Mit einem nicht unbedingt erwarteten Punktgewinn im Auswärtsspiel beim Tabellendritten HSG Krefeld kehrten die Zweibrücker Löwen am Sonntagabend nach Zweibrücken zurück.
„Wenn nach einem guten, spannenden und zum Teil hochklassigen Drittligaspiel die Spieler, Trainer, Betreuer und Fans beider Mannschaften unzufrieden, teilweise sogar wütend sind, dann kann hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein“, nahm SV-Trainer Stefan Bullacher anlässlich der Pressekonferenz in der Krefelder Sporthalle Königshof zu einem Sachverhalt Stellung, wie er es für gewöhnlich nicht tut. Damit ging Bullacher auf eine ungewöhnlich schwache Schiedsrichterleistung ein, in der dem Schiedsrichtergespann aus Ostwestfalen zumindest eine fehlende Linie in vielen zu kritisierenden Punkten attestiert werden musste.
„Mit dem Unentschieden bin ich aber schon nicht unzufrieden“, beschrieb der Zweibrücker Trainer auch einen Sachverhalt, den die etwa 400 Zuschauer unmittelbar nach dem Schlusspfiff ohnehin hatten beobachten können. Während die Spieler des Tabellendritten nämlich die Köpfe hängen ließen, tanzten und bejubelten die 64er ihren erneuten Punktgewinn in fremden Hallen.
Krefelds Trainer Olaf Mast war bei seiner Spielanalyse im Wesentlichen auf eine Szene kurz vor Spielende eingegangen, als er nach einer Abwehraktion Patrick Bachs gegen Hannes Hombrink einen Siebenmeterpfiff erwartet hatte. Sicher wäre dies in dieser Szene auch vertretbar gewesen. Allerdings hatten die Schiedsrichter in der Szene unmittelbar davor auch versäumt, einen weiteren Spieler Krefelds mit einer Zeitstrafe hinauszuschicken, die fällig gewesen wäre, wenn mit gleichem Maßstab wie bei den Aktionen zuvor gewertet worden wäre. Und ob die Gastgeber in doppelter Unterzahl dann noch einen vernünftigen Angriff zustande gebracht hätten oder ob sie vielleicht in den noch zu spielenden 30 Sekunden in eine Passivsituation geraten wären, darüber diskutierten nach dem Spiel insbesondere die Zweibrücker Akteure mit ihren Fans. Immerhin sieben Zweibrücker Zuschauer hatten übrigens die 340 km einfache Fahrstrecke auf sich genommen, wobei Till Wöschler beispielsweise auch aus seinem Studienort Köln nach Krefeld kam um seinen Brüdern zuzuschauen.
Mast berichtete anschließend auch noch vom Sachverhalt, dass sich alle Mannschaften in der 3. Liga jedes Wochenende neuen Aufgaben stellen und dass sie sich weiterentwickeln müssen und verpackte in diese Aussage ebenfalls eine klare Kritik an dem Schiedsrichtergespann.
Dass beide Mannschaften am Sonntagabend den Sieg hätten mitnehmen können, darüber bestand in der Halle durchaus Übereinstimmung. Beide Teams konnten sich auf starke Torhüterleistungen verlassen. Bei den Gastgebern hielt Philipp Ruch gut, im Zweibrücker Tor überzeugte erneut Ladi Kovacin.
Einzig die Tatsache, dass der Zweibrücker Keeper in der 45. Spielminute zwei seiner „gefürchteten“ Gegenstoßpässe nicht anbrachte, war hier zumindest aus SV-Sicht bemerkenswert. Kovacin ließ sich aber nicht davon abhalten, es weiter zu probieren, mit der Folge, dass Philipp Hammann in der 47. Spielminute per Tempogegenstoß den 17:17-Ausgleichstreffer erzielte.
Aris Wöschler war am Samstagabend ebenfalls einer der Spieler, die von den eher seltsamen Schiedsrichterentscheidungen in besonderem Maße betroffen waren. Denn in der 57. Minute wurde der Zweibrücker Mannschaftskapitän mit der dritten Zeitstrafe disqualifiziert, und zumindest zwei der drei Zeitstrafen waren aus Zweibrücker Sicht eher ungewöhnlich.
Während sicher beiderseits einige technische Fehler insbesondere auch dem hohen Tempo, das beide Mannschaften in Krefeld anschlugen, geschuldet waren, brachte mit Florian Enders auf Zweibrücker Seit ein Spieler die stärkste Leistung, der seit der Weihnachtspause in einer echten Hochform agiert. Mit acht Toren, darunter auch zwei Siebenmeter, hatte Enders einen großen Anteil am überraschenden Punktgewinn. Torjäger Jerome Müller steuerte ebenfalls wieder sieben Treffer bei.
Nach dem 3:1-Zwischenstand in der siebten Spielminute übernahmen die SVler das Kommando, glichen aus und lagen in der 13. Minute mit 4:7 in Front. Kurz zur Halbzeitpause glichen die Gastgeber dann zum 11:11-Halbzeitstand aus.
Der Start in die zweite Hälfte geriet dann aus Zweibrücker Sicht völlig daneben. Trotz eigener Überzahl gerieten die 64er mit 14:11 in Rückstand und brauchten nun bis zur 47. Minute, ehe sie beim 17:17 erstmals wieder auszugleichen vermochten.
Selbst in Führung zu gehen, vermochten sie nicht mehr. Aber sie kamen 30 Sekunden vor dem Spielende nochmals zum Ausgleichstreffer und hielten dieses Ergebnis dann bis zum Schlusspfiff.
Somit haben die 64er in ihrem 19. Saisonspiel das erste Unentschieden erkämpft, sind seit vier Spielen ungeschlagen, belegen nun mit 23:15 Punkten den sechsten Tabellenplatz der dritten Liga West und müssen an den beiden folgenden Wochenenden zunächst bei Spitzenreiter Ferndorf und dann beim Tabellenletzten in Wiesbaden antreten. Schwere Spiele also für die junge SV-Mannschaft, ehe es am 28. Februar zu Hause gegen den VfL Gladbeck weitergehen wird.
HSG Krefeld:
Philipp Ruch und Nils Schmidt (n.e.) im Tor – Maik Schneider 3, Tim Gentges 2, Andre Loschinski 1 – Thomas Phlak 3/2, Lukas Schmitz 3 – Gerrit Kuhfuss 2 – Mirco Szymanowicz 3, Hannes Hombrink 3, Michael Wittig 3, Gerit-Christopher Fietze und Marc Pagalies.
SV 64 Zweibrücken:
Ladi Kovacin und Benedikt Berz (n.e.) im Tor – Jerome Müller 7, B jörn Zintel 5, Florian Enders 8/2 – Philipp Hammann 2, Michael Mathieu – Aris Wöschler – Benni Zellmer 1, Nils Wöschler, Patrick Bach.
Zeitstrafen: 10:16 min., rote Karte: Aris Wöschler (3 x 2 min.), Siebenmeter: 4/2 – 2/2, Zuschauer: 400, Schiedsrichter: Christian Dux und Bennett Follmert (Paderborn / Lemgo).
Die weiteren Infos zum Spiel bzw. die Spielberichte erscheinen heute in den beiden Artikel in der Rheinpfalz und im Pfälzischen Merkur und werden auf unserer Homepage vorgestellt.