Mit dem Erfolgserlebnis in Form eines 25:25 (11:11)-Unentschieden beim großen Rivalen aus gemeinsamen Oberligazeiten, der TSG Haßloch, kehrten die Zweibrücker Löwen am Samstagabend in die Westpfalz zurück.
Dabei spannten beide Teams im proppenvollen TSG-Sportzentrum die Fans allerdings enorm auf die Folter.
„Wir haben heute ein dramatisches und sehr kampfbetontes Spiel mit Derbycharakter gesehen“, fasste SV-Coach Stefan Bullacher anlässlich der Pressekonferenz die 60 vorangegangenen Minuten sehr treffend zusammen.
Als Philipp Hammann 80 Sekunden vor Spielende mit seinem dritten Treffer die 25:23-Führung für die 64er erzielte, sahen diese nämlich bereits wie der sichere Sieger aus.
Kurz vorher hatte Ladi Kovacin im Zweibrücker Gehäuse zum wiederholten Male gegen den jungen Haßlocher Kreisläufer Sebastian Bösing eine hundertprozentige Chance vereitelt, dabei die mitgereisten Zweibrücker Fans zum Jubeln animiert. Wie sehr sich in diesem tollen Drittligaspiel tatsächlich auch die SV-Anhänger an den Trommeln ins Zeug gelegt hatten, belegte beispielsweise das blutverspritzte T-Shirt Till Wöschlers, der sich erneut Blasen an den Fingern zugezogen hatte, die später dann aufplatzten und nur notdürftig mit Tape behandelt wurden.
Mit ihrer starken Fangruppe im Rücken erwischten die Zweibrücker Löwen jedenfalls einen hervorragenden Start in das Spiel. Basierend auf eine aggressive 3:2:1-Formation mit einem starken Ladi Kovacin im Tor zogen die 64er schnell zum 0:3-Zwischenstand weg. Erst in der neunten Minute kamen die Gastgeber zu ihrem ersten Treffer, waren zuvor schon zweimal an Kovacin gescheitert. Dies lag allerdings auch an einem tollen Rückzugsverhalten der Löwen, die auf diese Weise mehrfach einfache Kontertore der Gastgeber verhinderten.
Auf der anderen Seite steigerte sich allerdings auch Haßlochs neuer Keeper Daniel Schlingmann, der von der Saison von der HF Illtal gekommen war, ungemein, lieferte sich mit Kovacin ein beeindruckendes Torhüterduell.
Allerdings waren auch teilweise unglückliche Abschlüsse der SVler zu verzeichnen, beispielsweise als Aris Wöschler nur den Pfosten, Robin Egelhof die Latte traf.
Kritisch war es aus Zweibrücker Sicht vorübergehend auch, als Robin Egelhof in der 15. Spielminute bereits seine zweite Zeitstrafe erhielt. Im Zweikampf mit dem Haßlocher Torjäger Kevin Seelos hängte sich der „noch“ 17jährige zu sehr rein und musste erneut für zwei Minuten vom Feld. Weil die SV-Defensive allerdings auch in Unterzahl super verteidigte, legten die SVler regelmäßig weiter vor. So dauerte es bis zur 22. Spielminute, dass die Gastgeber durch Kai Zimmermann erstmals wieder zum 6:6-Ausgleichstreffer kamen.
Zimmermann war es auch, der in der 27. Spielminute beim 9:8 erstmals auch einen TSG-Führungstreffer erzielte. Jetzt kämpften sich aber auch die Zweibrücker Löwen ins Spiel zurück und kamen in letzter Sekunde des ersten Durchgangs durch einen Siebenmetertreffer Florian Enders zum 11:11-Ausgleich. Diesen Siebenmeter verhängte das Schiedsrichtergespann, weil der Zweikampf der Zellmer-Brüder - Benni auf Zweibrücker und Andreas auf Haßlocher Seite - mit einer Zeitstrafe gegen den älteren Andreas geahndet, das Spiel schließlich mit dem ersten Strafwurf für die SVler fortgesetzt wurde.
Enders war es auch, der unmittelbar nach der Halbzeitpause – wieder durch Siebenmeter – die erneute Zweibrücker Führung erzielte.
Anders als in den letzten Spielen fielen die Löwen zu Beginn des zweiten Durchgangs leistungsmäßig nicht in das fast schon gewohnte Loch. Sie gingen vielmehr durch zwei Konter Benni Zellmers und Max Semas sogar mit 14:12 in Führung. Auch jetzt kämpften sich die Gastgeber aber wieder heran, kamen in der 46. Minute durch ein Tor Kevin Seelos‘ erneut zur 16:15-Führung.
Der nun folgende offene Schlagabtausch war dramatisch und zog alle Fans in ihren Bann. Nun ging es Schlag auf Schlag, wurden beiderseits zuvor auch mühsam erkämpfte Bälle unmittelbar durch dumme technische Fehler wieder verspielt – oder mehrfach auch beste Torchancen einfach freistehend vergeben. Ganz starke Szenen hatten auch jetzt beiderseits die Torleute. So parierte Schlingmann gegen Benni Zellmer einen Konter, hielt Kovacin einen Strafwurf von Kevin Seelos oder ließ sich von Sebastian Bösing vom ersten Wurfkreis den Ball an den Kopf werfen.
Fakt war jedenfalls, dass die Gastgeber acht Minuten vor Spielende noch mit 22:20 vorne lagen, somit eigentlich eindeutig auf Siegkurs waren. Fast 52 Minuten waren bis dahin gespielt.
Mit großer Moral stemmten sich die Zweibrücker Löwen nun gegen die drohende Niederlage, kämpften sich einmal mehr ins Spiel zurück, ließen sieben Minuten lang keinen Gegentreffer mehr zu und gaben dem Spiel durch die Viererserie durch Aris Wöschler und dreimal Robin Egelhof die Wende.
Alles was bis dahin über die Moral und Kampfkraft der Gäste zu berichten war, galt in der Schlussphase dann allerdings auch für die Haßlocher. Teilweise mit dem siebten Feldspieler und zwei Kreisläufern agierend, stemmte sich auch der Aufsteiger nun gegen die sich abzeichnende Niederlage.
Und erzwangen den Punkt wenige Sekunden vor Spielende durch Sebastian Bösing, der mit seinem letzten Wurf an Ladi Kovacin „vorbei kam“.
„Es ist schon etwas tragisch, aber heute haben wir nach dem Spiel in Backnang und dem Heimspiel in der letzten Woche gegen Köndringen/Teningen den dritten Punkt in den letzten Sekunden hergeschenkt“, war SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem Spiel noch sichtlich mitgenommen.
Tragische Figur auf Zweibrücker Seite war dieses Mal Benni Zellmer, der 30 Sekunden vor Spielende den sicher spielentscheidenden Treffer zum 24:26 auf der Hand hatte, mit „seinem Kopfleger“ allerdings an Schlingmann scheiterte.
Mit etwas Abstand zum Spiel war Bullacher dann mit diesem Auswärtspunkt doch zufrieden: „Wir haben heute erneut ganz hervorragend verteidigt, hätten das Spiel auch verlieren können. Mit einem Punkt in Haßloch muss man immer zufrieden sein“.
Die Atmosphäre bei diesem Drittligaspiel in der vollen TSG Halle, mit einem Lautstärkepegel, der jegliche Anweisungen von Außen nahezu unmöglich machte, sorgte bei allen Beteiligten auch in dieser Hinsicht für einen besonderen Eindruck. Am Ende holten sich jeweils beide Teams ihren verdienten Zähler…
Auf einen Blick:
TSG Haßloch: Daniel Schlingmann und Ilan Eigenmann (bei einem 7m) im Tor – Kai Zimmermann 3, Peter Masica 4, Kevin Seelos 7/3 – Dennis Gregori 1, Marco Widmann 2 – Sebastian Bösing 2 – Steffen Dietz 2, Sebastian Schubert 2/2, Jörn Christmann 1, Andreas Zellmer 1, Michael Kurka, Lukas Gerstle,
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (n.e.) im Tor – Robin Egelhof 7, Florian Enders 3/3, Tim Burkholder 4 – Philipp Hammann 3, Benni Zellmer 2 – Max Sema 2 – Marcin Waryas 3, Aris Wöschler 1, Nils Wöschler, Nils Abel.
Zeitstrafen: 4:8 Min., Siebenmeter: 6/5 – 3/3, Zuschauer: 500, Schiedsrichter: Markus Fähnle / Jörg Schulle (Königsbronn / Oberkochen).