Der durchaus überraschende 30:26 (15:10)-Heimsieg der Zweibrücker Löwen im Drittligaspiel gegen den letztjährigen Vizemeister SG Nußloch war am Samstagabend in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert.
Denn mit nunmehr 8:8 Punkten haben die 64er ihr Punktekonto in der Südstaffel der 3. Liga ausgeglichen, sind dort seit vier Spielen ungeschlagen. Sie sind weiterhin in der Lage, mit ihrer aggressiven Spielweise Handballfans zu begeistern und mitzureißen. Und sie können – trotz der Abgänge der beiden Jugendnationalspieler Jerome Müller und Björn Zintel – auch in der Südstaffel der 3. Liga mithalten.
„Gegen die Topteams der Liga haben wir allerdings nur eine Chance, wenn bei uns alles passt“, hatte SV-Trainer Stefan Bullacher im Vorfeld dieses Heimspieles gesagt. Am Samstagabend passte dann sehr viel. „Die Grundlage für diesen Heimsieg haben wir sicher in der Abwehr gelegt“, so der zufriedene Zweibrücker Trainer. „Und wir hatten mit Ladi Kovacin einmal mehr einen überragenden Rückhalt“.
Der Zweibrücker Torhüter hielt nicht nur zwei Siebenmeter von Gianluca Pauli, er parierte in der spielentscheidenden Phase auch zweimal ganz hervorragend gegen Christoph Schwarz, der zuvor von Rechtsaußen nahezu jeden Wurfversuch verwandelt hatte und am Ende mit fünf Toren auch erfolgreichster Nußlocher Torschütze war.
In dieser Schlussphase brachte Gästetrainer Christian Job immer wieder auch „den siebten Feldspieler“, war mit diesem taktischen Mittel durchaus auch erfolgreich, denn diese Überzahlsituationen nutzten die Gäste einige Male zu eigenen Torerfolgen. Nicht die Tatsache, dass ein siebter Feldspieler auf Gästeseite mit auflief war hier das Besondere, sondern eher die Tatsache, dass die Gäste hier ein enormes Tempo anschlugen. So verkürzten sie binnen drei Minuten vom 26:20 zum 26:23-Zwischenstand, begünstigt allerdings auch dadurch, dass die 64er nun häufiger auch an Nußlochs Torhüter Fabian Lieb scheiterten, der in der 48. Spielminute den glücklosen Robby Sowden abgelöst hatte.
Nur einmal war es den Zweibrücker Löwen gelungen, den Ball ins „leere“ Nußlocher Tor zu werfen, als SV-Mannschaftskapitän Aris Wöschler die Gäste düpierte und den 26. Treffer der Heimmannschaft erzielte.
In der Anfangsphase der Begegnung hatte SV-Trainer Bullacher, der durch einen „Hexenschuss“ gehandicapt, selbst nur unter Schmerzen am Spielfeldrand sitzen bzw. stehen konnte, noch kritisiert, dass seine Mannschaft erneut einige gute Torchancen ausgelassen hatte und ihr auch einige technische Fehler unterlaufen waren. Nach 15 Spielminuten bekam seine Truppe das Spiel allerdings zusehends in den Griff. Nußlochs Spielgestalter und Torjäger Kevin Bitz, der drei der vier ersten SG-Tore erzielt hatte, vermochte sich im weiteren Spielverlauf nur noch selten durchzusetzen. Ganz wesentlich für den Zweibrücker Heimsieg war allerdings auch die Tatsache, dass die starken Kreisläufer der Gäste, nämlich Philipp Müller und Panagiotis Erifopoulos zusammen nur drei Tore erzielten. Hier hatte Bullacher im Vorfeld nämlich die größte Gefahr gesehen.
Andererseits war dies auch Beleg für die Qualität der Zweibrücker Defensivarbeit. Es machte jedenfalls Spaß, der jungen SV-Truppe zuzusehen, wie sie sich in die Zweikämpfe schmiss, wie sie „rackerte“ und wie sie auch immer wieder durch Kontertore erfolgreich war. Hatte Kovacin hier in den letzten Spielen mit seinen Gegenstoßpässen durchaus das eine oder andere Mal Pech, so kamen seine Abwürfe in diesem Spiel wieder punktgenau!.
Nachdem Nußloch beim 4:5-Zwischenstand in der 13. Spielminute letztmalig vorne lag – in dieser Phase hatte Robin Egelhof eine Zeitstrafe „abgesessen“, nachdem es bereits in der 9. Spielminute Max Sema erwischt hatte, kamen die 64er in Unterzahl durch den starken Philipp Hammann zum 5:5-Ausgleichstreffer. Robin Egelhof gelang dann mit einem Doppelschlag die 7.5-Führung, die Nils Wöschler und Flo Enders jeweils mit zwei und Benni Zellmer mit einem Tor sogar auf 12:7 ausbauten.
„Wir hatten auch im Angriff die richtigen Lösungen gegen die Nußlocher Abwehrformation“, war Bullacher nach dem Spiel auch mit der Umsetzung des Angriffskonzeptes durchaus zufrieden.
Fünf Tore Differenz waren es dann auch noch nach 30 Spielminuten, weil Aris Wöschler bei Zeitstrafen gegen Philipp Hammann und Gianluca Pauli zehn Sekunden vor der Pause zum 15:10-Halbzeitstand für die Löwen traf.
Starke Leistungen in ersten Hälften hatten die 64er in der Vergangenheit ja schon häufiger gezeigt – waren dann allerdings nach dem Seitenwechsel nicht in der Lage, dieses Niveau entsprechend zu halten. Dieses Mal fanden die SVler vor inzwischen über 600 Zuschauern auch bestens in die zweite Hälfte. Und das, obwohl sie auch in der Anfangsphase des zweiten Durchgangs wegen einer Zeitstrafe, dieses Mal gegen Nils Wöschler, in Unterzahl spielen mussten. Bis zur 40. Spielminute gelang es ihnen da, die eigene Führung auf 22:14 auszubauen. Tim Burkholder hatte hier getroffen.
Etwas außer Tritt gerieten die SVler nur in der Phase, als Spielmacher Florian Enders verletzungsbedingt raus musste, nachdem er umgeknickt war. Diese Situation nutzten die Gäste, um sich durch eine Viererserie zwischen der 41. und 44. Spielminute wieder auf 22:18 heranzuarbeiten, wobei zwei dieser vier Tore auch während der Zeitstrafe gegen Aris Wöschler fielen.
Am Ende behaupteten sich die Zweibrücker Löwen, kämpften sich durch und holten somit erstmals auch einen Sieg gegen eine der Spitzenmannschaften der 3. Liga Süd.
„Wenn alle Rädchen bei uns ineinander greifen, wenn alles klappt und alle Spieler an ihr oberes Leistungslevel kommen, dann sind wir absolut konkurrenzfähig“, freute sich Bullacher nicht nur über die beiden Punkte sondern insbesondere auch über die Tatsache, dass seine Mannschaft in der stimmungsvollen Atmosphäre, für die neben den SV-Fans auch die Trommler und Anhänger der SG Nußloch gesorgt hatten, die Nerven bewahrte.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (n.e.) im Tor – Robin Egelhof 5, Florian Enders 7/3, Tim Burkholder 1 – Philipp Hammann 5, Benni Zellmer 4 – Max Sema – Aris Wöschler 5, Nils Wöschler 3, Marcin Waryas, Nils Abel.
SG Nußloch: Robbie Sowden und Fabian Lieb (21. – 30 und 48 – 60.) im Tor – Pierre Freundl 4, Stefan Jochim 2, Kevin Bitz 4 – Max Schmitt 3, Sebastian Körner – Philipp Müller 2 – Christoph Schwarz 5, Gianluca Pauli 3/1, Panagiotis Erifopoulos 1, Simon Kuch 1, Adrian Fritsch 1, Ernst Mantek.
Zeitstrafen: 10.4 Min., Siebenmeter: 4/3 – 3/1, Zuschauer: 650, Schiedsrichter: Stefan Walter / Florian Weinig (Karlsruhe/Darmstadt).
Zweibrücker Löwen holen Heimsieg gegen Vizemeister SG Nußloch!
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- Geschrieben von Christian Gauf