jonas Denk 3 – Robin Egelhof 2, Erik Pohland, Michael Mathieu, Dorian Vallet.
VfL Eintracht Hagen:
Tobias Mahncke und Maximilian Conzen (ab der 33.) im Tor – Sebastian Schneider 7, Simon Ciupinski 3, Johannes Krause 1 – Marius Kraus 5, Jens Reinarz 4/4 – Julian Renninger 5 -Peer Pütz 2, Johannes Sonnenberg 1, Lukas Tebbe 1, Matthias Aschenbroich 1, Thomas Rink, Dirk van Walsem.
Zeitstrafen: 8:6 min., Siebenmeter 3/3 – 4/4, Zuschauer: 420, Schiedsrichter: Tobias Biehler und Benjamin Discher (Offenburg).
Zweibrücker Löwen verlieren unglücklich gegen den VfL Hagen!
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- Geschrieben von Christian Gauf