Der seit 21 Spielen verlustpunktfreie Tabellenführer TuS Ferndorf war am Samstagabend erwartungsgemäß wieder eine Nummer zu groß für die tapfer mitspielenden Zweibrücker Löwen.
„Wir haben super gekämpft und uns für unsere gute Leistung nur etwas zu wenig selbst belohnt“, war der Zweibrücker Trainer Stefan Bullacher nach dem Spiel mit der Leistung seiner Ersatz geschwächten Mannschaft durchaus zufrieden, ärgerte sich aber auch, dass seine Jungs in verschiedenen Situationen die bestens herausgespielten Torchancen nicht zu nutzen vermochten.
So verloren die 64er am Samstagabend ein kurzweiliges Spiel mit 22:31 (9:15) und belegen damit nach dem 24. Spieltag den fünften Tabellenplatz in der Weststaffel der 3. Liga, während der Tabellenführer seine Siegesserie auf 22 Spiele ausbaute und damit einen weiteren Schritt in Richtung der anvisierten Drittligameisterschaft machte.
Die Anfangsphase gehörte allerdings absolut den Zweibrücker Löwen, die sich zunächst auf 2:0 abzusetzen vermochten, zudem aber einige Ferndorfer Fehler gerade in den ersten fünf Spielminuten der Begegnung nicht ausnutzen konnten.
Mit der langen Anreise „in den Knochen“, unterliefen dem Meisterschaftsanwärter unter anderem einige technische Fehler – und sie scheiterten auch das eine oder andere Mal an SV-Keeper Ladislav Kovacin.
Sechs Minuten lang blieb die torgefährlichste Mannschaft der Liga somit anfangs ohne Torerfolg, nur vermochten die 64er dabei nicht den möglichen größeren Profit herauszuschlagen. Beispielsweise scheiterte Aris Wöschler hier noch mit einem Gegenstoß frei an Ferndorfs Keeper Lucas Puhl.
Gerade in der Anfangsphase dieser Begegnung war allerdings auch schon erkennbar, was SV-Coach Stefan Bullacher im Vorfeld der Partie angedeutet hatte. Dass nämlich in diesem Spitzenspiel zwei der besten Drittligatorleute mit ihren Mannschaften gegeneinander spielen würden.
Und so war es dann auch tatsächlich. Beide Torleute zeigten herausragende Leistungen, der Zweibrücker Keeper Ladi Kovacin insbesondere bei Würfen aus dem Nahwurfbereich, Ferndorfs Lucas Puhl präsentierte sich mit einem herausragenden Stellungsspiel hinter der zugegebenermaßen allerdings auch besten Abwehrreihe der Liga, mit dem herausragenden Innenblock Heider Thomas und Bennet Johnen.
Eine frühe Zeitstrafe gegen Tim Burkholder nutzten die Gäste dann allerdings, um sich zu finden und um beim 2:3-Zwischenstand in der neunten Spielminute erstmals auch in Führung zu gehen. Ferndorfs Spielmacher Alexander Koke, der nicht in der Anfangsformation der Gäste auflief, in der Überzahlsituation dann erstmals kam, war hier entscheidend. Einen guten Pass zu Kreisläufer Johnen, ein Sprungwurf aus dem Rückraum und die Ferndorfer waren nach dieser Zeitstrafe vorne. Diese Führung gab die Mannschaft von Trainer Erik Wudtke anschließend auch nicht mehr ab. Lediglich beim 3:3- und beim 6:6-Zwischenstand waren die 64er nochmals auf Augenhöhe, danach zogen die Gäste etwas an und zwischen der 15. und 20. Spielminute auf 6:9 weg.
Weil der Tabellenführer in einer abgeklärten und souveränen Art auch den Schlussspurt des ersten Durchgangs abspulte, wurden beim Stande von 9:15 die Seiten gewechselt, wobei die Zweibrücker Löwen, die unter anderem auf ihre beiden Jugendnationalspieler Jerome Müller und Björn Zintel verzichten mussten, gerade auch in dieser Phase weitere gute Chancen ungenutzt ließen. Erkennbar war nämlich durchaus, dass die 64er mit ihren Kreuzbewegungen auch die beste Defensive der Liga mitunter „außer Tritt“ brachten, nur vergaben sie dann die Torchancen. Insgesamt 18 Zweibrücker Torwürfe, also zwei Drittel der Abschlüsse, fanden im ersten Durchgang nicht „ins Ziel“.
„Unsere Spielanlage ist gut, wir spielen viel besser als im Hinspiel, ihr müsst euch jetzt nur selbst belohnen und die Chancen reinmachen“, gab SV-Coach Stefan Bullacher seiner Mannschaft für die zweite Hälfte mit auf den Weg – und wie bereits im ersten Durchgang dominierten die 64er auch die Anfangsphase der zweiten Hälfte.
Aris Wöschler und Florian Enders erzielten zwei schnelle Tore zum 11:15-Zwischenstand. Und weil Ladi Kovacin klasse hielt, ähnlich wie in der Anfangsphase, nun aber sieben Minuten lang nicht zu bezwingen war, hofften die etwa 500 Zuschauer, darunter auch zahlreiche mitgereiste Fans des TuS Ferndorf, auf einen spannenden Spielverlauf im zweiten Durchgang.
Der abgeklärt spielende TuS Ferndorf „regelte“ es dann aber wie im ersten Durchgang. Immer wieder gelang es den Gästen, ihre hervorragenden Kreisläufer bestens in Szene zu setzten. Bennet Johnen, der im ersten Durchgang fünfmal getroffen hatte, in der Anfangsphase der zweiten Hälfte dann allerdings auch zweimal freistehend an Kovacin gescheitert war, machte Platz für Moritz Barkow – und der war dann im zweiten Durchgang mit sieben Treffern noch erfolgreichster Gästespieler, wobei ein Teil seiner Tore auch durch Gegenstöße fielen. In der sehr fairen Partie waren die Gäste insbesondere auch in ihren Überzahlsituationen erfolgreich, erzielten sieben Treffer bei eigener Überzahl. Zumindest in diesem Punkt waren die 64er dann schon etwas benachteiligt, denn während bei ihnen vier Spieler mit einer Zeitstrafe raus mussten, kamen die Gäste ohne Herausstellung durch – und hier gab es sicher auch die eine oder andere Szene, in der bei gleicher Auslegung der Situationen auch Ferndorfer Spieler mit Zeitstrafen hätten belegt werden können.
So aber zog der Meisterschaftsfavorit „sein Ding“ konzentriert durch und gewann schließlich deutlich mit 31:22. „Vielleicht um einige Tore zu deutlich“, wie Bullacher nach dem Spiel anmerkte und dabei durchaus Zustimmung erhielt.
Das Spitzenspiel der Weststaffel der 3. Liga wurde am Samstag übrigens auch begleitet von dem Magazin 360 Grad, das im Auftrag des Deutschen Handball-Bundes insbesondere auch die Drittligavereine vorstellen möchte. In Kürze wird also in dem Time-Out-Magazin beim DHB über dieses Topspiel berichtet. Redakteur Bernd Roetmann war allerdings am Samstag auch schon einige Stunden früher in Zweibrücken, um mit den beiden verletzten Jugendnationalspielern Jerome Müller und Björn Zintel sowie Robin Egelhof, der ja bekanntlich im Dezember ebenfalls zu einem Lehrgang der Jugendnationalmannschaft eingeladen war, Interviews und Filmaufnahmen zu machen, die zu einem „Portrait dieser Jungs“ verarbeitet werden.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (bei einem 7m) im Tor – Tim Burkholder 3, Florian Enders 5/1, Aris Wöschler 1 – Philipp Hammann 1, Benni Zellmer 3 – Jonas Denk 2 – Robin Egelhof 4, Marian Müller 2 – Michael Mathieu.
TuS Ferndorf: Lucas Puhl und Kai Rottschäfer (ab der 53. Minute) im Tor – Julian Schneider 5, Simon Breuer 1, Heider Thomas – Niklas Weis 4, Daniel Mestrum 1 – Bennet Johnen 5 – Alexander Koke 5/2, Moritz Barkow 7, David Breuer 3, Philip Keusgen, Patrick Bettig.
Zeitstrafen: 8:0 Min, Siebenmeter: 1/1 – 3/2, Zuschauer: 500, Schiedsrichter: Matthias Freiherr von Wolff / Dirk Zimmerschied).
Zweibrücker Löwen verlieren gegen den Meisterschaftsfavoriten!
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- Geschrieben von Christian Gauf