„Ich hatte großen Respekt vor der Zweibrücker Mannschaft, denn die kämpfen immer weiter“, stellte Trainer Marc Nagel, nach dem Drittligaspiel seiner SG Leutershausen gegen den SV 64 Zweibrücken in der Hirschberger Emil-Beck-Halle anlässlich der Pressekonferenz fest. Damit hatte der frühere Nationalspieler die wesentlichen Qualitätsmerkmale der Zweibrücker Löwen in dieser Begegnung angesprochen und im Prinzip auch das Spiel in Kurzform zusammengefasst. Denn gekämpft hatten die Zweibrücker Löwen in der Tat, immer wieder auch klare Rückstände aufgeholt, waren letztlich beim 30:26 (13:8) allerdings ohne echte Siegchance!
Sie leisteten sich zwischenzeitlich nämlich auch immer wieder erhebliche gedankliche Aussetzer, waren im Abwehrverhalten weit von ihrer Topform entfernt und hatten nach 60 Spielminuten 23 Fehlversuche und elf technische Fehler zusammen getragen.
Dabei begann das Spiel aus Zweibrücker Sicht wieder wie so häufig in den letzten Wochen. Nämlich mit Fehlwürfen aus allerbesten Wurfpositionen. Max Sema war der erste, der hier bereits in der ersten Spielminute freistehend an dem starken Leutershausener Keeper Alexander Hübe scheiterte. Philipp Hammann passierte kurz darauf das gleiche Missgeschick.
Als SV-Trainer Stefan Bullacher nach 17 Minuten sein erstes Team-Time-out nahm, kritisierte er die „Anfängerfehler“ seiner Spieler, insbesondere deren schwache Abschlüsse, weiterhin die Tatsache, dass sich einmal mehr zunächst alle Spieler ihren „persönlichen Fehler“ genommen hatten. Im Endeffekt waren es zu diesem Zeitpunkt bereits acht „Fahrkarten“ der Zweibrücker Löwen. So verwunderte es wenig, dass sich die Gastgeber während der ersten Hälfte relativ locker abzusetzen vermochten, beim 12:5-Zwischenstand in der 26. Spielminute alles auf einen deutlichen Heimsieg hindeutete.
Immer wieder haderte Bullacher in dieser Phase mit den falschen Wurfentscheidungen seiner Spieler gegen die gut abgestimmte 6:0-Deckungsformation der SGL. Torhüter Alexander Hübe harmonierte hier hervorragend mit seinen Vorderleuten. Auf Seiten der Zweibrücker Löwen verdiente sich im ersten Durchgang ausschließlich Keeper Ladi Kovacin „die Note gut“ – alle anderen SV-Spieler wirkten hier zunächst überfordert. Und das nicht nur im Angriff, auch die Zweibrücker Defensive machte Fehler, ließ in vielen Szenen die gewohnte Aggressivität vermissen.
„Ihr müsst jetzt einfach einmal eure individuellen Fehler abstellen“, lautete dann auch Bullachers Hauptforderung an seine Mannschaft in der Halbzeitpause, beim Stande von 13:8. Die Zweibrücker Angriffsbilanz zu diesem Zeitpunkt lautete acht Tore aus 24 Versuchen, in der Tat eine beängstigend schwache Quote.
Dass sie es besser können und dass sie auch zu kämpfen in der Lage sind, zeigten die Zweibrücker Löwen dann tatsächlich in der zweiten Hälfte. Die beiden ersten Tore gelangen Thomas und Benni Zellmer jeweils per Tempogegenstoß. Thomas Zellmer, eigentlich Spielertrainer der SV-Zweiten, musste früh eingewechselt werden, weil der etatmäßige Rechtsaußen Philipp Hammann aufgrund einer Leistenverletzung passen musste. Somit war die im bisherigen Saisonverlauf gut harmonierende rechte Angriffsseite mit Juniorennationalspieler Robin Egelhof und Philipp Hammann „gänzlich gesprengt“, was natürlich erkennbare Auswirkungen auf die Spielanlage der Bullacher-Truppe hatte.
Bis zur 40. Spielminute beim 18:15-Zwischenstand waren die 64er dann aber dennoch tatsächlich auf Augenhöhe mit dem langjährigen Bundesligisten. Nils Wöschler fehlerfreien Quote von Linksaußen setzte hier auf Zweibrücker Seite starke Akzente.
Es folgten allerdings auch wieder fünf ganz schwache Minuten, in denen auf Zweibrücker Seite nur Fehler zu verzeichnen waren. Fehlpässe, die zu Gegenstoßtoren genutzt wurden, weitere schwache Abschlüsse und ungeschicktes Verhalten im Abwehrverbund. Die cleveren Gastgeber nutzten dies zu einer Fünferserie und dem vorentscheidenden 23:15-Zwischenstand.
Nach der zweiten Auszeit der 64er durch Stefan Bullacher in der 45. Spielminute fingen sich die 64er wieder etwas. In dieser Phase war es insbesondere Nils Wöschler, der vom linken Flügel Akzente zu setzen vermochte und jetzt ganz wichtige Tore erzielte. Allerdings hatten die Gastgeber nun auch den bis dahin überragend haltenden Hübe durch Moritz Mangold ersetzt, um dem Nachwuchskeeper Spielanteile zu gewähren.
Dieser blieb allerdings in seinen Aktionen recht glücklos, so dass es die 64er schafften, dass Marc Nagel in der 52. Minute nochmals eine Auszeit nahm – und Hübe anschließend ins SGL-Tor zurückkehrte. Bis zum 26:23-Zwischenstand hatten sich die 64er hier wieder herangearbeitet.
Zwei Tore durch den agilen Mattis Pestinger und Kreisläufer Thomas Ratzel sorgten bis zur 58. Spielminute und dem 28:23-Zwischenstand dann wieder für klare Verhältnisse, anschließend vernachlässigten beide Teams ihre Defensivaufgaben, so dass noch einige Tore zum 30:26-Endstand fielen.
„Ich gratuliere heute einem verdienten Sieger, die klar bessere Mannschaft hat gewonnen“, beglückwünschte Stefan Bullacher bei der Pressekonferenz seinen Kollegen Marc Nagel zum Heimsieg.
Die 64er hingegen müssen sich bis zum kommenden Heimspiel am nächsten Samstag gegen Aufsteiger VfL Pfullingen wieder fangen, denn in diesem Spiel geht es um überlebensnotwendige Punkte im Kampf um den Drittligaklassenerhalt. Zur gewohnten Anwurfzeit am Samstag um 18 Uhr hoffen die 64er deshalb auch wieder auf lautstarke Zuschauerunterstützung, also Hilfe von den Tribünen.
So spielten sie:
SG Leutershausen: Alexander Hübe und Moritz Mangold (44. – 52.) im Tor – Mattis Pestinger 4, Christopher Räpple 3, Jochen Geppert 5 – Rico Wilde, Marc Wetzel 2 – Thomas Ratzel 2 – Philipp Bauer 8, Stefan Salger 2, Sascha Pfattheicher 2, Matthias Conrad 1, Marvin Karpstein 1.
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (n.e.) im Tor – Tim Burkholder 3, Florian Enders 4/3, Aris Wöschler 3 – Philipp Hammann, Benni Zellmer 4 - Max Sema 2 - Nils Wöschler 6, Thomas Zellmer 2, Marcin Waryas 1, Niklas Bayer.
Zeitstrafen: 4:8 Min., Siebenmeter:4/3 – 3/3, Zuschauer: 410, Schiedsrichter: Dominik Schek / Marco Wittemann (Mainz/Waldsee).