SV 64 – HG Saarlouis 25:30 (12:11)
Knapp 900 Zuschauer säumten das Derby der Zweibrücker Löwen gegen die HG Saarlouis in der 3.Handball-Bundesliga. Es fehlten also lediglich noch Hundert Handballfans und die Zweibrücker Westpfalzhalle wäre nach zwei Jahren Coronaeinschränkungen endlich wieder ausverkauft gewesen. Doch auch so war die Halle proppenvoll und die Stimmung erstklassig. Beide Fanlager sorgten mit ihren Trommeln, Klatschern und lautstarken Anfeuerungen für einen prächtigen Derbyrahmen. Und die Mannschaften auf dem Parket lieferten sich, passend zum Ambiente, eine emotionale Partie mit offenem Visier. Obwohl sich weder die HG Saarlouis noch der SV 64 Zweibrücken zum Abschluss der Hauptrunde, unabhängig vom Ausgang des letzten Spiels, in der Tabelle verbessern konnten, spielten beide Teams mit hohem Körpereinsatz. Wer also im Vorfeld eine Begegnung mit Freundschaftsspielcharakter vermutete, der täuschte sich gewaltig. Das Prestigeduell der beiden besten Saarvertreter hatte auch so seinen besonderen Reiz behalten.
In den ersten dreißig Minuten lieferten sich die beiden Kontrahenten ein Spiel auf Augenhöhe. Die Führung wechselte ständig hin und her und keine Mannschaft schaffte es sich entscheidend abzusetzen. Auf Zweibrücker Seite gab Aris Wöschler nach sechs Jahren Abstinenz sein Heim-Comeback in der ersten Mannschaft. Der ehemalige Kapitän, der im letzten Sommer nach seinem Studium wieder in die Heimat zurückgekehrt war und danach aus beruflichen Gründen nur noch im Reserveteam der 64er auflief, bleibt bis Saisonende fester Bestandteil des Drittligisten. Der 28-Jährige hilft seinem Herzensverein damit aus einer großen personellen Notlage, um das große Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Denn mit Benni Zellmer, Christopher Huber, Marko Ivankovic und Sebastian Meister fehlen SV-Trainer Stefan Bullacher wichtige Stützen im ohnehin schon dünn besetzen Kader. Aris Wöschler fügte sich bei seinem Debut zum Projekt Klassenerhalt nach kleinen Anlaufschwierigkeiten mit vier Treffern von Linksaußen gleich prächtig ein.
In die besondere Dramatik der laufenden Saison sind die Zweibrücker Löwen indes völlig unverschuldet geraten. Obwohl sie mit den achten Tabellenplatz das zweitbeste Ergebnis der Vereinsgeschichte erspielten, droht in den nächsten acht Wochen der sportliche Abstieg. Der Deutsche Handballbund hat zum Unverständnis aller Vereine beschlossen, dass die Liga nach den beiden schwierigen Jahren mit Corona um ein Drittel verkleinert wird. Das heißt, dass nach dieser Saison jeder dritte Verein den bitteren Gang in die Oberliga antreten muss. In allen vorherigen Jahren wäre der Klassenerhalt für die 64er bereits jetzt so gut wie sicher.
Doch zurück zum Spiel. Zur Pause hatten die Hausherren mit 12:11 noch verdient die Nase vorne. Nach dem Seitenwechsel übernahmen dann aber die Gäste von der Saar das Kommando. Angetrieben vom überragend aufspielenden Marko Grgic und gestützt auf einen nicht mehr zu bezwingenden Torhüter Darius Jonczyk schlug das Pendel innerhalb von zehn Minuten (38.-48.) zu Gunsten der Grün-Weißen aus. Aus einem knappen 16:17 Rückstand wurde ein deutliches 16:24, das auch gleichzeitig die Vorentscheidung in der unterhaltsamen Partie bedeutete. In der Schlussphase gelang den Gastgebern noch etwas Ergebniskorrektur und Saarlouis gewann das Derby verdient mit 30:25. SV-Trainer Stefan Bullacher gratulierte beim anschließenden Trainergespräch fair zum Sieg und freut sich bereits auf die weiteren wichtigen Spiele im Kampf um den Klassenerhalt: „Saarlouis hat absolut verdient gewonnen. Darek im Tor und Marko im Feld waren von uns nicht zu kontrollieren. Marko hat eine Bundesligakarriere vor sich. Dafür wünsche ich ihm alles Gute. Meine Jungs haben wie immer toll gekämpft, aber es hat heute nicht zum Sieg gereicht. Das Publikum war überragend. Kommt alle in zwei Wochen wieder und unterstützt dieses tolle Team“. In zwei Wochen starten die 64er mit einem Heimspiel gegen den ehemaligen Erstligist VFL Günzburg in die Abstiegsrunde in der 3.Handball-Bundesliga und baut wieder auf eine große Fanunterstützung.
Im Tor: Alexander Dörr, Alexander Sema
Philipp Hammann 3, Tom Ihl 3, Tim Götz 4/3, Philipp Kockler 5, Kevin Knieps 2/1, Niklas Bayer 1, Fabian Naumann, Tom Grieser 2, Aris Wöschler 4
Siebenmeter: 4/5, 2/4
Zeitstrafen: 3/4
Schiedsrichter: Gräf/Risch
Zuschauer: 850