Ohne echte Chance waren am Samstagabend die Zweibrücker Löwen im Drittliganachholspiel des neunten Spieltages beim Tabellenführer TuS Ferndorf. Es gelang ihnen nur etwa zehn Minuten, die Begegnung offen zu halten; am Ende quittierten sie eine deutliche 35:23 (18:10)-Niederlage.
Der überragende Lukas Puhl im Ferndorfer Tor, eine aggressive und bewegliche 6:0-Abwehrformation sowie ein beeindruckendes Angriffs- und insbesondere Konterspiel waren die spielentscheidenden Faktoren in dieser Begegnung.
Hinzu kam, dass die 64er in der Abwehr und im Angriff nicht an ihr oberes Leistungslevel herankamen, was gegen diese Spitzenmannschaft allerdings notwendig gewesen wäre.
Beim Nachholspiel in der Kreuztaler Sporthalle waren am Samstagabend fast 900 Zuschauer Augenzeuge dieses souveränen Auftritts des Tabellenführers.
„Wir haben heute einen verdienten Sieger gesehen“, lobte deshalb SV-Trainer Stefan Bullacher anlässlich der Pressekonferenz die Ferndorfer Truppe, die mit großer individueller Klasse insbesondere in der Abwehr das Spiel früh zu den eigenen Gunsten entschied.
Sein Ferndorfer Trainerkollege Erik Wudtke fand bei der Pressekonferenz dennoch auch lobende Worte für die junge SV-Truppe. „Ich bin glücklich, dass wir das Spiel so schnell in den Griff bekommen haben, denn wir wussten, dass Zweibrücken sehr bewegliche und gut ausgebildete Spieler hat.
Wudtke hatte allerdings in der aggressiven und beweglichen Abwehrformation das richtige Rezept gegen die 64er gefunden. Wobei die SV-Angreifer gerade in der Phase, als die Gastgeber wegzuziehen vermochten, gut spielten, die Ferndorfer Abwehr regelmäßig ins Laufen brachte und dann auch die richtigen Nahtstellen im Deckungsverband fanden, mit ihren Würfen allerdings durchaus auch Pech hatten oder einfach nur am guten Ferndorfer Schlussmann scheiterten.
„Für mich ist Zweibrücken der beste Aufsteiger. Sie haben ein klares Konzept und starke Spieler“, merkte der Ferndorfer Coach jedenfalls weiter an. Und:„Meine Mannschaft ist da unter anderem in körperlicher Hinsicht einfach drei bis vier Jahre weiter“.
Dies zeigte sich insbesondere in den Zweikämpfen, die die 64er mit Bennet Johnen und Moritz Barkow, den Ferndorfer Kreisläufern, zu führen hatten – und da war die unterschiedliche Gewichtsklasse schon regelmäßig zu spüren.
Bullacher hingegen war durchaus enttäuscht, weil seine Mannschaft zwischen der 15. und 30. Spielminute ihr taktisches Konzept erkennbar aufgegeben hatte, stattdessen häufig ohne Vorbereitung aus dem Rückraum drauflos ballerte. Mit sehr geringem Erfolg, denn in dieser Phase der Begegnung hatte die Ferndorfer Defensive mit diesen Würfen in der Regel keinerlei Probleme.
So zogen die Gastgeber bis zur Pause bereits vorentscheidend auf 18:10 weg.
Mit dem Ziel, es in der zweiten Hälfte einfach etwas besser zu machen, starteten die Zweibrücker Löwen dann in den zweiten Durchgang – und vergaben direkt erneut drei hundertprozentige Chancen. Anstatt hier nochmals auf fünf Tore heranzukommen war das Spiel in der 34. Minute bei der erstmaligen zehn-Tore-Führung der Ferndorfer vielmehr entschieden.
Auch anschließend blieben die 64er aus dem Rückraum immer wieder einmal am Abwehrbollwerk der Gastgeber hängen. Insbesondere Spielmacher Björn Zintel hatte am Samstagabend wenig „Wurfglück“, erzielte seinen ersten Treffer erst drei Minuten vor Spielende – und das bezeichnenderweise nicht aus dem Rückraum sondern vom Kreis aus.
Die Fehlerquote von 37 Fehlversuchen und 9 technischen Fehlern bestätigte dann allerdings im Nachhinein auch das hohe Tempo, das beide Teams am Samstagabend an den Tag gelegt hatten.
Fast 70 Angriffe ließen beide Mannschaften jeweils auf das gegnerische Tor zurollen – mit einer deutlich höheren Erfolgsquote natürlich auf Seiten des Tabellenführers.
Einen sehr emotionalen Moment gab es schließlich in der 50. Spielminute. Da wechselte Erik Wudtke unter dem lautstarken Beifall der 900 Zuschauer den Spieler mit der Nr. 7, David Breuer für einen Siebenmeter ein.
Der frühere Zweitligaspieler erzielte gegen Yannic Klöckner in dieser Phase das Tor zur 29:17-Führung.
Die besonderen Emotionen waren hier deshalb im Spiel, weil Breuer zu Beginn der Runde die niederschmetternde Diagnose Hodenkrebs erhielt und sich im letzten dreiviertel Jahr zahlreichen Untersuchungen und einer Chemotherapie unterziehen musste.
Im Ferndorfer Hallenheft hatte das Redaktionsteam dem 32 jährigen über mehrere Seiten ein bewegendes Interview ermöglicht, in dem Breuer seinen Kampf gegen den Krebs beschrieb. Angesichts dieser Geschichte rückte natürlich auch das Ergebnis des flotten Drittligaspieles etwas in den Hintergrund.
Die Ferndorfer freuten sich am Faschingssamstag jedenfalls über ein „volles Haus“ und den 18. Sieg in Serie und scheint optimal gerüstet für das absolute Topspiel am 27.2. beim einen Punkt schlechteren VfL Hagen!
Für die 64er war diese Niederlage beim Spitzenreiter nach zuletzt 7:1 Punkten kein Beinbruch, obwohl es die höchste Saisonniederlage war. Am kommenden Samstag geht es mit dem Auswärtsspiel gegen die HSG Wiesbaden weiter.
Bullacher nutzt bei der Pressekonferenz am Ende noch die Gelegenheit, ein Wort zur Schiedsrichterleistung zu sagen: „Ich habe letzte Woche in Krefeld die Schiedsrichter sehr kritisiert“, erklärte Bullacher, „heute muss ich diesem Schiedsrichtergespann ein großes Kompliment machen; ich wäre froh, wenn wir immer solche Schiedsrichter hätten“.
Auf einen Blick:
TuS Ferndorf:
Lukas Puhl und Kai Rottschäfer (n.e.) im Tor – Julian Schneider 4, Alexander Koke 5/4, Heider Thomas 3 – Kevin John 3, Daniel Mestrum 3 – Bennet Johnen 3 – Moritz Barkow 7, Patrick Bettig 3, Simon Breuer 3, David Breuer 1/1, Philipp Keusgen, Kai Ronge,
SV 64 Zweibrücken:
Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (bei einem 7m) im Tor – Jerome Müller 9/1, Björn Zintel 1, Florian Enders 1 – Philipp Hammann 2, Benni Zellmer 1 – Aris Wöschler 6 – Michael Mathieu 2, Robin Egelhof 1, Jonas Denk und Patrick Bach.
Zeitstrafen: 2:4 Min., Siebenmeter: 5/5 – 1/1, Zuschauer: 860, Schiedsrichter: Christian und David Hannes (Aachen und Dortmund).
Zweibrücker Löwen kassieren höchste Saisonniederlage beim Meisterschaftsfavoriten!
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- Geschrieben von Christian Gauf