In ein Wechselbad der Gefühle brachte die Frauenmannschaft des SV 64 Zweibrücken am Mittwochabend im RPS-Oberliga-Nachholspiel gegen den TuS Neunkirchen die über 200 Zuschauer. Die diesjährige Rekordkulisse kam zustande, weil alle Teilnehmer und Helfer des „Camp 64 – Handball für Verrückte“ in die Ignaz-Roth-Halle kamen und dort für eine schöne Handballstimmung sorgten.
Diese Handballstimmung nahm allerdings mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr ab. Dies wiederum lag daran, dass die SV-Frauen zwar stark begannen, im zweiten Durchgang allerdings auch ebenso stark nachließen. Ergebnismäßig zeigte sich dies in einer 11:4-Führung in der 16. Spielminute, über den 17:12-Halbzeitstand, bis hin zu einer völlig unnötigen und nicht erwarteten 26:27-Heimniederlage.
Entsprechend sauer war dann auch SV-Trainer Martin Schwarzwald, der sich über die Spielweise seiner Frauen in der zweiten Hälfte unglaublich ärgerte. „Wir haben kurz vor der Halbzeit noch drei völlig unnötige Gegentore kassiert und in der zweiten Hälfte dann leider genau so weiter gemacht“, schimpfte Schwarzwald.
Die SV-Frauen starteten konzentriert, mit einer aggressiven Abwehr, und konnten sich in der Anfangsphase auch auf einige Paraden ihrer Torhüterin Daphne Huber verlassen.
Im Angriff waren die Zweibrückerinnen immer dann erfolgreich, wenn sie das Tempo hochhielten, gut in die sich bietenden Lücken stießen.
Neunkirchen versuchte es zunächst mit einer relativ offensiv ausgerichteten Abwehrformation gegen die Zweibrücker Torjägerin Joline Müller – vermochte deren Tatendrang dadurch allerdings in der ersten Hälfte kaum zu bremsen.
So setzten sich die SV-Frauen – trotz einiger Schwächephasen, bis zum 24. Spielminute auf acht Tore ab, nachdem Lara Schlicker hier das 15:7 für die Gastgeberinnen erzielt hatte. Die SV-Frauen lagen damit klar auf Kurs.
Dass die Zweibrücker Abwehr mit zunehmender Spieldauer ihre Defensivarbeit vernachlässigte, zeigte sich dann aber bereits in der Schlussphase der ersten Hälfte, als insbesondere Desiree Mirold immer wieder aus dem Rückraum weitestgehend unbedrängt abzuschließen vermochte. So schmolz der deutliche Vorsprung der Schwarzwald-Truppe bereits im Schlussspurt der ersten Hälfte, als Neunkirchen zum 17:12 verkürzte.
Nach dem Seitenwechsel erhielt SV-Torjägerin Joline Müller die „obligatorische Manndeckung“. Anders als in dem einen oder anderen Spiel, in denen die SV-Frauen mit dieser taktischen Variante der Gegner konfrontiert wurden, gelang es den Zweibrückerinnen dieses Mal aber nicht, die notwendigen Lösungen zu finden.
Vielmehr wirkten die Angriffsaktionen der SV-Frauen teilweise unbeholfen, obwohl der Spielverlauf zunächst nicht den Eindruck vermittelte, als könnte das Spiel tatsächlich kippen. Denn nachdem die Gäste zwischenzeitlich auf 20:18 heran kamen, lagen die SV-Frauen nach 45 Spielminuten wieder mit 24:19 in Front.
Allerdings merkte man in dieser Phase bereits, dass die SV-Frauen immer weniger Neunkircher Angriffe verteidigten, dass die routinierten Gäste sich clever positionierten, aufholten und somit immer näher herankamen.
Zum Zweibrücker Verhängnis geriet allerdings die eigene Abschlussqoute in der Schlussphase der Begegnung. Denn Anne Wilds Treffer zum 25:23-Zwischenstand zwölf Minuten vor Spielende war das vorletzte SV-Tor in diesem Spiel. Und entsprechend reichte die mäßige Zweibrücker Leistung dann auch gegen eine eigentlich unterlegene Neunkircher Mannschaft in einem lange Zeit überlegen geführten Spiel nicht, um die beiden – im Kampf um die Vizemeisterschaft der RPS-Oberliga so wichtigen Punkte zu holen.
Dass quasi der letzte Wurf von Lara Schlicker bei eigener Überzahl, Bianca Walther hatte für ein rüdes Einsteigen gegen Joline Müller die rote Karte erhalten, eine Sekunde vor Spielende nur am Pfosten und nicht im Tor landete, verdeutlicht auch ein wenig, dass den SV-Frauen letztlich auch das Quentchen Glück fehlte.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken:
Daphne Huber und Pilar Lamade im Tor – Joline Müller 8/4, Anne Wild 4, Katharina Handermann 3, Laura Witzgall 3, Nadine Zellmer 2, Maren Rixecker 2, Marion Weick 1, Sarah Witzgall 1, Lara Schlicker 1, Annika Schlegel 1 und Miriam Schöneich.
TuS Neunkirchen:
Linda Beschel im Tor – Desiree Mirold 8, Nathalie Hochscheid 8, Veronika Gawron 5, Bianca Walther 3, Anja Severin 2, Nadine Bold 1, Ann-Kathrin Küß.
Zeitstrafen: 4:10 min., rote Karte Bianca Walter (60.) Siebenmeter 4/4 –0, Zuschauer: 220, Schiedsrichter: Anja Diversy und Tobias Mersdorf (TV Kirkel).