„Wir haben heute ein Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften gesehen, das am Ende auch durch etwas mehr Glück auf der einen und etwas mehr Pech auf der anderen Seite entschieden wurde“, resümierte SV-Trainer Stefan Bullacher nach 60 spannenden Minuten am Samstagabend beim Drittligaspiel der Zweibrücker Löwen gegen den Tabellennachbarn TV Korschenbroich, das seine Mannschaft letztlich knapp mit 32:30 (13:14) verlor.
Tatsächlich lieferte seine Mannschaft ein ganz hervorragendes Spiel ab, war gegen den früheren Zweitligisten immer auf Augenhöhe und durfte sich am Ende auch über einige unglückliche Schiedsrichterentscheidungen ärgern. „Die Schiedsrichterleistung war heute aber deutlich überdurchschnittlich“ fand SV-Trainer Stefan Bullacher auch lobende Worte in Bezug auf das Schiedsrichtergespann. Sie passte zu dem guten und fairen Drittligaspiel.
In der Anfangsphase dauerte es etwas, bis die junge SV-Truppe ihre Nervosität abgelegt hatte. Nach dem 3:1-Zwischenstand in der fünften Spielminute, und einer bis dahin kritikwürdigen Chancenverwertung, erzielten Benni Zellmer und Robin Egelhof den 3:3-Ausgleichstreffer.
Egelhof, der in der Woche vor Weihnachten einen Lehrgang mit der Jugendnationalmannschaft absolvieren durfte und dort unheimlich viel Selbstvertrauen tankte, spielte auch in Korschenbroich wieder ganz stark, zeigte in der Defensive gegen Nicolai Zidorn bzw. Michel Mantsch, die überwiegend im linken Rückraum der Gastgeber agierten, eine stabile Defensivleistung und überzeugte auch im Angriff. Da vertrat er den am Knie verletzten Torjäger Jerome Müller ganz vorzüglich und steuerte schließlich neun Tore, darunter auch ein tolles Kempa-Tor, bei.
Wie sich bereits in der letzten Woche im Training angedeutet hatte, waren die SVler in personeller Hinsicht allerdings schon stark gehandicapt. Der weiterhin an einer Knieverletzung laborierende Kubo Balaz und Jonas Denk fehlten ebenso, wie Keeper Yannic Klöckner. Aris Wöschler konnte spielen, ihm war allerdings die lange Trainingspause durchaus noch anzumerken. Zudem war der seit den Länderspielen beim Sparkassencup in Merzig am Knie verletzte Torjäger Jerome Müller nur als moralische Unterstützung nach Korschenbroich mitgefahren, nahm als Betreuer auf der Zweibrücker Auswechselbank Platz.
Als Björn Zintel allerdings in der ersten Hälfte zweimal vom Siebenmeterstrich an Korschenbroichs Keeper Benedikt Köß scheiterte, ließen die 64er Müller ins Spielprotokoll nachtragen. Mitspielen konnte er zwar nicht – aber drei Siebenmeter verwandelte der Jugendnationalspieler im zweiten Durchgang dann doch.
Mit einem Durchschnittsalter von 20,3 Jahren stellten die 64er am Samstagabend wieder eine ganz junge Mannschaft, die allerdings hervorragend zusammen spielte. Mit Benni Berz, Björn Zintel, Robin Egelhof, Nils Wöschler, dem sporadisch eingesetzten Jerome Müller und Patrick Bach hatte Bullacher wieder sechs A-Jugendliche aufgeboten.
Patrick Bach, der in der 24. Spielminute einen Gegenstoß verwandelte und damit sein erstes Tor in der dritten Liga erzielte, wird dieses Tor bestimmt nie vergessen. Denn der Kreisläufer zog sich eine schmerzhafte und stark blutende Wunde am Daumen der linken Hand zu und konnte anschließend nicht mehr mitwirken.
Bis zur Halbzeitpause blieben die SVler dann am Drücker und führten beim Seitenwechsel nach überzeugender Leistung mit 14:15.
Ihre erste Schwächephase nahmen sich die Zweibrücker Löwen dann zwischen der 35. und 40. Spielminute, als die Gastgeber einen 15:17-Rückstand in eine 19:17-Führung umzuwandeln vermochten. In dieser Phase war es immer wieder Henrik Schiffmann, der aus der zweiten Reihe für die Gastgeber traf. Und Kreisläufer Marcel Görden, den die Zweibrücker Defensive am Samstag dennoch grundsätzlich wesentlich erfolgreicher bekämpfte, als noch im Hinspiel, erzielte nun ganz wichtige Treffer, zweimal sogar unter größter Bedrängnis per Rückhandwürfe.
„Solch einen Kreisläufer hätte ich auch gerne in meinem Kader“, fand SV-Coach Stefan Bullacher hier spontan lobende Worte für den gegnerischen Kreisläufer.
Hatte SV-Keeper Ladi Kovacin in der ersten Hälfte noch sechs Paraden gezeigt und damit eine ähnliche Quote wie sein Gegenüber Köß, agierte er im zweiten Durchgang größtenteils recht glücklos und räumte dann auch in der 52. Spielminute seinen Platz im SV-Tor für Benedikt Berz. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gastgeber mit 28:24 in Front und vieles deutete jetzt auf einen doch klaren Heimsieg.
Jetzt aber zeigte die junge SV-Truppe eine ganz tolle Moral, kämpfte – und holte wieder auf. Zwischen der 54. und 56. Minute erzielten Björn Zintel, Jerome Müller mit seinem dritten Siebenmeter und Robin Egelhof drei Tore in Serie – und die Zweibrücker Löwen waren erneut auf Schlagdistanz zum erfahrenen Kontrahenten.
Benni Zellmer gelang in der 59. Minute erneut der Anschlusstreffer zum 31:30. 35 Sekunden vor Spielende kamen die 64er dann noch einmal in Ballbesitz, als Berz einen Wurf aus dem Rückraum parierte. Der 17jährige reagierte blitzschnell, leitete einen langen Gegenstoß ein. Sein Pass sollte die zum Gegenstoß weggelaufenen Philipp Hammann, Benni Zellmer oder Nils Wöschler erreichen, war aber leider etwas zu flach und wurde vom einzigen zurück geeilten Korschenbroicher Spielter, Michel Mantsch, abgefangen. In den letzten 25 Sekunden spielten die cleveren Gastgeber die Zeit dann erfolgreich herunter, profitierten hier ein wenig von der Tatsache, dass das Schiedsrichtergespann in dieser Phase die erkennbare Passivität nicht unterband und so die letzten Sekunden verstrichen.
So kamen die Gastgeber durch Spielmacher Christoph Gelbke wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff zum spielentscheidenden 32:30-Treffer und jubelten nach dem Spiel über einen glücklichen Sieg.
„Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich heute hochzufrieden, sie hat das unter diesen personellen Voraussetzungen prima gemacht. Mit dem Ergebnis bin ich verständlicherweise nicht zufrieden“, sagte SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem Spiel bei der Pressekonferenz in der Korschenbroicher Waldsporthalle. „Das Spiel hätte auch unentschieden oder mit einem knappen Sieg für uns ausgehen können“.
TVK-Trainer Ronny Rogawska sagte, dass er sich in weiten Teilen den Ausführungen seines Trainerkollegen anschließen könnte. „Wir haben heute einen glücklichen Sieg eingefahren“. Und dann gab der Däne den SV-Jungs noch ein tolles Kompliment mit auf den Nach-Hause-Weg. „Ihr seid eine sympathische Truppe und macht eine tolle Arbeit, macht weiter so“.
TV Korschenbroich: Benedikt Köß und Almantas Savonis (bei einem Siebenmeter) im Tor – Henrik Schiffmann 7, Christoph Gelbke 5, Nicolai Zidorn 2 – Matthias Deppisch 3, Max Zimmermann 2 – Marcel Görden 6/2 – Justin Müller 3, Michel Mantsch 2, Philipp Liesebach 2, Markus Neukirchen und Maximilian Schreiner.
SV 64 Zweibrücken: Ladislav Kovacin und Benedikt Berz (ab der 52.) im Tor – Robin Egelhof 9, Björn Zintel 9/2, Florian Enders 2 – Philipp Hammann, Michael Mathieu – Benni Zellmer 5 – Jerome Müller 3/3, Aris Wöschler 1, Patrick Bach 1, Nils Wöschler, Erik Pohland.
Zeitstrafen: 4:6 Minuten, Siebenmeter: 5/3 – 6/4, Zuschauer: 450, Schiedsrichter: Tobias Gehle / Stephan Osebold (Sprockhövel / Hagen).