Weil die Zweibrücker Löwen im Auswärtsspiel beim Tabellenführer HSG Konstanz die ersten zehn Spielminuten „völlig neben sich standen“, quittierten sie am Samstagabend die nicht unerwartete – in dieser Form aber trotzdem nicht unbedingt nötige 29:24 (14:10)-Auswärtsniederlage.
Als SV-Trainer Stefan Bullacher bereits nach zehn Spielminuten sein erstes Team-Time-out nahm, lag seine Manschaft bereits mit 8:3 im Hintertreffen. „Diesem Rückstand sind wir dann das gesamte Spiel hinterher gelaufen“, stelte Bullacher nach der Begegnung fest. „Wenn wir allerdings einfach nur das Positive herausstellen wollen, dann haben wir gegen den Spitzenreiter 50 Minuten lang auf Augenhöhe mitgespielt!“
So richtig zufrieden war Bullacher nach dem Spiel allerdings nicht. „Wir haben einfach wieder zu viele Fehler gemacht“, haderte er mit insgesamt 23 Fehlversuchen und elf technischen Fehlern seiner Mannschaft.
Nachdem die SVler die Anfangsphase richtiggehend verschlafen hatten, bekamen sie nach der Auszeit mit ihrer 3:2:1-Abwehrformation erkennbar besseren Zugriff auf die Gastgebertruppe. In dieser Phase brachte Bullacher die beiden Wöschler-Brüder Aris und Nils für Tim Burkholder und Spielmacher Flo Enders. Damit gelang es zumindest, die Lethargie im Abwehrverhalten etwas abzulegen und die nötige Aggressivität ins Spiel zu bringen. Einzig die beiden Halbangreifer des Tabellenführers, Mathias Riedel im linken und Paul Kaletsch im rechten Rückraum, kamen mit ihren zielstrebigen Aktionen immer wieder zu erfolgreichen Abschlüssen, waren von der SV-Defensive während der gesamten Spielzeit nicht auszuschalten.
Richtig weh tat den Zweibrücker Löwen allerdings die Tatsache, dass quasi jeder abprallende Ball bei den Gegnern landete oder auch bereits in der Abwehr erkämpfte Bälle nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Zudem kamen die Gastgeber durch ihr konsequentes Gegenstoßspiel zu einer Reihe einfacher Tore – was den 64ern in diesem Spiel deutlich weniger gelang. Während die 64er hier auch einige Male nicht schnell genug umschalteten und in die Abwehr kamen, war das Rückzugsverhalten der Konstanzer dem eines Tabellenführers absolut würdig.
Ein anderer Faktor, der den 64ern etwas zu schaffen machte, war in dieser Phase allerdings auch der Maßstab, den das Schiedsrichtergespann Frank Kraaz / Matthias Rupp im Zusammenhang mit progressiven Strafen anlegte. So fühlten sich die 64er schon klar benachteiligt, als der Zweibrücker Mannschaftskapitän Aris Wöschler zweimal hinausgestellt wurde. Beim ersten Mal, in der 37. Minute bekam er die Zeitstrafe, nachdem er gefoult worden war, musste anschließend gemeinsam mit seinem Gegenspieler Paul Kaletsch runter. Zu diesem Zeitpunkt hatten die 64er in ihrer stärksten Phase – kurz nach der Halbzeitpause - den Rückstand fast aufgeholt, waren bis auf 17:15 herangekommen, hatte Benni Zellmer sogar die Chance zum Anschlusstreffer gehabt.
Es folgte dann aber eine ganz schwache Phase der 64er, in der die Gastgeber Zweibrücker Fehler wieder umgehend bestraften, durch einfache Kontertore eine Fünferserie hinlegten und bis zur 42. Spielminute spielentscheidend auf 22:15 wegzogen. Die zweite Zeitstrafe gegen Wöschler sorgte schließlich noch etwas mehr für überraschte Gesichter bei den fünf mit nach Konstanz gefahrenen SV-Anhängern. Zwar bekamen die SVler in dieser Szene den Ballbesitz zugesprochen, Wöschler musste nach einem Kontakt mit seinem Gegenspieler aber trotzdem wieder raus. Dies alles überraschte deshalb, weil auf der Gegenseite in vergleichbaren Situationen nicht mit gleicher Konsequenz bestraft wurde.
Für die SVler sprach am Samstagabend allerdings, dass sie immer weiter kämpften, sich auch von klaren Rückständen nicht aus dem Konzept bringen ließen. Ihnen fehlte in spielentscheidender Phase vielleicht auch nur etwas mehr Glück beim Abschluss, als beispielsweise Robin Egelhof, Nils Wöschler oder Tim Burkholder in der Schlussphase jeweils nur das Torgebälk trafen, Philipp Hammann einen Tempogegenstoß freistehend vergab oder Aris Wöschler mit einem Siebenmeter am Juniorennationaltorwart Konstatin Poltrum scheiterte. „Wenn man hier gewinnen will, müssen solche Chancen aber auch genutzt werden“, hatte Bullacher zu diesen ganz entscheidenden Situationen, in denen ein besseres Abschneiden seiner Mannschaft verspielt wurde, auch eine klare Meinung.
Eine gewohnt starke Leistung lieferte auch am Samstagabend wieder SV-Torhüter Ladi Kovacin ab, der mit 13 Paraden absolut im Bereich seiner Möglichkeiten geblieben war. Kovacin, der zweimal auch Pech mit seinen Gegenstoßpässen hatte, ärgerte sich allerdings nach dem Spiel auch über die Tatsache, dass immer wieder seine gehaltenen Würfe beim Gegner landeten. Und ihre zweiten Chancen nutzten die Konstanzer dann zumeist relativ konsequent, erzielten hier die wichtigen Treffer, um die eigene Führung durchgängig zu behaupten.
So endete das Spiel schließlich 29:24 für die Gastgeber, die damit ihre Tabellenführung untermauerten, die eigene Siegesserie auf sechs Spiele ausbauten, während es am Tabellenende der dritten Liga immer enger wird. Zwar behaupteten die Zweibrücker Löwen noch ihren 13. Tabellenplatz in der Südstaffel der 3. Liga. Sie sind nun allerdings punktgleich mit der TSG Haßloch, die auf dem ersten Abstiegsplatz liegt. Am kommenden Samstag haben die 64er nun ein ganz wichtiges Spiel, wenn sie zur gewohnten Anwurfzeit, samstags um 18 Uhr, in der Westpfalzhalle den Tabellennachbarn SV Salamander Kornwestheim empfangen werden. Nachdem die 64er zuletzt auch dreimal verloren haben, müssen sie gegen Kornwestheim endlich wieder auf die Erfolgsspur zurückfinden und Punkte holen.
Auf einen Blick:
HSG Konstanz: Konstantin Poltrum und Maximilian Wolf (n.e.) im Tor – Paul Kaletsch 8, Matthias Stocker 2, Mathias Riedel 8 – Fabian Maier-Hasselmann 5, Fabian Schlaich 2 – Simon Flockerzie 3 – Kai Mittendorf 1, Tim Jud, Michael Öhler, Lukas Beck, Alexander Lauber.
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (n.e.) im Tor – Robin Egelhof 5, Florian Enders 5/1, Tim Burkholder – Philipp Hammann, Benni Zellmer 3 – Max Sema 3 – Aris Wöschler 3 Nils Wöschler 5, Marcin Waryas.
Zeitstrafen: 4:8 Min., Siebenmeter: 1/1 – 2/1, Zuschauer: 800, Schiedsrichter: Frank Kraaz / Matthias Rupp (Deizisau/Weinstadt).