Irgendwie war es am Samstagabend so wie immer, wenn die Zweibrücker Löwen gegen die TSG Haßloch spielen. Die Halle war voll, die Atmosphäre prickelnd, das Spiel umkämpft – und die Punkte holten sich am Ende die 64er, dieses Mal durch einen tollen 34:29 (16:14)-Heimsieg.
Auf jeden Fall brachte auch der Drittligaabstiegskampf am Samstagabend in der Zweibrücker Westpfalzhalle für die Fans beider Lager ein echtes „Deja-Vu-Erlebnis“.
Die Gäste aus der Vorderpfalz waren in Bestbesetzung in der Zweibrücker Westpfalzhalle angetreten – und trafen dort auf eine Zweibrücker Truppe, die stark von Verletzungspech „gebeutelt“ war und die im Vorfeld der Begegnung die Favoritenrolle auch an die TSG Haßloch abgegeben hatte.
„Wir haben heute eine leidenschaftlich kämpfende Mannschaft mit zwei überragenden A-Jugendlichen gesehen“, stellte jedenfalls SV-Trainer Stefan Bullacher nach dem nervenzehrenden Spiel heraus – und hatte damit in einem Satz das ganze hochklassige Spiel zusammengefasst.
Gästetrainer Admir Kalabic hatte seinen Torjäger Kevin Seelos zunächst nur auf der Auswechselbank belassen, begann mit Marco Widmann auf der Spielmacherposition und mit Kai Zimmermann und seinem besten Spieler Peter Masica auf den Halbpositionen – brachte Seelos sowie den lettischen Natonalspieler Elvijs Borodowskis erst im Laufe des Spiels.
Auf der anderen Seite war SV-Trainer Stefan Bullacher gezwungen, mit Robin Egelhof, Nils Wöschler und Patrick Bach drei A-Jugendliche in der Anfangsformation aufzubieten. Hinzu kamen Nils Abel auf Rechts- und Benni Zellmer auf Linksaußen sowie Mannschaftskapitän Aris Wöschler im linken Rückraum. Und mit dieser Besetzung waren die SVler von Anfang an in der Lage, das Spielgeschehen offen zu gestalten, konnten es allerdings auch nicht verhindern, dass sich die Gäste in der 21. Spielminute beim 10:13-Zwischenstand erstmals auch auf drei Tore abgesetzt hatten. In Unterzahl gelang Nils Wöschler jetzt allerdings das elfte Zweibrücker Tor – und damit die Initialzündung zu einer Aufholjagd, die in dieser Phase kaum jemand erwartet hatte.
Der glücklos gestartete Zweibrücker Keeper Ladi Kovacin brachte nun immer wieder einmal eine Hand an einen gegnerischen Torwurf, die Zweibrücker Defensive kämpfte und rackerte und im Angriff gelangen immer wieder wichtige Treffer.
Überragend dabei im Zweibrücker Trikot der A-Jugendliche und Juniorennationalspieler Robin Egelhof, der gleich drei der vier ersten SV-Treffer erzielt hatte, der auch von der Siebenmeterlinie dieses Mal keine Nerven zeigte und der am Ende 15 Treffer zum deutlichen Zweibrücker Heimsieg beigesteuert hatte.
Wie gut die Zweibrücker Löwen am Samstagabend auf ihren Gegner eingestellt waren, wie stark sie die ausgegebene Taktik dieses Mal umsetzten, das belegte auch bereits die Anfangsphase der Begegnung, als das Schiedsrichtergespann Stefan Walter und Florian Weinig aus Karlsruhe im Zusammenhang mit progressiven Strafen die Messlatte sehr hoch legten und bereits in der elften Spielminute Patrick Bach und Robin Egelhof jeweils mit einer Zeitstrafe belegten. Während in dieser Phase die Gemüter im Zweibrücker Lager hochkochten, blieb Nils Wöschler eiskalt und erzielte zu viert gegen sechs Haßlocher beispielsweise das Tor zum 5:5-Zwischenstand.
SV-Trainer Stefan Bullacher hatte für dieses Spiel, das in der 3. Liga aus Zweibrücker Sicht unbestreitbar Derby-Charakter hat, „alles zusammen gekratzt“, was in der ersten Mannschaft „noch übrig“, was in der JBLH-Truppe einsatzfähig war oder was aus der zweiten Mannschaft mitwirken konnte. So war mit Thomas Zellmer auch der Spielertrainer der SV-Zweiten am Start, zu den drei A-Jugendlichen aus der Anfangsformation gesellten sich mit Torhüter Benedikt Berz, Linkshänder Niklas Bayer und Tom Grieser drei weitere A-Jugendliche hinzu. Zudem gab David Gromer nach fast einjähriger Verletzungspause sein Debut im SV-Trikot mit der Rücken-Nr. 17. Der Rückraumspieler war allerdings etwas übermotiviert, wollte in seinen ersten Drittligaminuten zu viel beweisen und scheiterte dreimal knapp an Gästekeeper Daniel Schlingmann oder am Torgebälk.
Und dennoch gelang den Zweibrücker Löwen eine ganz außergewöhnliche Leistung in der Schlussphase der ersten Hälfte. Da nämlich bogen sie nicht nur den drei-Tore-Rückstand um, sie gingen im Schlussspurt sogar selbst noch einmal in Führung, und zwar durch zwei Gegenstoßtreffer in der Schlussminute durch Benni Zellmer und Nils Wöschler
So wurden beim Stande von 16:14 für die aufopferungsvoll kämpfenden Zweibrücker Löwen die Seiten gewechselt. Ladi Kovacin, parierte dabei fünf Sekunden vor der Halbzeitpause noch einen Siebenmeter von Kevin Seelos und sorgte damit dafür, dass die 64er auch mit einem positiven Erlebnis in die Halbzeitpause gingen.
Auch im zweiten Durchgang knüpften die 64er an die hervorragende Leistung im Schlussspurt der ersten Hälfte an, zogen durch jeweils zwei Treffer der beiden überragenden Rückraumspieler Robin Egelhof und Nils Wöschler auf 20:15 weg. Dies sollte allerdings noch nicht die aus Zweibrücker Sicht erhoffte Vorentscheidung sein, denn die zu diesem Zeitpunkt durchaus etwas konsterniert wirkenden Gäste fingen sich, erzielten nach dem 22:17-Zwischenstand und während einer Zeitstrafe gegen Aris Wöschler durch einen Siebenmeter Borodowskis, einem Überzahltreffer Zimmermanns sowie zwei Treffern des besten Haßlochers, Peter Masica, den 22:21-Anschluss. „Da müssen wir eigentlich etwas geduldiger spielen“, merkte Bullacher nach dem Spiel an. Während des Spieles nahm er eine Auszeit. Die einzige übrigens in dieser Begegnung, was indirekt auch Aussagekraft über die Qualität der Leistung der Zweibrücker Löwen hatte.
Das wichtigste Tor aus Zweibrücker Sicht könnte dann der Treffer zum 23:21 gewesen sein. Thomas Zellmer kam über den Rückraum, überwand Daniel Schlingmann im Haßlocher Tor und beendete damit eine vierminütige Flaute, in der sich die 64er einige weniger gut vorbereitete Abschlüsse genommen hatten.
Benni Zellmer, der in der 51. Spielminute wegen seiner dritten Zeitstrafe disqualifiziert wurde, mit einem sowie Egelhof mit drei Treffern in Serie, die letzten beiden durch souverän verwandelte Siebenmeter, sorgten schließlich 13 Minuten vor Spielende und der ersten Zweibrücker sechs-Tore-Führung für eine Vorentscheidung.
Danach folgten diverse taktische Varianten des Gästetrainers Admir Kalabic, wie eine doppelte Manndeckung gegen Nils Wöschler, und Egelhof, eine ganz offensiv ausgerichtete 3:3-Abwehrformation oder die Einwechslung eines siebten Feldspielers. Auf alle diese Maßnahmen hatten die 64er aber auch die richtigen Antworten, trafen immer, wenn es notwendig war. So beispielsweise der kurz zuvor eingewechselte A-Jugendliche Niklas Bayer nach einem Team-Time-out der Gäste aus dem Rückraum, oder auch Robin Egelhof nach einem von Marcin Waryas geblockten Masica-Wurf per Tempogegenstoß ins noch leere TSG-Tor. Verlassen konnten sich die 64er in der Schlussphase auch wieder auf Kovacin, der den beiden zuvor starken Haßlocher Außenspielern Florian Kern und Steffen Dietz „den Schneid abkaufte“, und mehrfach hervorragend parierte.
Am Ende war es tatsächlich wie immer, wenn die Haßlocher in Zweibrücken antraten. Es jubelten die Zweibrücker Löwen!
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Benedikt Berz (n.e.) im Tor – Robin Egelhof 15/4, Nils Wöschler 8, Aris Wöschler 3/1 – Nils Abel, Benni Zellmer 2 – Patrick Bach 1 – Thomas Zellmer 3, Florian Enders 1, Niklas Bayer 1, Marcin Waryas, David Gromer und Tom Grieser.
TSG Haßloch: Daniel Schlingmann und Ilan Eigenmann (zwischen der 23. und 30.) im Tor – Kai Zimmermann 1, Marco Widmann 3, Peter Masica 7 – Steffen Dietz 2, Florian Kern 6 – Sebastian Bösing 1 – Elvijs Borodowskis 5/3, Kevin Seelos 3/3, Andreas Zellmer 1, Sebastian Schubert, Jörn Christmann, Dennis Gregori.
Zeitstrafen: 12:12 Min., Siebenmeter: 5/5 – 7/6, Zuschauer: 750, Schiedsrichter: Stefan Walter / Florian Weinig (Karlsruhe).