Saßen am letzten Wochenende noch die Zweibrücker Löwen mit hängenden Köpfen in der Halle und trauerten den beiden verlorenen Punkten nach, so gab es nach 60 spannenden, wenn auch nicht hochklassigen Spielminuten in der Sachsenhalle in Hirschberg am Samstagabend ein gänzlich anderes Bild. Denn jetzt tanzten die 64er durch die Halle und bejubelten Florian Enders Siebenmetertreffer in der Schluss-Sekunde zum 26:25 (15:12)-Auswärtssieg beim TVG Großsachsen!
Dramatischer hätte der Spielverlauf dieses Drittligaspieles dabei keinesfalls sein können. Insbesondere die Schlussphase dieses jederzeit engen Spieles hatte es in sich. „Am Ende hätten beide Mannschaften dieses Spiel für sich entscheiden können“, merkte deshalb SV-Trainer Stefan Bullacher während der Pressekonferenz im Anschluss an die Partie auch ehrlich an.
Irgendwie war der Spielverlauf dieser Begegnung auch vergleichbar mit der Begegnung der Zweibrücker Löwen am letzten Wochenende gegen HBW Bahlingen/Weilstetten 2. Die 64er begannen konzentriert, lagen schnell mit 2:0 vorne, lagen aber auch in der 14. Spielminute mit 4:7 im Hintertreffen. Sie kämpften und rackerten aber auch in der Defensive, konnten sich erneut auf den überragend haltenden Ladi Kovacin im SV-Tor verlassen, der unter anderem auch vier Siebenmeter der Gastgeber parierte. Und sie überzeugten zwischen der 15. und 23. Spielminute, als sie besagten Rückstand in eine eigene 12:8-Führung umzuwandeln vermochten.
Sie leisteten sich allerdings auch wieder einige gedanklichen Aussetzer, vergaben auch in diesem Spiel wieder einige Großchancen, und so drohte in der Schlussphase der Begegnung die Gefahr, erneut beide Punkte herzuschenken.
Wie in der letzten Woche kassierten die Zweibrücker Löwen in der 51. Spielminute eine „dumme Zeitstrafe“. Dieses Mal erwischte es Tim Burkholder, der bei einer Abwehraktion das Trikot seines Gegenspielers Philipp Schulz einer Textilprüfung unterzog. Anders als letzte Woche gerieten die SVler während dieser Unterzahlsituation jetzt allerdings nicht in Rückstand, denn Philipp Hammann gelang in der 52. Spielminute der Führungstreffer zum 22:21-Zwischenstand.
Wieder gelang es den SVlern bis in die Schlussphase der Begegnung, jeweils vorzulegen, gerieten sie trotz bester Möglichkeiten Großsachsens nicht mehr in Rückstand. Als allerdings Robin Egelhof kurz vor Spielende seine dritte Zeitstrafe bekam und disqualifiziert wurde, deutete sich das Deja-vu-Erlebnis an. 58 Minuten und 22 Sekunden waren in dieser Szene gespielt.
Die jetzt folgenden fast 100 Sekunden hatten es dann allerdings in sich. Wieder gelang es den Gastgebern, in Überzahl zum 25:25 auszugleichen. 45 Sekunden vor Spielende unterlief Philipp Hammann dann ein Fehlpass, so dass die Gastgeber erneut in Überzahl in Ballbesitz kamen. Jetzt unterlief Großsachsens Spielmacher Jonas Gunst, der mit der SG Leutershausen bereits in der zweiten Liga spielte, ein Stürmerfoul. SV-Trainer Bullacher kommentierte diese Szene nach Spielende wie folgt: „Da hatten wir eigentlich den Punkt sicher, müssen nur langsam machen“. Ladi Kovacin riskierte viel und passte auf den gegenstoßlaufenden Benni Zellmer. Leider geriet der Wurf etwas zu kurz, so dass Zellmer ihn nicht zu kontrollieren wusste. Fuß Zellmer, Freiwurf Großsachsen waren die Konsequenz; und weiterhin Unterzahl der Zweibrücker Löwen. 20 Sekunden Restspielzeit waren angezeigt, als TVG-Coach Stefan Pohl seine Auszeit nahm. „Dann kann ich es nicht nachvollziehen, dass unsere erfahrenen Spieler einen einfachen Positionswechsel nicht hinkriegen und den Ball verlieren“, wirkte Großsachsens Trainer nach dem Spiel eher ratlos.
Benni Zellmer klaute jedenfalls seinem Gegenspieler Philipp Schulz den Ball und startete zum Tempogegenstoß. Kurz vor seinem Abschluss wurde er dann von dem zurückeilenden Patrick Zweigner von hinten gestoßen. Diese letzte Aktion wurde schließlich mit einer Disqualifikation mit entsprechendem Bericht und einem weiteren Strafwurf für die Zweibrücker Löwen geahndet.
Florian Enders entpuppte sich dann erneut als „Mann ohne Nerven“ verwandelte auch seinen fünften Siebenmeter souverän. Danach war nur noch Jubel, aller Zweibrücker Spieler gemeinsam mit den mitgereisten Fans, die in der dieses Mal nicht so vollen Sachsenhalle durchaus für eine Heimspielatmosphäre der Gästetruppe gesorgt hatten.
Die Grundlage für diesen ersten Auswärtssieg in „neuer Formation“ hatten die Zweibrücker Löwen am Samstagabend mit einer starken Defensivleistung gelegt. „Der Sieg war am Ende sicher auch glücklich – beide Mannschaften hätten heute gewinnen können“, kommentierte Bullacher die hektische Schlussphase. Der Zweibrücker Trainer merkte allerdings auch an, dass er auch in diesem Spiel wieder drei A-Jugendliche dabei hatte, „und natürlich akzeptieren wir dann auch, dass diese jungen Spieler Fehler machen“.
Die Quote der Zweibrücker Löwen an technischen Fehlern war dann mit 16 in der Tat auch am Samstag wieder relativ hoch – am Ende zählte allerdings nur der Sieg und die beiden Auswärtspunkte, womit die 64er ihre Auftaktniederlage vom letzten Wochenende zunächst einmal egalisierten.
Die Rückfahrt von dem 130 km entfernten Großsachsen in die saarpfälzische Heimat verlief somit kurzweilig und sehr stimmungsvoll. „Diese beiden Punkte, die Art, wie wir diesen Sieg erkämpft haben, war heute vor allem auch für unsere Köpfe ganz wichtig“, merkte Bullacher schließlich mit etwas Abstand zum Spiel und immer noch schweißgebadet an.
Bei der anschließenden Pressekonferenz wurde der Zweibrücker Trainer dann auch befragt nach dem Unterschied zwischen der dritten Liga West und dritten Liga Süd. Darauf antwortete der Zweibrücker Coach zunächst einmal mit der Feststellung, dass er mit Jerome Müller und Björn Zintel zwei Jugendnationalspieler an zwei Zweitligisten verloren hat, „dass also auch von unserer Seite eigentlich keine Vergleichbarkeit gegeben ist“. Bullacher schilderte dann aber seine Eindrücke doch in der Weise, dass in der Weststaffel eher wie in der Bundesliga, mit starken Rückraumschützen und defensiven Abwehrformationen, in der Südstaffel etwas schneller und auch attraktiver gespielt würde“.
Auf einen Blick:
TVG Großsachsen:
Patrick Jahnke (1. Bis 15 und beim letzten 7m) und Marius Fraefel 15. Bis 60) im Tor – Patrick Zweigner 1, Jonas Gunst 4/3, Philipp Schulz 6 – Simon Spilger 8/1, Philipp Ulrich – Alexaj Rybakov 2 – Marius Jörres 3, Benjamin Hundt 1, Sebastian Knierim, Florian Sauer, Patrick Dreier und Jannik Schneider.
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (n.e.) im Tor – Robin Egelhof 3, Florian Enders 7/5, Tim Burkholder 2 – Philipp Hammann 2, Benni Zellmer 4 – Max Sema 5 - Nils Wöschler 2, Marcin Waryas 1, Patrick Bach, Kubo Balaz, Nils Abel.
Zeitstrafen: 8:10 Min., rote Karten: Robin Egelhof (59.), Patrick Zweigner (60.), Siebenmeter: 8/4 – 5/5, Zuschauer: 350, Schiedsrichter: Dominic Schek / Marco Wittemann (Mainz / Waldsee).
Zweibrücker Löwen holen die beiden ersten Punkte in der neuen Drittligasaison!
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- Geschrieben von Christian Gauf