Vor dem Drittligaspiel am letzten Samstag und den personellen Problemen im eigenen Spielerkader wäre sicher jeder im Zweibrücker Lager mit einem Punktgewinn bei der SG H2Ku Herrenberg zufrieden gewesen. Schaute man allerdings am Samstagabend nach dem Schlusspfiff der spannenden Drittligabegegnung in die Gesichter der Löwenspieler, dann war dort nach dem 30:30 (14:17)-Unentschieden doch überwiegend Enttäuschung und eine gewisse Niedergeschlagenheit spürbar.
„Mit der Leistung sind wir heute absolut zufrieden – mit dem Ergebnis allerdings weniger“, stellte SV-Trainer Stefan Bullacher anlässlich der Pressekonferenz nach dem Spiel heraus.
40 Sekunden vor Spielende hatte seine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft den Ausgleichstreffer durch den erfahrensten Herrenberger Spieler, Mannschaftskapitän Christian Dürner hinnehmen müssen. Auf der anderen Seite scheiterte Nils Abel anschließend von Rechtsaußen an Marco Azevedo Marquez, dem Herrenberger Torhüter, so dass der Tabellenletzte nochmals in Ballbesitz gelangte. Jetzt allerdings parierte auch Ladi Kovacin einen Rückraumwurf, so dass die SVler wenigstens einen Punkt „retteten“.
Dass die 64er mit dem einen Punkt letztlich dennoch zufrieden sein konnten, lag an der Tatsache, dass sie in diesem Abstiegskrimi nur ganz stark Ersatz geschwächt antreten konnten. Von den 17 Spielern, die vor der Saison auf dem Mannschaftsfoto der Zweibrücker Löwen abgebildet waren, fehlten am Samstagabend nämlich neun Spieler, also mehr als die Hälfte!
Dass neben Philipp Hammann, der inzwischen auch schon sieben Spiele wegen seiner Schambeinentzündung pausieren musste, Max Sema und Tim Burkholder fehlen würden, darauf war SV-Trainer Stefan Bullacher nach den Rückmeldungen im Mittwochstraining vorbereitet. Die eigentliche Hiobsbotschaft dieses Wochenendes war dann am Samstagmorgen der Anruf von Mannschaftskapitän Aris Wöschler, der sich mit Fieber ebenfalls abmeldete. Somit nominierte Bullacher kurzerhand mit Tom Grieser einen weiteren A-Jugendlichen nach, damit die SVler wenigstens mit drei Auswechselspielern dieses Spiel bestreiten konnten.
Die Art und Weise, wie die 64er dann allerdings dieses Spiel angingen, wie sie das Spielgeschehen nach einer sehr ausgeglichenen 15minütigen Anfangsphase an sich rissen, das ließ die 15 mitgereisten SV-Fans durchaus auf eine weitere Überraschung in fremden Hallen hoffen.
Die Zweibrücker Löwen bekamen das Spiel jedenfalls zusehends in den Griff, weil sich Ladi Kovacin merklich steigerte. Nachdem der Zweibrücker Torhüter in den ersten zehn Minuten keinen gegnerischen Torwurf zu halten bekam, lief es fortan wesentlich besser. Noch vor der Halbzeit kam der Slowake auf zehn Paraden, und war damit ein starker Rückhalt.
Jonas Denk, der sich am Kreis durchtankte sowie Benni Zellmer per Tempogegenstoß waren mit einem Doppelschlag in der 16. Minute dann sogar für die zwischenzeitliche 8:10-Führung der SVler verantwortlich.
Ab diesem Zeitpunkt vermittelte die Ersatz geschwächte und mit fünf A-Jugendspielern besetzte SV-Truppe durchaus den Eindruck, als hätte sie alles im Griff. Bis zur Halbzeitpause bauten die 64er ihren Vorsprung nämlich auf drei Tore zum 14:17-Pausenstand aus - und hätten nach 30 Minuten sogar noch etwas deutlicher führen können, wenn sie die „einfachen Bälle“ im Gastgebertor „untergebracht hätten“. Oder wenn sie in der Defensive etwas konsequenter verschoben und sich gegenseitig etwas besser ausgeholfen hätten. „Da standen wir einige Male zu offen“, kritisierte Bullacher. Andererseits waren gerade die Abwehrprobleme der jungen SV-Truppe in dieser Besetzung am Samstagabend nicht unerwartet, fehlten mit Max Sema und Aris Wöschler doch auch zwei ganz wichtige Abwehrstrategen und Stützen der 3:2:1-Abwehrformation. Unter diesen Gesichtspunkten war das am Samstagabend dann schon in Ordnung, was die Zweibrücker Löwen hier boten.
In taktischer Hinsicht lieferte dieses Spiel auch das eine oder andere interessante Detail. So ließ Herrenbergs Trainer Nico Kiener bereits in der ersten Hälfte in eigener Unterzahl für seinen Torhüter einen weiteren Feldspieler in einem gelben Hemdchen aufs Parkett, so wie man es bei der deutschen Handballnationalmannschaft bei der EM auch häufiger beobachten konnte.
Gleich beim ersten Versuch durchkreuzten die 64er in Person von Benni Zellmer allerdings die Herrenberger Pläne. Der warf nämlich nach einem Herrenberger Treffer den Anwurf direkt ins „verwaiste“ Gastgebertor. Eine Minute später scheiterte er dann allerdings – zielte etwas zu hoch und warf über’s Tor.
Die 14:17-Pausenführung war aus Zweibrücker Sicht dennoch verdient, weil die 64er eine gute Spielanlage hatten, weil sie immer wieder über den Kreis auflösten und zum Abschluss kamen – und weil die beiden A-Jugendlichen Nils Wöschler und Juniorennationalspieler Robin Egelhof sehr stark spielten, in der Abwehr und im Angriff das Spielgeschehen an sich rissen und damit am Ende mit acht bzw. neun Toren auch die erfolgreichsten Zweibrücker Angreifer waren.
Die ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte glichen dann allerdings wieder denen der Anfangsphase dieser Begegnung. Nach neun Minuten hatten die Gastgeber den Rückstand aufgeholt, erzielte Lukas Fischer beim 20:20-Zwischenstand erstmals wieder den Ausgleichstreffer.
Bis zum 24:23-Zwischenstand in der 45. Minute blieb die SG H2Ku dann sogar in Führung. Auch jetzt war die Steigerung von Kovacin mit ausschlaggebend, dass die SVler das Spiel in dieser Phase wieder in den Griff bekamen.
In der 52. Spielminute lagen die SVler nach einem Doppelschlag Benni Zellmers und Nils Wöschlers zum 26:28-Zwischenstand wieder mit zwei Toren vorne, behaupteten diese zwei-Tore-Führung dann bis zur 54. Spielminute beim 28:30-Zwischenstand. Weil sie dann allerdings in den fünf letzten Minuten gar kein Tor mehr erzielten, dabei gute bis sehr gute Torchancen ungenutzt ließen, reichte es letztlich nicht zum möglichen Auswärtssieg, sondern lediglich zum 30:30-Unentschieden.
Ob er denn davon ausgehe, den Klassenerhalt mit seiner Mannschaft noch zu schaffen, wurde Bullacher dann bei der Pressekonferenz noch gefragt. „Wir schauen gar nicht auf die anderen Mannschaften, freuen uns über jeden Sieg und jeden Punktgewinn, ärgern uns über Niederlagen und schauen dann am Ende, ob es für unseren kleinen Verein möglicherweise zum Klassenerhalt gereicht hat“. Als Vorletzter haben die 64er weiterhin vier Punkte Rückstand zum TV Kornwestheim, der den ersten sicheren Nichtabstiegsplatz belegt. Kornwestheim überraschte am Samstag allerdings auch durch einen Heimsieg gegen den souveränen Tabellenführer HSG Konstanz.
Auf einen Blick:
SG H2Ku Herrenberg: Marco Azevedo Marquez und Linus Mathes im Tor – Dominik Rose 1, Felipe Soteras-Merz 5/2, Lukas Fischer 5 – Alexander Zürn 5, Ingo Krämer 2 – Claudio Schneck 1 - Christian Dürner 7, Christian Rau 3, Marvin Fuß 1, Fabian Gerstlauer, Sven Maier, Tobias Klisch. SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Benedikt Berz (n.e.) im Tor – Robin Egelhof 9/3, Florian Enders 2, Nils Wöschler 8 – Nils Abel 1, Benni Zellmer 4 – Jonas Denk 3 – Patrick Bach 1, Marcin Waryas 1, Tom Grieser..
Zeitstrafen: 10:10 Min., Siebenmeter: 4/2 – 3/3, Zuschauer: 500, Schiedsrichter:Frank Kraaz / Mathias Rupp (Deizisau / Weinstadt)