Unter weitgehender Vernachlässigung der Defensivarbeit boten die beiden Drittligateams der Zweibrücker Löwen und des VfL Gladbeck am Samstagabend den etwa 450 Zuschauern in der Zweibrücker Westpfalzhalle ein kurzweiliges Handballspiel.
Das 36:33 (19:16) bedeutete aus Zweibrücker Sicht dabei zum Einen die meisten erzielten Tore in einem Drittligaspiel, zum anderen aber auch die Punkte 26 und 27 in der laufenden Saison der 3. Liga West – und damit ist wohl auch das Saisonziel, der Drittligaklassenerhalt souverän gemeistert.
Dass in diesem Spiel dabei insgesamt 69 Tore fielen, obwohl mit Jerome Müller auf Seiten der 64er und mit Max Krönung auf Seiten der Gäste, die beiden Toptorschützen beider Mannschaften gar nicht dabei waren, war vielleicht schon etwas überraschend.
Während „Polizist“ Krönung die weiteste Reise zu einem Gladbecker Auswärtsspiel überhaupt nicht mit antrat, saß Jerome Müller zwar auf der Zweibrücker Auswechselbank, ohne allerdings auch nur eine Minute gespielt zu haben. Der Zweibrücker Torjäger hatte wegen einer Schulterverletzung schon die ganze Woche über nicht trainieren können und wurde deshalb geschont.
Als Vertretung des Linkshänders zeigte dann mit Robin Egelhof aber ein weiterer Spieler aus dem A-Jugend-Bundesligakader ein ganz starkes Spiel und erzielte sechs Tore für den Aufsteiger. Überragender Spieler bei den Zweibrücker Löwen war am Samstagabend allerdings mit Björn Zintel der Spielmacher der 64er, der 13 Tore zum umkämpften Heimsieg beisteuerte und dabei seine Fehlerquote aus den beiden letzten Spielen ganz drastisch reduzierte. In Ferndorf und zuletzt in Wiesbaden war es für den Abiturienten nicht optimal gelaufen.
„Das war heute eine enorme kämpferische Leistung mit einem überragenden Björn Zintel“, hatte dann auch SV-Trainer Stefan Bullacher ein großes Lob für den Jugendnationalspieler parat – und fasste mit dieser Aussage das ganze Spiel in kurzen Worten genau zusammen.
„Beide Mannschaften mussten heute allerdings auch mit der Hypothek antreten, ihre besten Torschützen nicht dabei zu haben“, ging Bullacher auch noch einmal auf das Fehlen der Toptorschützen ein. Denn Max Krönung, der Gladbecker Torjäger wird derzeit mit 153 Toren in der Torschützenliste der 3. Liga West an Platz 2, Jerome Müller mit 148 Toren an Platz 3 geführt, wobei der Zweibrücker Jugendnationalspieler bekanntermaßen im Spiel gegen den TBV Lemgo 2 ja noch zehn Treffer mehr erzielt hatte, die in der offiziellen Wertung ja rausgefallen sind.
Am Samstagabend entwickelte sich trotz des Fehlens der beiden Toptorschützen ein spannendes Drittligaspiel, in dem sich lange Zeit keine Mannschaft abzusetzen vermochte. So gingen die 64er zwar durch Tore Robin Egelhofs und Björn Zintels mit 2:1 in Führung, danach übernahmen allerdings zunächst einmal die Gäste das Spielgeschehen, gingen mit 2:4 in Front und lagen auch in der zehnten Spielminute beim 4:6-Zwischenstand noch vorne. „In dieser Phase war unsere Spielanlage gut, wir haben aber einfach zu viele dumme technische Fehler gemacht“, ärgerte sich SV-Trainer Stefan Bullacher hier über eine zu diesem Zeitpunkt recht hohe Fehlerquote. Eine erste Umstellung Bullachers betraf deshalb die Defensive, als er Mannschaftskapitän Aris Wöschler für Benni Zellmer auf die vorgezogene Abwehrposition beorderte. Damit stand die Abwehrformation der 64er stabiler.
Innerhalb von drei Minuten gelangen den Zweibrücker Löwen nun durch zwei Treffer des überragenden Björn Zintel und jeweils einem Treffer der beiden Außen Philipp Hammann und Benni Zellmer ein Zwischenspurt zur 8:6-Führung. In dieser Phase nahm Gladbecks Trainer Sven Deffte sein erstes „Team-Time-out“ und dabei geringfügige Änderungen in der eigenen Defensivausrichtung vor. Damit erreichte er, dass wiederum seine Mannschaft drei Tore in Serie erzielte und in der 15. Minute beim 8:9-Zwischenstand wieder vorne lag.
In dieser Phase des Spieles hatte die Zweibrücker Defensive große Probleme mit dem Gästerückraum, wo Thorben Mollenhauer, insbesondere aber auch Björn Sankalla, der Max Krönung hervorragend vertrat, immer wieder erfolgreich waren.
Während Gladbecks Keeper Tim Deffte im ersten Durchgang allerdings kaum einmal „eine Hand an den Ball bekam“, vermochte sich Ladi Kovacin im SV-Tor, der erst in der 17. Minute einmal einen gegnerischen Rückraumwurf parierte, nun merklich zu steigern.
Dies half seiner Mannschaft jedenfalls auch, um im Schlussspurt des ersten Durchgangs zum 19:16-Halbzeitstand wegzuziehen, erstmals also auch eine „Drei-Tore-Führung“ herauszuwerfen.
Diesen Vorsprung verteidigte die junge Zweibrücker Mannschaft im zweiten Durchgang dann mit viel Herz und Kampfkraft.
Dabei war Rückkehrer Tim Burkholder aus Zweibrücker Sicht durchaus auch ein Faktor, dem nach anfänglich nervösem Beginn und technischen Fehlern im ersten Durchgang dann in der zweiten Hälfte zunächst in der 47. Spielminute während einer Zeitstrafe gegen Aris Wöschler das wichtige 28:26 und kurz darauf bei angezeigtem Passivspiel das 29:26 gelang, und der dann zwischen der 51. und 53. Spielminute erneut durch einen Doppelschlag den 32:29-Zwischenstand besorgte.
Genau an diesen Treffern lässt sich aber auch festhalten, dass die Gladbecker Gäste nie aufsteckten, immer torgefährlich waren und unter anderem beim 30:29-Zwischenstand in der 50. Spielminute auch noch alle Chancen hatten, das Spiel vielleicht doch zu ihren Gunsten zu entscheiden.
Wichtig war aus Sicht der Zweibrücker Löwen jedenfalls, dass sie die Führung verteidigten, dass also die Gäste nie mehr zum Ausgleichstreffer kamen.
Damit überstanden die 64er auch die letzte heikle Phase, als Robin Egelhof 90 Sekunden vor Spielende eine Zeitstrafe erhielt und Lukas Krings per Siebenmeter nochmals auf 35:33 verkürzte. Eine Gegenstoßchance erarbeiteten sich die Gäste noch einmal, der lange Pass kam allerdings nicht an. Somit war es schließlich der an diesem Tage beste SV-Spieler Björn Zintel, der in Unterzahl gegen die nun sehr offensiv verteidigende Gladbecker Abwehr das umjubelte Tor zum 36:33-Endstand erzielte.
Die beiden Zweibrücker Jugendnationalspieler durften dann nach Spielende ebenso wie SV-Trainer Stefan Bullacher noch zum Interview bei Thomas Wollscheid antreten, der mit einem Team des Saarländischen Rundfunks dieses Drittligaspiel aufgenommen hatte.
Durch den umkämpften Heimsieg schafften die SVler zumindest am Samstagabend ein Vorrücken auf den dritten Tabellenplatz der 3. Liga West, eine Platzierung, die vor der Saison sicher niemand den Zweibrücker Löwen zugetraut hätte.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (ab der 46.) – Robin Egelhof 6, Björn Zintel 13/2, Florian Enders 2 – Philipp Hammann 4, Benni Zellmer 2 – Aris Wöschler 2 – Tim Burkholder 4, Jonas Denk 3, Patrick Bach und Jerome Müller (n.e.).
VfL Gladbeck: Tim Deffte, Michael Schmidt (von der 49. bis 55.) Justin Sieg (ab der 55.) im Tor – Björn Sankalla 9, Lukas Krings 7/4, Thorben Mollenhauer 10 – Pascal Kunze 1, Florian Bach 3 – Sebastian Dreiszis 2 – Frederik Steinbach 1, Marius Leibner, David Kryzun und Don Singh Toor.
Zeitstrafen: 10:6 Min., Siebenmeter: 2/2 – 5/4, Zuschauer 450, Schiedsrichter: Henning Bargmann / Daniel Stein (Bornheim/Koblenz).
Zweibrücker Löwen in der Momentaufnahme auf Platz 3 der 3.Liga West!
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- Geschrieben von Christian Gauf