Die Zweibrücker Löwen haben eine für sie insgesamt sensationell gut verlaufene Drittligarunde am Samstagabend mit einer deutlichen 21:27 (10:15)-Heimniederlage beendet. Sie verloren gegen die zuvor in akuter Abstiegsnot befindliche Truppe des Mitaufsteigers Soester TV letztlich klar und verdient.
„Dieses Spiel wurde von der Mannschaft gewonnen, die den Sieg heute einfach mehr gewollt hat“, fand SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem Spiel klare Worte zum Duell der beiden Aufsteiger.
Einem Duell, das nur in der Anfangsphase der Begegnung spannend war, denn nach dem 3:3-Zwischenstand in der siebten Spielminute, gerieten die 64er in Rückstand, mussten nun die hervorragend eingestellte, souverän aufspielende und um ihre letzte Chance kämpfende Soester Mannschaft zum 5:12-Zwischenstand wegziehen lassen.
Dass SV-Trainer Stefan Bullacher mit dieser Leistung seiner Mannschaft völlig unzufrieden war, konnten die etwa 500 Zuschauer in der Westpfalzhalle mit anschauen. Denn Bullacher nahm bereits in der 11. Minute sein erstes Team-Time-out – und weil sich am harmlosen und zeitweilig fahrigen Auftritt seiner Mannschaft nichts änderte, folgte nach 15 Minuten unmittelbar die nächste Auszeit.
Seine Mannschaft hatte offensichtlich nicht den richtigen Zugang zu diesem „Abstiegskampf“ der Gäste gefunden.
Dabei musste der Soester TV ab der 17. Minute auf Yannick Eckervogt verzichten. Der Rückraumspieler war nach einem Wurfversuch mit Patrick Bach zusammengestoßen. Während der Zweibrücker A-Jugendspieler mit einer Platzwunde an der Stirn raus und anschließend wegen der stark blutenden Wunde mit einem von Physiotherapeut Dennis Krause gefertigten „Turban“ spielen musste, erwischte es Eckervogt noch schlimmer. Denn dieser verlor bei dem schmerzhaften Zusammenprall einen Schneidezahn und musste sich direkt in zahnärztliche Behandlung begeben.
Den Angriffselan der Gäste beeinträchtigte dieser Ausfall allerdings in keiner Weise. Vielmehr bauten die Soester ihre Führung weiter aus, lagen in der 28. Spielminute mit 7:14 und bei Halbzeit mit 10:15 in Front.
So stark die Gäste auch auftrumpften, so konsterniert wirkte die junge SV-Truppe, die im Angriff und in der Abwehr nie an die zuletzt gezeigten Leistungen herankam.
Ganz stark auf Soester Seite auch Torhüter Dennis Zielony, der den Zweibrücker Angreifern frühzeitig den Schneid abkaufte.
Wie schwach die 64er im ersten Durchgang auch spielten, belegte ein Blick in die Statistik. Dort zeigte sich eine Angriffseffektivität von nur 31 %. Kein Wunder, dass sich die 64er somit in der Pause doch merklich im Hintertreffen befanden.
Kein Wunder auch Bullachers Feststellung während der Halbzeitpause: „Wir haben heute wirklich noch sehr sehr viel Luft nach oben“.
Etwas besser wurde es aus Zweibrücker Sicht erst zwischen der 41. und 51. Spielminute, als die SVler vom 13:20-Zwischenstand auf 19:22 verkürzten. Robin Egelhof erzielte dieses Tor bei eigener Unterzahl, nachdem Florian Enders eine Zeitstrafe bekommen hatte.
Beim Thema Zeitstrafen waren die 64er in dieser Begegnung ebenfalls häufiger dran. Insbesondere Jonas Denk, der sein letztes Spiel im SV-Trikot ablieferte und nach 15 Jahren bei den Zweibrücker Löwen zur HSG Spiesen-Elversberg in die Verbandsliga wechseln wird, bekam drei der vier Zweibrücker Zeitstrafen und wurde folglich in der 57. Minute disqualifiziert. In dieser Hinsicht hatte Soests Eckervogt bereits in der zweiten Spielminute Glück, als er für ein rüdes Einsteigen „nur“ eine Zeitstrafe erhalten hatte.
Wie gut die Mannschaft von Gästetrainer Dirk Lohse allerdings auch spielte, zeigte gerade die eigene Zeitstrafenbilanz. Denn diese Zeitstrafe in der zweiten Minute war die einzige, die die motiviert, aber auch sehr konzentriert verteidigenden Gäste erhielten. Sie hatten die richtige Mischung aus „aggressivem Abstiegskampf“ und spielerischer Lockerheit gefunden.
Und sie profitierten von Zweibrücker Fehlern, erzielten alleine zehn Tore durch schnell vorgetragene Konter.
Immerhin vermochte sich SV-Keeper Ladi Kovacin im zweiten Durchgang sichtlich zu steigern. Die sich anbahnende Niederlage konnte allerdings auch er nicht zu vermeiden. So kam die stärkste Szene der Zweibrücker Löwen am Samstagabend erst nach den 60 Spielminuten, als nämlich der Zweibrücker Trainer – gewohnt emotional - die vier Spieler verabschiedete, die die 64er nach dieser Runde verlassen werden. Nämlich die beiden Jugendnationalspieler Björn Zintel und Jerome Müller, die jeweils in die zweite Liga, zum ASV Hamm/Westfalen bzw. zur HG Saarlouis wechseln werden, sowie Jonas Denk und Michael Mathieu.
Und die Zweibrücker Löwen schafften es, ihre miserable Angriffsquote aus der ersten Hälfte etwas zu verbessern auf eine Effektivität von nunmehr lediglich 49 %.
Die Gäste machten im Schlussspurt jedenfalls alles klar, gewannen am Ende mit sechs Toren Unterschied und tanzten und jubelten schließlich auf dem Spielfeld herum, angefeuert von fast 50 Schlachtenbummlern, die ihre Mannschaft am Samstagabend in einer tollen Atmosphäre in der Zweibrücker Westpfalzhalle hervorragend unterstützten. Auf lautstarke Fan-Unterstützung durften sich allerdings auch die Zweibrücker Löwen verlassen, nachdem die Jungs der B- und C-Jugenden, die im Rahmen der Meisterehrungen nach dem Drittligaspiel für diverse Meisterschaften geehrt wurden, sich an die Trommeln begeben hatten!
Durch ihre klasse Leistung erkämpften sich die Gäste die beiden wichtigen Punkte und damit auch den Klassenerhalt in der 3. Liga, während die 64er die Saison als Tabellensiebter abschlossen, punktgleich mit dem Fünften HSG Krefeld und dem Sechsten TV Korschenbroich.
SV-Trainer Stefan Bullacher wagte nach dem Spiel und nach der emotionalen Verabschiedung seiner Spieler noch einen Ausblick in die kommende Saison. Und hier ließ er schon durchblicken, dass ihm derzeit nicht sonderlich wohl zumute ist. „Wenn ich gefragt werde, ob ich vor der kommenden Saison Angst habe, dann kann ich das nur mit ja beantworten“, sagte der Zweibrücker Trainer, der in seine 21. Saison als Männertrainer der Zweibrücker Löwen gehen wird. Bullacher ging da durchaus auf die vorangegangene Ehrung beispielsweise der B1 ein, die ja bekanntermaßen erst im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft scheiterte. Und auf die Tatsache dass die männliche A-Jugend in der JBLH denn tollen fünften Tabellenplatz erreicht hatte, also auch in der Zukunft hervorragende Talente nachkommen. „Wir bräuchten aber schon noch einige Spieler für die kommende Saison“, sagte Bullacher. „Denn die vier Abgänge und die schweren Knieverletzungen von Kubo Balaz und von Erik Pohland haben die Zweibrücker Personalplanungen schon etwas beeinträchtigt.
Die Zweibrücker Löwen stehen derzeit noch in aussichtsreichen Gesprächen mit potentiellen Neuzugängen, versuchen diese Spieler von einem Wechsel in die „Saarpfalz“ zu überzeugen. Dabei sind die 64er bei der Arbeitsplatz- oder Studienplatzsuche behilflich.
Zum Abschluss gab der Zweibrücker Trainer allerdings auch hier sein Lebensmotto preis, das er gemeinsam mit seiner Frau Dunja vor sieben Jahren nach deren schweren Autounfall gefunden hatte, indem er Johann Wolfgang von Goethe zitierte: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“ Bullacher verknüpfte dies mit dem Dank an die Helfer und Fans und der Bitte, seine Mannschaft auch im kommenden Jahr wieder genauso toll zu unterstützen.
So spielten sie:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (ab der 55.) im Tor – Robin Egelhof 2, Florian Enders 3, Tim Burkholder – Jerome Müller 8/3, Benni Zellmer 4 – Jonas Denk –, Patrick Bach 2, Marian Müller 2, Philipp Hammann, Michael Mathieu,
Soester TV: Dennis Zielony im Tor Markus Jostes (n. e..) im Tor – Yannick Eckervogt 1, Max Loer 3, Torben Finn Voss-Fels 9 – Dominik Flor 7, Lukas Flor 3 – Tobias Rückert 2 – Finn Voss-Fels 1, Robin Bekel 1, Tim Luther, Axel Loer, Benni Haake, Kevin Bekel.
Zeitstrafen: 8:2 min, rote Karte: Jonas Denk (57.), Siebenmeter: 2/2 – 1/0, Zuschauer: 500, Schiedsrichter: Dominik Schek / Marco Wittmann (Mainz/Waldsee). Schek / Marco Wittmann (Mainz/Waldsee).