In einem torreichen und überaus fairen Drittligaspiel setzte sich am Samstagabend der Vizemeister VfL Eintracht Hagen gegen die stark Ersatz geschwächte Truppe der Zweibrücker Löwen nach einem 17:17-Halbzeitstand letztlich noch recht klar mit 40:33. Dabei nutzten die Gastgeber in der Enervie-Arena die Gelegenheit, sich für die Relegationsspiele der drei Drittliga-Vizemeister einzuspielen. Das wichtigste Ziel der Gastgeber war dabei verletzungsfrei zu blieben.
„Das Kräfteverhältnis des heutigen Spieles war eigentlich schon beim Blick auf den Spielberichtsbogen erkennbar“, sagte ein nicht unzufriedener SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem kurzweiligen und flotten Handballspiel. „Ich kann mit dem Spielverlauf und mit dem Ergebnis absolut leben“, bemerkte Bulli trotz der klaren Niederlage.
Aufgrund der Tatsache, dass er in dieser Begegnung auf sieben Spieler verzichten musste, war dies durchaus auch nachvollziehbar. Am Donnerstag hatte sich zu den drei Langzeitverletzten Björn Zintel, Kubo Balaz und Erik Pohland und den verletzungsbedingt pausierenden Wöschler-Brüdern Aris und Nils noch Spielmacher Florian Enders, sowie am Samstagmorgen mit Philipp Hammann der siebte Feldspieler krankheitsbedingt abgemeldet.
Dafür hatte SV-Coach Stefan Bullacher für das letzte Auswärtsspiel dieser Saison mit Thomas Zellmer und Sebastian Mathieu zwei Spieler aus dem Zweitmannschaftskader mitgenommen. Und das wiederum hatte eine eher ungewöhnliche Besonderheit zur Folge, nämlich dass mit Benni und Thomas Zellmer sowie mit Michael und Sebastian Mathieu dieses Mal zwei Brüderpaare im SV-Aufgebot dabei waren. Und hätten die beiden Wöschler-Brüder nicht verletzungsbedingt passen müssen, wäre hier mit drei Brüderpaaren in einem Spiel sogar ein Drittligarekord fällig gewesen.
In der ersten Hälfte waren die 64er dann zur „eigenen Überraschung“ tatsächlich in der Lage, mit dem Vizemeister auf Augenhöhe zu spielen. Nach zehn Spielminuten lagen die SVler mit 6:5 im Hintertreffen, mussten die starken Gastgeber dann allerdings in den folgenden zehn Minuten auf 14:8 wegziehen lassen. In dieser Phase des Spieles leisteten sich die 64er zwei Fehlpässe bei Gegenstößen, scheiterte zudem Torjäger Jerome Müller zunächst per Siebenmeter und dann auch mit dem Nachwurf an Hagens Keeper Maximilian Conzen.
Nach Bullachers Team-Time-out bekamen die Zweibrücker Löwen das Spiel dann allerdings wieder in den Griff. Wesentlicher Faktor war hier die Umstellung im Zweibrücker Abwehrverband. Jerome Müller übernahm nun die Position im Zentrum der 3:2:1-Abwehrformation von Jonas Denk Für Denk, der auf der Spielmacherposition begonnen hatte und Michael Mathieu kamen Patrick Bach und Thomas Zellmer aufs Parkett. Und jetzt gaben die 64er richtig Gas; Jerome Müller, Benni Zellmer und zweimal Tim Burkholder sorgten binnen drei Minuten dafür, dass beim 14:12-Zwischenstand wieder alles offen war. In der Schlussphase der ersten Hälfte kamen die Zweibrücker Löwen dann sogar noch näher heran, glichen durch einen von Robin Egelhof abgeschlossenen Konter wenige Sekunden vor der Halbzeit zum 17:17-Unentschieden aus.
Bis zur 46. Spielminute waren die 64er dann in der Lage, einigermaßen mitzuhalten. Nur mit 29:27 lagen die Gastgeber zu diesem Zeitpunkt in Front.
Dann machte sich allerdings doch ein gewisser Kräfteverschleiß auf Zweibrücker Seite bemerkbar. „Das lag schon auch daran, dass mit Robin Egelhof, Tim Burkholder, Benni Zeller und Jerome Müller vier Spieler ohne Pause durchspielen mussten“, hatte SV-Trainer Stefan Bullacher für die letzten 15 Spielminuten durchaus eine Erklärung parat. Allerdings war die Zweibrücker Defensive in der Schlussphase auch weniger aufmerksam als im ersten Durchgang. Zudem wurde im Angriff einige Male zu überhastet und unvorbereitet abgeschlossen - und das Rückzugsverhalten war nun schwächer als zuvor. Die Folge waren dann doch einige Gegenstoßtreffer, die die 64er in der Schlussviertelstunde hinnehmen mussten.
Ergebnismäßig zeigte sich dies auch in der Weise, dass die Gäste nach dem 33:30-Zwischenstand den Anschluss verloren und am Ende durchaus etwas unter Wert geschlagen wurden. Während der einzigen Zeitstrafe dieses fairen Spiels, die Hagens Abwehrchef Dirk van Walsem erhielt, gelang es den SVlern nicht, sich noch einmal etwas heranzuarbeiten. Diese Überzahlsituation endete jedenfalls mit einem Torverhältnis von 2:2 – und die Gastgeber, die im kommenden Jahr möglicherweise in der zweiten Liga an den Start gehen werden, bauten ihre Führung jetzt auf 40:33 aus. Dabei war der Torschützenkönig der 3. Liga, Jens-Peter Reinarz mit neun Toren jedenfalls erfolgreichster Torschütze der Gastgeber.
Am kommenden Samstag empfangen die 64er noch die abstiegsgefährdete Mannschaft des Soester TV zum letzten Saisonspiel in der Zweibrücker Westpfalzhalle. Spielbeginn ist hier erst um 19 Uhr, weil diese Uhrzeit vom DHB für alle Drittligaspiele am letzten Spieltag vorgegeben wurde.
Natürlich wollen die 64er auch in diesem Heimspiel noch einmal überzeugen, wollen sie zwei weitere Punkte einfahren. Ihr Ziel, sich für den kommenden DHB-Pokalwettbewerb zu qualifizieren, haben sie trotz der Niederlage bereits einen Spieltag vor Saisonende geschafft. Denn da am letzten Spieltag die SG Ratingen und der TV Korschenbroich, die beiden hinter den 64ern platzierten Teams gegeneinander spielen, können nicht beide Teams in der Tabelle an den Zweibrücker Löwen vorbei ziehen. Und da die zweite Mannschaft Lemgos nicht am DHB-Pokalwettbewerb mitwirken kann, reicht dieser siebte Platz wohl für die Qualifikation zum DHB-Pokal.
Auf einen Blick:
VfL Eintracht Hagen:
Maximilian Conzen und Almantas Savonis (bei einem 7m) im Tor – Simon Ciupinski 6, Johannes Sonnenberg 3, Sebastian Schneider 5 – Matthias Aschenbroich 3, Jans-Peter Reinarz 9 – Julian Renninger 5- Johannes Krause 3, Jonas Schlotmann 3, Thomas Rink 2, Lukas Meier 1/1 und Dirk van Walsem.
SV 64 Zweibrücken:
Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (ab der 45. im Tor) – Robin Egelhof 5, Jonas Denk 1, Tim Burkholder 9/3 - Jerome Müller 7/1, Michael Mathieu 4 - Benni Zellmer 5 – Patrick Bach 2, Thomas Zellmer und Sebastian Mathieu.
Zeitstrafen: 2:0 min., Siebenmeter 2/1 – 5/4, Zuschauer: 200, Schiedsrichter: Jürgen Aniol / Holger Gillmann (Düsseldorf/Krefeld).