Ein irres Spiel mit einem ganz ungewöhnlichen Spielverlauf lieferten sich am Samstagabend die beiden Drittligisten vom SV 64 Zweibrücken und der SG Köndringen-Teningen.
Während die Zweibrücker Löwen eine überragende erste Hälfte ablieferten und zur Pause mit 11:5 führten, zogen die Gäste nach dem Seitenwechsel enorm das Tempo an und dominierten jetzt eindeutig. So war das 22:22-Endergebnis letztlich für beide Mannschaften irgendwie ein gerechtes Unentschieden, selbst wenn den Spielern und Betreuern beider Teams nach der Begegnung zunächst auch eine gewisse Enttäuschung anzumerken war.
Lediglich fünf Gegentore in 30 Minuten Drittligahandball sind schon sehr bemerkenswert. „Wir haben in der ersten Halbzeit überragend verteidigt“, sagte deshalb ein stolzer SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem unterhaltsamen Spiel. „Und letztlich ist ein Punkt gegen diese Mannschaft auf jeden Fall auch ein Punktgewinn“.
Andererseits merkte der SV-Trainer aber auch an, dass seine Mannschaft nach der Pause schon ein wenig den Faden verloren hatte.
In der zweiten Hälfte dauerte es jedenfalls nur sechs Minuten, bis die Gäste die fünf Treffer zusammen hatten, für die sie zuvor 30 Minuten gebraucht hatten.
Da sah es aus SV-Sicht beim 14:10-Zwischenstand allerdings durchaus noch immer eher positiv aus. Weitere fünf Minuten später stand es allerdings 14:14-Unentschieden, hatte die Mannschaft des ehemaligen dänischen Nationaltrainers Ole Andersen erstmals nach dem 2:2-Zwischenstand in der achten Spielminute wieder ausgeglichen. Der neben SG-Torhüter Domenico Ebner auffälligste Gästeakteur, Pascal Bührer, erzielte den Ausgleichstreffer, sowie kurz darauf die erstmalige Gästeführung zum 14:15-Zwischenstand, dem dann Daniel Warmuth sogar noch das 14:16 folgen ließ. Benni Zellmer und Aris Wöschler in Überzahl erzielten dann wieder den Zweibrücker Ausgleich.
In den folgenden zehn Minuten dominierten die Gäste weiter, legten jeweils vor - und kamen die 64er jeweils wieder zu Ausgleichstreffern.
„Leider haben wir in diesen Phasen, als wir einige Male auch in Überzahl waren, immer wieder auch Fehler gemacht“, haderte Bullacher mit zu vielen einfachen technischen Fehlern in der spielentscheidenden Phase. In dieser Phase standen auch Kampfkraft und beiderseits gute Torhüterleistungen im Vordergrund, wurden die etwa 400 Zuschauer auch immer wieder mitgerissen.
Marcin Waryas erzielte schließlich 2 ½ Minuten vor dem Spielende den 21:20-Führungstreffer der Zweibrücker Löwen, die jetzt wieder ganz nah am doppelten Punktgewinn waren. Felix Gäßler, mit seinem einzigen Tor, traf zum Ausgleich, dem wiederum der Zweibrücker Mannschaftskapitän Aris Wöschler die erneute Führung folgen ließ. 59. Minuten und 17 Sekunden waren da gespielt. Ole Andersen nahm nun sein Team-Time-out – und seine Mannschaft erzielte durch Pascal Fleig von Linksaußen das 22:22.
Bullachers Truppe hatte auch danach nochmals die Chance, das Spiel zu gewinnen. Leider kam der letzte Pass nicht bei Thomas Zellmer an, so dass diese Chance zum Siegtreffer in allerletzter Sekunde „verpuffte“.
Thomas Zellmer hatte kurzfristig mitgespielt, weil Philipp Hammann unter der Woche krankheitsbedingt nicht trainieren konnte. Einen Treffer steuerte der Spielertrainer der SV-Zweiten von Rechtsaußen zum Punktgewinn bei.
In der ersten Hälfte spielten die Zweibrücker Löwen entfesselt auf, zeigten die beste Halbzeit dieser laufenden Drittliga-Saison.
Sehr beweglich in der Abwehr, konsequent gegen den Kreisläufer, brachten die 64er auch die erfahrene Rückraumreihe der SG Köndringen-Teningen immer wieder aus dem Konzept. Allerdings hatte die Rückraumstammbesetzung der Gäste mit Felix Zipf, Martin Hirling und Felix Gäßler auch nicht ihren besten Tag erwischt, hatte die „Feinjustierung bei ihren Rückraumwürfen nicht richtig eingestellt“.
„Holztreffer“ leisteten sich hingegen beide Teams jede Menge. Auf Zweibrücker Seite unter anderem Robin Egelhof mit vier Pfosten- bzw. Latentreffern, Nils Abel oder Tim Burkholder, der sogar einen der beiden Siebenmeter an die Latte hämmerte. Und bei der SG Köndringen-Teningen war es nicht viel anders; auch hier kamen zahlreiche Holztreffer zusammen, was letzten Endes auch ein Grund für die relativ wenigen Tore war, die beide Teams erzielten.
Leider waren die 64er am Tag der deutschen Einheit erneut nicht in der Lage, das hohe Leistungsniveau des ersten Durchgangs auch nach der Pause abzurufen. Wie bereits in Backnang, beim hervorragend gestarteten Aufsteiger SG Oppenweiler-Backnang und zuletzt im Heimspiel gegen Herrenberg gab es unmittelbar nach der Pause einen erkennbaren Bruch im Zweibrücker Spiel. Genau hier gilt es für Stefan Bullacher und seine Mannschaft nun vor dem kommenden Auswärtsspiel mit „Derbycharakter“ bei der TSG Haßloch, anzusetzen.
Aus taktischer Sicht interessant war am Samstagabend die Tatsache, dass Ole Andersen seinen Keeper Domenico Ebner als siebten Feldspieler in den Angriff beorderte, als es aus Sicht der Truppe aus dem Breisgau im Angriff überhaupt nicht lief. Auch jetzt stand die SV-Defensive hervorragend; Aris Wöschler erkämpfte sogar den Ball und traf ins „verwaiste“ Gäste-Tor. Das Schiedsrichtergespann korrigierte allerdings die Abwurfposition und versagte dem Treffer die Anerkennung. Andererseits blieben die Gäste aus dem Breisgau zwischen der 20. und 30. Spielminute auch gänzlich ohne eigenen Torerfolg.
Zwei schwere Spiele haben die Zweibrücker Löwen nun „vor der Brust“, zunächst am kommenden Samstag in Haßloch und eine Woche später zu Hause gegen den Tabellendritten SG Nußloch.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (bei einem Siebenmeter) im Tor – Robin Egelhof 4, Florian Enders 2, Tim Burkholder 5/1 – Nils Abel, Benni Zellmer 2 – Max Sema 1 – Aris Wöschler 3, Nils Wöschler 2, Marcin Waryas, 2, Thomas Zellmer 1.
SG Köndringen/Teningen: Domenico Ebner und Frank Klomfaß (von der 16. bis 20.) im Tor – Felix Zipf 2, Martin Hirling, Felix Gäßler 1 – Philipp Vogt, Lukas Zank – Chris Berchtenbreiter 6 – Pascal Bührer 8/5, Daniel Warmuth 3, Steffen Zank 1, Pascal Fleig 1, Axel Simak.
Zeitstrafen 6:10 Minuten, Siebenmeter 2/1 – 5/5, Zuschauer: 400. Schiedsrichter: Benedikt Steinebach / Nils Wulfestieg (Siegen / Bonn).
Zweibrücker Löwen trennen sich von der SG Könndringen-Teningen 22:22!
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- Geschrieben von Christian Gauf