„Wir haben heute in einem fairen Spiel einen verdienten Sieger gesehen“, sagte SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem „Löwen-Duell“ in der Östringer Stadthalle zwischen der zweiten Mannschaft der Rhein-Neckar-Löwen und den Zweibrücker Löwen. Wieder einmal hatte seine Mannschaft die erste Viertelstunde eines Drittligaauswärtsspieles richtiggehend verpennt und musste dann anschließend einer deutlichen Führung hinterher laufen.
Als SV-Coach Stefan Bullacher in der elften Minute seine erste Auszeit nahm, lag seine Mannschaft bereits mit 10:4 im Hintertreffen. Fünf Minuten später wechselte er seinen extrem glücklosen Stammkeeper Ladi Kovacin aus. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gastgeber aus 13 Angriffen zwölf Tore zum 12:7-Zwischenstand erzielt – und Kovacin, ansonsten einer der stärksten Keeper der 3. Liga, keinen einzigen Ball zu halten bekommen. „Wir haben gegen die gute SG-Abwehr und gegen den starken Torhüter lange kein Mittel gefunden“, merkte Bullacher nach Spielende weiterhin an.
Andererseits fanden die SVler aber auch in ihrer normalen 3:2:1-Abwehrformation kaum Zugriff auf die starke Rückraumreihe der Gastgeber. Immer wieder trafen die Gastgeber mit ihren Sprung- und Hüftschlagwürfen aus der zweiten Reihe, blieb die Zweibrücker Abwehrformation, anders als besprochen, in den Zweikämpfen viel zu passiv.
Demgegenüber wirkte die 6:0-Abwehrformation der Gastgeber bestens auf die SV-Truppe eingestellt – und zeigte zudem Torhüter Lucas Bauer, der beste Spieler im Trikot der Bundesligareserve der Rhein-Neckar-Löwen, eine ganz hervorragende Partie. Hier machte sich allerdings auf Zweibrücker Seite das verletzungsbedingte Fehlen von Juniorennationalspieler Robin Egelhof stark bemerkbar, denn damit blieb der Zweibrücker Rückraum in der Anfangsphase der Begegnung recht blass, wirkte relativ drucklos und geriet somit auch immer wieder früh in die „Passivsituation“.
Während sich die 64er also immer wieder festliefen, fanden in der Anfangsphase der Begegnung alle Würfe der Bundesligareserve der Rhein-Neckar-Löwen – egal von welcher Position sie aufs Zweibrücker Tor geworfen wurden, ins Ziel.
Etwas besser wurde es aus Zweibrücker Sicht, als Bullacher nach 15 Minuten erstmals wechselte. Yannic Klöckner löste jetzt Kovacin im Zweibrücker Gehäuse ab, Nils Wöschler kam für Florian Enders, Thomas Zellmer, Spielertrainer der SV-Zweiten, der für den verletzten Robin Egelhof, im Kader war, für Philipp Hammann und der erst 17jährige Niklas Bayer für Tim Burkholder.
Vor allem in der Abwehr machten sich diese Umstellungen bemerkbar; die SVler wirkten nun aggressiver, kämpften sich jetzt ins Spiel zurück. Niklas Bayer war dabei durchaus belebendes Element, verdiente sich nach dem Spiel auch ein Sonderlob seines Trainers. Dennoch dauerte es bis zur 22. Spielminute, bis Yannic Klöckner erstmals einen gegnerischen Torwurf hielt.
Richtig gut waren die Zweibrücker Löwen indessen während ihrer eigenen Unterzahlsituationen. Ihre drei Zeitstrafen gegen Max Sema, Nils Wöschler und Marcin Waryas lösten die SVler zur großen Zufriedenheit ihres Trainers. Ergebnismäßig wirkten sich diese Unterzahlsituationen zu Lasten der Gäste nämlich mit 5:1 Toren aus. Dafür lief es kurz vor der Halbzeitpause bei eigener Überzahl nicht so optimal, denn hier gelang den 64ern kein Torerfolg. So wurden schließlich beim Stande von 18:14 die Seiten gewechselt. „In der ersten Hälfte hatten wir gegen die SG Kronau-Östringen lange kein richtiges Mittel gefunden – und auch nur zwei gehaltene Bälle“, hatte der Zweibrücker Trainer klare Kritikpunkte an seine Mannschaft. Michel Abt, der Toptorjäger der 3. Liga Süd, hatte im ersten Durchgang zu viele Freiheiten, wurde von der Zweibrücker Abwehrformation zu wenig angegriffen und erzielte dann auch sechs seiner insgesamt acht Tore in den ersten 30 Minuten.
Weil Kronau-Östringens Trainer Klaus Gärtner aber auch recht früh wechselte, waren auch die Gastgeber nicht in der Lage, das hohe Niveau der eigenen Anfangsphase konstant beizubehalten. „Wir haben super angefangen, sind mit 12:5 in Führung gegangen und haben dann aber auch etwas unsere Linie verloren“, analysierte der Gärtner nach dem Spiel, zufrieden allerdings, die beiden Punkte geholt zu haben.
In der zweiten Hälfte steigerten sich die Zweibrücker Löwen erkennbar. Zumindest in der Defensive. Großen Anteil hieran hatte auch Torhüter Yannic Klöckner, der nach acht Spielminuten im zweiten Durchgang bereits fünf gegnerische Würfe „entschärft“ hatte. In dieser Phase waren auch nicht alle Würfe Michel Abt’s erfolgreich, gelang es der Zweibrücker Defensive auch wesentlich besser, gegen den starken Kronau-Östringer Kreisläufer David Ganshorn zu verteidigen.
Bis zur 41. Spielminute, beim 21:18-Zwischenstand, waren die 64er nun wieder auf Schlagdistanz zu den Gelbhemden. Jugendnationalspieler Rico Groß und David Ganshorn erhöhten dann durch eine Dreierserie wieder zum 24:18. Wieder lagen die SVler also mit sechs Toren zurück.
46 Minuten waren bis dahin gespielt. Nun stemmten sich die Zweibrücker Löwen gegen die Niederlage, kamen durch zwei Treffer von Tim Burkholder und einen Tempogegenstoß Benni Zellmers erneut auf drei Tore heran. Klaus Gärtner nahm dann für die Gastgeber sein zweites Team-Time-out – und den Zweibrücker Löwen den Schwung.
In der Schlussphase gingen die Zweibrücker Löwen jedenfalls wieder zu fahrlässig mit ihren Chancen um, vertendelten auch einige Male wieder gute Möglichkeiten beim schnellen Ballvortrag! Hinzu kam, dass sie jetzt auch einige Male Pech hatten, weil beispielsweise Würfe Tim Burkholders oder Philipp Hammanns vom Pfosten wieder heraussprangen, während die Würfe der Gastgeber vom Pfosten ins Tor oder vom Pfosten abprallend und dann von Klöckners Rücken ins Tor gingen. Als der gute Linksaußen Leon Bolies, mit 51 Toren zweiter in der teaminternen Torschützenliste der Rhein-Neckar-Löwen, in der 55. Spielminute mit seinem fünften Treffer die 22:17-Führung erzielte, war das Spiel entschieden!
Am Ende stand es 30:24 für die Gastgeber, die sich damit auf Tabellenplatz fünf vorarbeiteten, während die SVler – vor dem weiteren schweren Auswärtsspiel am kommenden Freitag in Leutershausen – nach dem Samstagspiel auf einen Abstiegsplatz der 3. Liga abrutschten.
Auf einen Blick:
SG Kronau-Östringen: Lucas Bauer, Marco Bitz (n.e.) im Tor – Maximilian Schwarz 4, Michel Abt 8/2, James Roy 2 – Marvin Gerdon 1, Leon Bolius 5 – David Ganshorn 3 – Nicolas Herrmann 4, Rico Keller 2, Max Haider 1, Maximilian Trost, Lukas Sauer, Maximilian Bolka.
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (ab der 15.) im Tor – Tim Burkholder 3, Florian Enders 4/2, Aris Wöschler 2 – Philipp Hammann 3, Benni Zellmer 4 – Max Sema – Niklas Bayer 3, Nils Wöschler 3, Thomas Zellmer 1, Marcin Waryas 1.
Zeitstrafen: 2:6 Min., Siebenmeter: 2/2 – 2/2, Zuschauer: 250, Schiedsrichter: Thorsten Meike / Stefan Plinz (Denzlingen/Waldkirch).
Zweibrücker Löwen in Kronau-Östringen chancenlos!
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- Geschrieben von Christian Gauf