Mit dem allerletzten Aufgebot haben sich die Zweibrücker Löwen am Samstagabend bei dem im Abstiegskampf befindlichen Neusser HV beachtlich aus der Affäre gezogen und eine dennoch vermeidbare 34:31 (16:14)-Niederlage eingehandelt.
„Ich bin aber unheimlich stolz auf meine Mannschaft“, fand SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem Kampfspiel in der Neusser Hammerfeldhalle lobende Worte für seine Truppe. „Ich habe gestern zwei Jungs aus dem Ruhestand geholt, damit wir heute nach sieben Ausfällen in Mannschaftsstärke auflaufen konnten“, schob der Zweibrücker Coach direkt die Begründung hinterher.
Nach den Ausfällen von Jerome Müller, Björn Zintel, Kubo Balaz, Erik Pohland, Robin Egelhof, Nils Wöschler und Patrick Bach hatte Bullacher mit Torben Rixecker und Marian Müller zwei alte Weggefährten reaktiviert, die am Samstag kurzentschlossen ihre Handballschuhe einpackten, sich nachmittags um 14 Uhr mit nach Neuss auf den Weg machten und dort dabei waren, um der „Stammbesetzung“ auch einige Ruhepausen gönnen zu können.
Mit Mannschaftskapitän Aris Wöschler, der zuletzt immer am Kreis spielte, im linken Rückraum, Rechtshänder Tim Burkholder im rechten Rückraum und Florian Enders auf der Spielmacherposition, dazu die beiden Außen Philipp Hammann und Benni Zellmer sowie am Kreis Jonas Denk, starteten die 64er in die schwierige Aufgabe, in Neuss möglicherweise doch zu überraschen und eventuell etwas Zählbares mit nach Zweibrücken zu bringen.
Als Florian Enders bereits in der fünften Minute mit seinem Gegenspieler zusammen gestoßen war und sich sein schmerzendes Knie auf der Auswechselbank mit Eis kühlen musste, kam mit Michael Mathieu ein Spieler aufs Parkett, der in den letzten beiden Wochen krankheitsbedingt genau eine Trainingseinheit mitmachen konnte.
Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gastgeber nach schnellen Toren von Ivan Cosic und Torjäger Christopher Klasmann bereits mit 3:1 in Front. Dass diese Begegnung wohl dennoch einen engen Verlauf nehmen würde, belegten dann die folgenden Spielminuten, als die Gäste binnen drei Minuten durch Tore von Benni Zellmer, Tim Burkholder und Aris Wöschler selbst mit 3:4 in Führung zu gehen vermochten.
Beim 6:7-Zwischenstand nach einer Viertelstunde waren die SVler im ersten Durchgang dann letztmalig in Front, ehe die Gastgeber durch einen Zwischenspurt auf 10:7 wegzogen.
„Leider haben wir es dann in dieser Phase nicht geschafft, uns weiter abzusetzen“, haderte auch der Neusser Trainer René Witte mit einigen überhasteten Abschlüssen seiner Mannschaft. „Man hat aber auch gesehen, dass die Zweibrücker zu recht da vorne stehen – sie haben auch mit vielen Ausfällen sehr gut gegen uns gespielt“.
Witte bekannte bei der Pressekonferenz aber auch, dass es nicht einfach war seine Mannschaft auf die Zweibrücker Löwen einzustellen. „Da schaut man sich unter der Woche sechs Spiele an und dann spielt hier eine ganz andere Mannschaft“.
Witte war dann aber schon zufrieden, dass seine Truppe dem großen Druck in diesem Spiel standgehalten hatte. Kurz vor der Pause hatten die Gastgeber allerdings durchaus auch das Glück auf ihrer Seite, als zunächst der im linken Rückraum stark aufspielende Aris Wöschler für die 64er in Überzahl zum 14:14-Zwischenstand traf. Leider kassierten danach mit Marian Müller und Benni Zellmer auch zwei SV-Akteure jeweils noch eine Zeitstrafe, so dass die Neusser durch Torjäger Klasmann per Siebenmeter zur 15:14-Führung gelangten. Torben Rixecker hatte dann kurz vor dem Halbzeitpfiff nach einer starken 1:1-Aktion während einer 4:5-Unterzahl den Ausgleichstreffer „auf der Hand“, scheiterte aber an dem einmal mehr gut haltenden Mikkel Moldrup im Neusser Tor, so dass die SVler quasi mit dem Halbzeitpfiff durch einen Gegenstoß von Philipp Schneider noch das 16:14 kassierten
Die zehn Minuten nach der Halbzeitpause waren dann durchaus die stärkste Phase der „Ersatz geschwächten“ 64er. Binnen drei Minuten war der Rückstand egalisiert, nachdem Jonas Denk, Florian Enders und Benni Zellmer per Tempogegenstoß schnell wieder für den 17:17-Ausgleichstreffer sorgten; nach 40 Minuten lagen die Zweibrücker Löwen sogar wieder mit 20:22 in Front.
Eine Vorentscheidung zugunsten des Neusser HV fiel dann in der Phase zwischen der 46. und 50. Spielminute. Da verteidigten die Gäste nicht mehr so gut, agierten sie häufiger in der Abwehr gegen die Neusser Rückraumschützen zu passiv, ließen auch im Angriff einige gute Chancen liegen und gerieten mit 27:24 in Rückstand.
„Mit etwas Glück hätten allerdings auch wir gewinnen können“, merkte Bullacher schließlich dennoch an. Gedacht haben dürfte er da wohl insbesondere an zwei Szenen in der Schlussphase der Begegnung, die dem spannenden Spiel vielleicht noch einmal eine Wende hätten geben können. Nachdem Philipp Hammann per Tempogegenstoß in der 56. Minute den 31:30-Anschlusstreffer erzielt hatte, scheiterte Aris Wöschler wenige Sekunden danach ebenfalls mit einem Konter an Moldrup. Statt des durchaus möglichen Ausgleichstreffers, der sicher den Druck auf die abstiegsgefährdeten Neusser noch einmal deutlich erhöht hätte, kamen die Gastgeber durch Viktor Fütterer zum erlösenden 32:30-Zwischenstand.
Ganz stark war in dieser Schlussviertelstunde auch der Neusser Spielmacher Felix Handschke, der in der Winterpause vom OSC Duisburg zum Neusser HV gewechselt war. Seinem Gegenspieler Tim Burkholder merkte man in diesen Situationen durchaus an, dass ihm in der Abwehr noch etwas die Bindung fehlte und auch seine Zweikampfführung durchaus verbesserungswürdig war.
Leider scheiterte der „Rückkehrer“ in der 58. Spielminute auch mit einem Siebenmeter an Moldrup, so dass die Gastgeber in der Schlussphase ihren knappen Heimsieg „einzutüten vermochten“.
Angesichts der bereits erspielten 27 Punkte, des frühzeitig gesicherten Klassenerhaltes und der mit diesem Aufgebot überzeugenden Leistung konnten die 64er dann dennoch locker und entspannt die Heimfahrt nach Zweibrücken antreten.
Am kommenden Samstag empfangen die 64er nun den designierten Meister TuS Ferndorf zum Topspiel der 3. Liga West in der Zweibrücker Westpfalzhalle. Leider können die Zweibrücker Löwen dabei wohl erneut nicht in kompletter Besetzung antreten, denn zumindest Torjäger Jerome Müller und sein Nationalmannschaftskollege Björn Zintel werden neben den Langzeitverletzten Kubo Balaz, Erik Pohland und Nils Wöschler wohl auch in diesem Spiel nochmals aussetzen müssen.
Auf einen Blick:
Neusser HV: Mikkel Modrup und Jascha Schmidt (n.e.) im Tor – Christopher Klasmann 13/4, Felix Handschke 6, Ivan Cosic 4 – Dennis Aust 4, Markus Breuer 2 - Philip Schneider 2 – Thomas Bahn, Viktor Fütterer 2, Marco Bauer 1, Ceven Klatt, Max Murawski,
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (bei einem 7m) im Tor – Tim Burkholder 3/1, Florian Enders 3, Aris Wöschler 9 – Philipp Hammann 6, Benni Zellmer 6 – Jonas Denk 4 – Michael Mathieu, Torben Rixecker, Marian Müller.
Zeitstrafen: 14:12 min, Siebenmeter 4/4 – 2/1, Zuschauer 320, Schiedsrichter: Christian und David Hannes (Aachen/Dortmund)