Nach der knappen, unnötigen, aber nicht unverdienten 22:23 (12:12)-Heimniederlage gegen den HC Oppenweiler/Backnang wird der Klassenerhalt der Zweibrücker Löwen in der 3. Liga immer unwahrscheinlicher. Denn wer solche wichtigen Heimspiele nicht gewinnt, dem werden in der Endabrechnung einfach auch zu viele Punkte fehlen.
„Mit unserer heutigen Leistung können wir natürlich nicht zufrieden sein“, stellte SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem letztlich spannenden aber keineswegs hochklassigen Drittligaspiel heraus.
Schuld daran war in dieser Begegnung – das belegt alleine schon das Endergebnis – die Zweibrücker Chancenverwertung. Und die war am Samstagabend richtiggehend katastrophal. Nicht genutzte Tempogegenstöße, Torwürfe völlig frei vom ersten Wurfkreis und leider auch einige falsch getroffene Wurfentscheidungen bzw. nicht optimal ausgeführte Torwürfe sorgten am Samstagabend dafür, dass die 64er schon recht frühzeitig in Rückstand gerieten und gegen diesen Rückstand letztlich erfolglos ankämpften.
Die Gäste zeigten die etwas reifere Spielanlage, hatten durch ihre starken Rückraumakteure Ruben Siegle, Jonas Frank und Tobias Hold in der Stammbesetzung sowie mit Torjäger Benjamin Röhrle als weiterem Rückraumspieler auf allen Positionen starke Akteure, die der Zweibrücker Defensive immer wieder große Probleme bereiteten. Am Anfang war es Tobias Hold vom linken Rückraum, den die 64er entgegen ihrer Absprache zu wenig aggressiv bekämpften und der mit seinen gefährlichen Schlagwürfen dann auch immer wieder erfolgreich war. Nicht zuletzt wegen diesen Toren gelang es den Gästen auch, sich zwischen der 11. und der 16. Minute beim 7:10-Zwischenstand erstmals auf drei Tore abzusetzen.
Zehn Gegentore bereits nach 15 Spielminuten, 23 Gegentore nach 60 zeigen dann allerdings auch, in welchem Mannschaftsteil die 64er trotz der anfangs erkennbaren Probleme letztlich funktionierten. Und das war in der Defensive. Ladi Kovacin, der in der Anfangsphase überhaupt nichts zu halten bekam, steigerte sich nun zusehends, hielt nun ähnlich gut wie auf der anderen Seite der HCOB-Keeper Thomas Fink, der großen Anteil daran hatte, dass die Gäste ihre Führung zu behaupten vermochten.
Wenn im Zweibrücker Spiel an diesem Samstagabend also etwas positiv zu nennen war, dann ist dies die kämpferische Einstellung, die Art und Weise, sich immer wieder in die Begegnung zurück zu kämpfen – und zwar häufig auch in eigener Unterzahl!.
Dabei musste Stefan Bullacher, seine Mannschaft und auch die Zweibrücker Fans bereits in der 16. Spielminute einen großen Schock verkraften, denn Max Sema, nicht nur in den letzten Wochen einer der stärksten Zweibrücker Abwehrspieler, verletzte sich bei einem Zweikampf in der Abwehr am Knie. Ein lauter Schrei und die anschließende längere Behandlungszeit durch Mannschaftsarzt Dr. Jürgen Knoch und Physio Dennis Krause zeigten, dass hier etwas Schlimmeres passiert war. Leider besteht der Verdacht, dass die Kreuzbänder in Mitleidenschaft gezogen wurden. Näheres kann hier erst im Laufe der Woche gesagt werden, wenn die MRT-Untersuchung erfolgt ist.
Auch ohne Sema kämpften sich die Zweibrücker Löwen im weiteren Verlauf der ersten Hälfte dann aber wieder zum 12:12-Halbzeitstand heran, gestatteten den zuvor sehr dominant auftretenden Gästen in 15 Minuten nur noch zwei Treffer, zunächst durch einen verwandelten Siebenmeter von Alexander Ruck und dann in der 25. Spielminute durch ein Rückraumtor des Oppenweiler Torjägers Benjamin Röhrle.
Das Zweibrücker Manko an diesem Abend war allerdings auch in dieser Phase der Begegnung weiterhin spürbar. Die SVler verbrauchten einfach zu viele gute Torchancen.
Der neue Trainer des HC Oppenweiler/Backnang, Jürgen Buck, ließ seine Mannschaft gegen die 64er im Verlaufe der Begegnung sehr offensiv verteidigen – und brachte damit die 64er doch erkennbar aus dem Konzept, weil es diesen nur viel zu selten gelang, die sich bietenden Freiräume in der Tiefe der gegnerischen Abwehrformation zu nutzen. Wie dies funktionieren kann, zeigte gleich nach der Halbzeit SV-Kapitän Aris Wöschler, der mit dem 13:12-Zwischenstand die letztmalige Zweibrücker Führung erzielte.
Die letztlich spielentscheidende Phase waren dann die zehn Minuten zwischen der 33. und der 43. Spielminute, in der die 64er überhaupt nicht trafen, die Gäste allerdings fünfmal Kovacin zu überwinden vermochten. Der 14:19-Zwischenstand in der 43. Minute und die teilweise überhasteten, wenig vorbereiteten und zum Teil wirklich schlechten Abschlüsse sorgten immer wieder für ungläubiges Kopfschütteln auf der Zweibrücker Bank. Mit solch einer ineffizienten Angriffsleistung kann man in der 3. Liga keine Punkte holen.
Einziger Lichtblick neben Kovacin und der Tatsache, dass die Zweibrücker Löwen in der Tat immer weiter kämpften und sich nie aufgaben, war Marcin Waryas, der in der zweiten Hälfte fünf Tore erzielte, weil er die sich bietenden Räume in der gegnerischen Abwehr zu nutzen vermochte,
Nicht zuletzt Waryas‘ Tore brachten die 64er in der Schlussphase noch einmal heran. Dazwischen lagen aber auch immer wieder katastrophale Torabschlüsse, die sich in der sehr hektischen Schlussphase, bedingt durch die Tatsache, dass nun auch beiderseits immer wieder Spieler mit Zeitstrafen raus mussten, dann auch als echte Stimmungskiller erwiesen.
So passte es schließlich auch zu diesem aus Zweibrücker Sicht „gebrauchten Tag“, dass Robin Egelhof 15 Sekunden vor Spielende die Chance zum Ausgleichstreffer vergab, als er in einer 5 gegen 5-Spielsituation von Rechtsaußen per Dreher abschloss und dabei an Thomas Fink scheiterte.
Weil Tobias Hold anschließend – bei offener Manndeckung der Zweibrücker Löwen – in Richtung eigenes Tor lief, das Schiedsrichtergespann dies als passives Spiel auslegte, kamen die SVler nochmals in Ballbesitz, die Zeit war allerdings bereits abgelaufen. Der direkte Freiwurf Marcin Waryas blieb allerdings im HCOB-Block hängen. Jetzt konnten die Gäste ausgelassen diesen Auswärtssieg bejubeln.
„Wir waren heute nicht drittligatauglich“, merkte SV-Trainer Stefan Bullacher nach den nervenaufreibenden 60 Spielminuten fest. „Und trotz allem wäre heute bei etwas besserer Chancenverwertung auch ein Sieg möglich gewesen“.
Durch diese erneute Heimniederlage ist auch der tolle Auswärtssieg der letzten Woche in Pforzheim nur noch die Hälfte wert. Die in den Heimspielen vergebenen Punkte fehlen den 64ern – und tun sehr weh!
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Benedikt Berz (n.e.) im Tor – Robin Egelhof 3, Tim Burkholder 3/1, Aris Wöschler 5 – Nils Abel 3, Benni Zellmer 3 – Max Sema – Marcin Waryas 5, Florian Enders, Nils Wöschler, Jonas Denk, Tobias Alt.
HC Oppenweiler-Backnang: Thomas Fink und Stefan Merzbacher (n.e.) im Tor – Ruben Sigle 5, Jonas Frank 1, Tobias Hold 4 – Alexander Ruck 4/3, Sebastian Forch – Chris Hellerich 1 – Benjamin Röhrle 2, Daniel Zieker 2, Philipp Maurer 2, Tom Kühnle 2, Kevin Matschke.
Zeitstrafen: 16:12 Min., rote Karte: Benni Zellmer (58.) Siebenmeter: 1/1 – 3/3, Zuschauer: 400, Schiedsrichter: Tobias Lay, Kai Morlock (Bruchsal / Ubstadt-Weiher).
Zweibrücker Löwen mit sehr schwacher Leistung!
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- Geschrieben von Christian Gauf