HSG Bieberau-Modau – SV 64 Zweibrücken 28:30 (13:15)
Die Handballer des SV 64 Zweibrücken machten am Samstag einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt. Durch den 30:28-Auswärtssieg beim ehemaligen Zweitligisten HSG Bieberau-Modau verdrängten die Schützlinge von Trainer Stefan Bullacher die Bundesligareserve der Eulen Ludwigshafen vom zweiten Tabellenplatz und sind nun ärgster Verfolger von Spitzenreiter TSV Neuhausen. Am kommenden Samstag um 18 Uhr treffen die beiden Mannschaften in der Zweibrücker Westpfalzhalle zum Spitzenspiel der Klassenverbleibsrunde in der 3. Handball-Bundesliga aufeinander. Durch den vom Deutschen Handball Bund beschlossenen „vermehrten Abstieg“ qualifizieren sich lediglich der Erste und der Zweite für die kommende Drittligasaison.
Die HSG Groß-Bieberau, die als vermeintlicher Favorit mit einem 4:0-Polster in die Runde gestartet war, aber seither dreimal in Folge verloren hatte, stand vor dem Spiel mit dem Rücken an der Wand. Ein Sieg gegen die Zweibrücker Löwen sollte den weiteren Weg zum Klassenerhalt in der 3. Liga ebnen. Und so dominierte die Mannschaft aus dem Odenwald auch während der ersten zehn Minuten die intensiv geführte Partie. Der ukrainische Nationalspieler Leonid Mykhailiutenko traf zum 5:3 Zwischenstand und die körperlich deutlich überlegene Abwehr der Hausherren stand sicher. Doch von nun an sollte sich das Blatt zu Gunsten der Gäste drehen. Marko Ivankovic, der wieder aus Bosnien zurückgekehrt war und für die letzten Spiele in Zweibrücken bleiben wird, gab mit seinen starken Paraden die nötige Sicherheit. Und im Angriff rollte der SV-Express. Mit viel Tempo und schneller Spielfeldüberbrückung schienen die Löwen die großen HSG-Spieler förmlich zu überrennen. Durch einen 11:4-Lauf führten sie fünf Minuten vor dem Seitenwechsel bereits mit fünf Toren Vorsprung (9:14). Doch die sogenannten Falken verkürzten zur Pause noch einmal auf 13:15.
In den zweiten dreißig Minuten knüpften die 64er an ihre starke Phase der ersten Halbzeit an. Die Deckung war beweglich und aggressiv, und ließ den Gastgebern kaum Raum um sich entfalten zu können. Im Angriff spielten sie flüssige Kombinationen und hatten mit Philipp Kockler einen herausragenden Spieler in ihren Reihen. Der 21-Jährige war kaum zu halten und sollte am Ende mit neun Treffern der treffsicherste Schütze der Begegnung werden. Als Aris Wöschler eine viertel Stunde vor dem Ende den Treffer zur beruhigenden 23:18-Führung erzielte, deutete alles auf einen klaren Auswärtssieg der Löwen hin. Doch nach zwei roten Karten innerhalb von sechs Minuten gegen Tom Grieser und Nils Wöschler drohte die Partie tatsächlich noch einmal zu kippen. Bieberau holte Tor um Tor auf und schaffte beim 27:27 (57.) den Ausgleich. Am Ende behielten die 64er allerdings die Nerven. Ein Doppelschlag von Philipp Kockler und ein Treffer von Aris Wöschler sicherten den verdienten 28:30-Auswärtssieg.
Nach dramatischen Niederlagen, wie auch nach besonderen Siegen, rückt im sportlichen Wettkampf häufig der faire Umgang miteinander in den Fokus. Größe zeigen – nennt man das im Kontext nach emotionalen Begegnungen. Dass, dies auch nach Spielen möglich ist, in denen der Druck vor und während der Partie aufgrund ihrer Wichtigkeit extrem hoch war, bewiesen die beiden Trainer Ralf Ludwig (Groß-Bieberau) und Stefan Bullacher (Zweibrücken) im besonderem Maße. Im Anschluss an die Drittligabegegnung, die für beide Vereine einen hohen richtungsweisenden Charakter hatte, stand bei der Pressekonferenz vor allem der Respekt vor dem jeweiligen Gegner im Mittelpunkt. Ein sichtlich niedergeschlagener HSG-Coach Ludwig gratulierte in erster Linie zum verdienten Sieg der Gäste: „Wir brauchen nicht lange drum herum zu reden. Wahrscheinlich sind wir heute abgestiegen. Doch wir müssen akzeptieren, dass Zweibrücken heute in allen Belangen die bessere Mannschaft war und sie dieses Spiel absolut verdient gewonnen hat. Auch wenn es am Ende noch einmal knapp geworden ist, hatten sie die bessere Spielanlage, mehr Tempo und auch mehr Einsatz. Ich leide mit Groß-Bieberau und der ganzen Handballregion, aber heute gab es einen verdienten Sieger und der heißt Zweibrücken“. Stefan Bullacher von den 64ern hingegen sonnte sich nicht im Glanz des wichtigen Auswärtssieges, sondern analysierte nüchtern und fühlte mit den deprimierten Hausherren: „Ich bin einfach nur glücklich, dass wir gewonnen haben. Der Druck war unglaublich groß und die Nerven zum Zerreißen angespannt. Ich bin jetzt fix und fertig und denke, dass das Spiel am Ende nach den zwei roten Karten auch hätte kippen können. Ich weiß genau wie man sich in so einer Situation als Verlierer fühlt und bin froh, dass meine Jungs und ich davon verschont geblieben sind. Beide Mannschaften haben sich nichts geschenkt“. Danach umarmten sich beide Übungsleiter herzlich und wünschten sich für den weiteren Saisonverlauf alles Gute.
Am kommenden Samstag empfangen die Löwen um 18 Uhr den ungeschlagenen Spitzenreiter TSV Neuhausen in der Zweibrücker Westpfalzhalle und hoffen wieder auf die gewohnte lautstarker Unterstützung ihrer Fans.
Im Tor: Alexander Dörr und Marko Ivankovic,
Philipp Hammann 1, Sebastian Meister 1, Tom Ihl 1, Tim Götz 2, Philipp Kockler 9, Niklas Bayer 4, Tom Grieser 1, Aris Wöschler 2, Nils Wöschler 4, Kevin Knieps 5/2,
Siebenmeter: 3/3, 2/3
Zeitstrafen: 4/5, Rote Karten: Tom Grieser, Nils Wöschler (beide SV 64), Leonid Mykhailiutenko (Bieberau), Schiedsrichter: Kijowsky/Strüder
Zuschauer: 280