Eine sehr unglückliche und deshalb schmerzhafte Niederlage kassierten am Samstagabend die Zweibrücker Löwen im Pfalzderby gegen den TV Hochdorf. Nach einem überaus spannenden und umkämpften Spielverlauf unterlagen die 64er letztlich mit 31::32 (17:17), kassierten dabei das letzte Tor durch Niklas Schwenzer erst sechs Sekunden vor dem Schlusspfiff.
„Sicher hätten wir in dieser Szene etwas besser verteidigen können“, war SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem Spiel sichtlich geknickt. „Wir haben uns heute wieder nicht für unsere gute Leistung belohnt“, haderte der SV-Coach mit einer Reihe technischer Fehler und dem Auslassen einiger hundertprozentiger Torchancen insbesondere in der Schlussphase der Begegnung.
So vergab Flo Enders zweimal von der Siebenmeterlinie, ließ Philipp Hammann zwei Gegenstoßchancen in der 55. und der 57. Spielminute ungenutzt und unterliefen Aris Wöschler, Nils Wöschler und Robin Egelhof in dieser spielentscheidenden Phase auch jeweils ein technischer Fehler.
Der jungen SV-Truppe ist allerdings zu Gute zu halten, dass sie nie aufsteckte, immer weiter kämpfte. So gelang es ihr auch in den letzten beiden Spielminuten – trotz des vorangegangenen Auslassens bester Torchancen, 20 Sekunden vor Spielende zum 31:31 auszugleichen. Hier hatte Nils Wöschler Benni Zellmer am Kreis hervorragend angespielt, und Zellmer sicher verwandelt.
Am Ende jubelten allerdings die Gäste, die im letzten Angriff ihren starken Linksaußen Niklas Schwenzer einsetzten. Und der versenkte seinen letzten Wurf im Winkel des Zweibrücker Tores.
Dabei nahm die Begegnung zu Beginn der zweiten Hälfte durchaus einen von den 64ern erhofften Verlauf, als diese nach dem 17:18-Zwischenstand kurz nach der Halbzeitpause Spiel und Gegner zusehends in den Griff bekamen, zunächst durch Florian Enders den Ausgleichstreffer erzielten, ehe Max Sema mit einem und Robin Egelhof mit vier Toren die 64er auf 23:18 wegziehen ließen. Auch nach 45 Spielminuten lagen die Zweibrücker Löwen noch klar mit 26:22 in Front.
Eine zumindest fragwürdige Entscheidung des Schiedsrichtergespannes Jonathan und Maximilien Winter, die Robin Egelhof für ein Stoppfoul Mitte der zweiten Hälfte eine zwei-Minuten-Zeitstrafe gaben, begünstigte dann die Wende in dieser Begegnung. Leider verletzte sich gerade in dieser Phase auch Max Sema, der sicher sein bislang bestes Spiel im SV-Trikot gemacht hatte, in der Abwehr gewohnt stark spielte und auch im Angriff bei fünf Toren ohne Fehlversuch blieb.
Hatten die SVler zuvor ihre taktische Linie konsequent verfolgt, mit ihren Kreuzbewegungen die Hochdorfer Abwehr immer wieder erfolgreich auseinander gespielt, so „waren wir in dieser Phase einfach auch zu undiszipliniert“, wie es Bullacher nach dem Spiel ausdrückte. Zu schnelle Abschlüsse und unsaubere Anspiele nutzten die Gäste zu einfachen Kontertoren.
Mit Tim Beulter war es aber auch ein Hochdorfer Spieler, der in dieser Phase dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Beutler, der zuvor lange auf der Bank gesessen hatte, kam für Juniorennationalspieler Pascal Kirchenbauer – und brachte seine Mannschaft ins Spiel zurück. Zwei Tore erzielte der noch 28jährige in dieser Phase selbst, zeigte sich ansonsten als klasse Passgeber. „Gegen alle anderen Hochdorfer Spieler hatten wir bis dahin gut verteidigt, Beutler machte dann im Gästespiel den Unterschied“, erkannte auch SV-Trainer Stefan Bullacher
Binnen drei Minuten hatten die Hochdorfer hier aus einem „Vier-Tore-Rückstand“ eine eigene 27:26-Führung herausgeworfen.
Jetzt waren die Gäste am Drücker, legten jeweils vor und kontrollierten einigermaßen den weiterhin spannenden Spielverlauf,
Sicher hatten die Gäste in dieser Phase auch etwas Glück, beispielsweise als Daniel Lanninger ein von Ladi Kovacin gehaltener Ball direkt in seine Arme fiel und dieser den 28:30-Zwischenstand erzielte.
Kurz darauf wurden aber auch die Hochdorfer von einer Fehlentscheidung getroffen, als nämlich Jan Claussen in der 56. Spielminute nach einem „nicht-rot-würdigen“ Foul disqualifiziert wurde.
Die daraus resultierende Hochdorfer Verunsicherung vermochten die 64er nicht zu nutzen. Zwar kamen sie wieder heran, ließen aber gerade in dieser Phase auch zu viele Chancen ungenutzt.
In der ersten Hälfte hatten die Angriffsreihen beider Mannschaften das Spielgeschenen dominiert – oder wie es Bullacher ausdrückte: „boten beide Mannschaften ein gutes Spiel – jedoch jeweils ohne Torwartleistungen!“.
Dies änderte sich nach dem Seitenwechsel. Ladi Kovacin, der im ersten Durchgang nichts zu fassen bekam und bereits nach 13 Minuten durch Yannic Klöckner ersetzt wurde, steigerte sich nach der Halbzeitpause. Bis zur 36. Spielminute hatte er bereits fünf Paraden zu Buche stehen, somit eine mehr, als er und Klöckner während der gesamten ersten Halbzeit in ihrer Bilanz stehen hatten.
Gästetrainer Marco Sliwa hatte noch früher reagiert und seinen ersten Keeper Sandro Sitter bereits in der siebten Minute durch Hagen Gutland ersetzt. Auch bei Hochdorf waren die Torwartprobleme nur auf den ersten Durchgang beschränkt, denn Sandro Sitter, der gegen die Rückraumwürfe der 64er meist keine Abwehrchancen hatte, steigerte sich auch, hielt zwei Siebenmeter von Enders und in der Schlussphase eben auch die beiden Gegenstöße Philipp Hammanns.
Damit hatte der zunächst glücklose Sitter ebenfalls großen Anteil am knappen Auswärtssieg seiner Mannschaft.
„Wir verlieren im Moment zu viele Punkte einfach unnötig“, stellte SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem Spiel fest. „Zu Hause sind es jetzt sogar schon sieben Zähler!“. Damit traf der Zweibrücker Trainer den Nagel auf den Kopf. Um in der dritten Liga bleiben zu können, müssen die Heimpunkte geholt werden. Und da wiegen diese sieben verlorenen Heimpunkte nach einem Drittel der Saison bereits wie eine „schwere Hypothek“. Wieder hatte seine Mannschaft einen starken Gegner lange im Griff, sorgte mit einer guten Leistung für eine hervorragende Stimmung und befindet sich mit derzeit 8:12 Zählern weiterhin im Abstiegskampf der Südgrüppe der 3. Liga.
Während das Derby gegen die Pfalzbieber aus Sicht der Zweibrücker Löwen eher unglücklich verlief, war es für die 650 Zuschauer in der Westpfalzhalle sehr unterhaltsam. Auch die größere Gruppe Flüchtlinge aus dem Zweibrücker Flüchtlingsheim am Flughafen, die auf Einladung der 64er erstmals ein Handballspiel gesehen hatten, war begeistert. Sie erfreuten sich an der guten Stimmung in der Halle und machten einfach mit, ebenso wie die Mitarbeiter des Cap-Markts. Neben der Sparkasse Südwestpfalz, die während der Halbzeitpause einen Tischkicker und eine Tischtennisplatte an Marco Sauder vom DRK überreichte, hatte der Cap-Markt Zweibrücken diese Aktion in der Weise unterstützt, dass die Flüchtlinge mit Getränken versorgt werden konnten.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (von der 13. bis zur 30. Spieiminute im Tor – Robin Egelhof 10, Florian Enders 4/2, Tim Burkholder 2 – Philipp Hammann 2, Benni Zellmer 5 – Max Sema 5 Aris Wöschler 2/1, Nils Wöschler 1, Marcin Waryas, Kubo Balaz (n.e.).
TV Hochdorf: Sandro Sitter und Hagen Gutland (von der 7. bis zur 30.) im Tor – Dominik Claus 3, Pascal Kirchenbauer 2, Jan Claussen 3 – Max Labroue 6, Niklas Schwenzer 6 – Stefan Job 4 – Tim Beutler 4, Christopher Klee 2, Daniel Lanninger 2, Robin Matschke, Alexander Falk, Björnn van Marwick.
Zeitstrafen: 8:4 Min., rote Karte Claussen (56,), Siebenmeter: 5/3 – 1/1, Zuschauer: 650, Schiedsrichter: Jonathan und Maximilian Winter (Schwetzingen/Brühl).
Zweibrücker Löwen unterliegen erneut mit einem Tor Unterschied!
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- Geschrieben von Christian Gauf