Zweites Auswärtsspiel – zweiter Auswärtssieg! Die Handballer der Zweibrücker Löwen können sich über einen überaus gelungenen Saisonstart freuen, denn nach dem vierten Spieltag und dem neuerlichen 24:27 (11:13)-Auswärtssieg bei der SG Ratingen belegen sie völlig überraschend mit 6:2 Punkten einen Platz in der Spitzengruppe der dritten Liga West. Zumindest in der Momentaufnahme – und diese wirkt aus Zweibrücker Sicht sehr angenehm!
Alles andere als angenehm waren am Samstagabend jedoch die Temperaturen in der Ratinger Sporthalle, in der ein Ventil der Heizungsanlage defekt und deshalb die Temperatur laut Auskunft des Hausmeisters bei 26 ° C lagen. In der „drückenden Schwüle“ herrschte somit eine ungewohnte Umgebung für ein Handballspiel. Dabei war es gelungen, die Temperaturen innerhalb eines Tages von 40 ° C „herunter zu kühlen“.
„Uns nutzen die Erfahrungen, die wir vor zwei Jahren in der 3. Liga machen durften“, stellte SV-Trainer Stefan Bullacher auch am Samstagabend wieder fest, erleichtert, dass seiner Mannschaft ein weiterer Auswärtscoup gelungen war.
„Das war heute gegen einen Mitaufsteiger jedenfalls ein ganz wichtiger Sieg“, freute sich Bullacher.
Auch dieses Mal hatte die Begegnung aus Zweibrücker Sicht zwei überragende Akteure. Ladi Kovacin im SV-Tor, mit 15 gehaltenen Würfen, und Jugendnationalspieler Jerome Müller, der gegen den Mitaufsteiger 13 Tore erzielte. Dabei war der Linkshänder erst Freitagabends von einer Klassenfahrt aus Italien zurückgekehrt.
Den Zweibrücker Löwen war es in dieser Begegnung allerdings auch gelungen, die Trainervorgaben erfolgreich umzusetzen und das Tempo hochzuhalten.
„Wir haben in der ersten Hälfte mit unserer Leistung im negativen Sinne Voraussetzungen geschaffen, die uns aus dem Konzept gebracht haben“, bemerkte hingegen Ratingens Trainer Richard Ratka nach der Begegnung. Und dachte hier insbesondere an die drei Siebenmeter im ersten Durchgang, von Ben Schütte, Florian Schlierkamp und Mike Schulz, die allesamt eine sichere Beute des überragenden Zweibrücker Torwarts wurden.
Am Schluss lautete die Ratinger Siebenmeterbilanz 5/2, die der 64er einfach nur null. Denn die Zweibrücker Löwen bekamen überhaupt keinen Strafwurf zugesprochen und kritisierten deshalb nach dem Spiel auch die in diesem Zusammenhang angelegte Linie des Schiedsrichtergespannes. Richtig sauer war Bullacher schließlich eine Minute vor Spielende, als er etwa eineinhalb Meter vom Zeitnehmertisch weg stand, das Zeitnehmer/Sekretär-Team in übereiliger Art und Weise allerdings die Partie unterbrach und auf Team-Time-out der Gäste entschied. Genau diese Szene sorgte schließlich auch nach dem Spiel noch für einige erregte Diskussionen, denn die Karte lag nicht auf dem Zeitnehmertisch – und das alleine ist normalerweise das entscheidende Kriterium in solchen Situationen.
Obwohl die 64er in den sieben Minuten davor etwas ihren Faden verloren, passierte nichts mehr. Zwar kamen die Ratinger nach dem 19:26-Rückstand in der 53. Spielminute doch noch einmal gefährlich auf, doch verpassten sie beim Stande von 24:26 etwa 90 Sekunden vor Spielende per Tempogegenstoß die Chance zum Anschlusstreffer. Die Gastgeber vertendelten nämlich den Gegenstoß, so dass die SVler im letzten Angriff durch Aris Wöschler zum 24:27-Endstand kamen.
Die SV-Truppe war einmal mehr gut auf den Gegner eingestellt, schaffte es mit ihrer 3:2:1-Abwehr die starke Rückraumreihe der Gastgeber „auf Distanz“ zu halten. Und sie setzte mit ihren „überfallartigen Kontern“ gänzlich unangenehme „Nadelstiche“ bei den Gastgebern. So machten die SVler in der siebten Spielminute durch drei Kontertore von Benni Zellmer (2) und Jerome Müller aus dem 3:2-Rückstand eine 3:5-Führung.
Den Jugendnationalspieler Jerome Müller bekamen die Ratinger am Samstagabend überhaupt nicht in den Griff. Nicht bei seinen unnachahmlichen Kontern, nicht bei seinen variantenreichen Rückraumwürfen und auch nicht in der Schlussphase der Begegnung, als er vom 71fachen Nationalspieler Richard Ratka mit einer Manndeckung betraut wurde. Das schönste Tor des Tages erzielte der 17jährige in der 13. Minute per Kempatrick zum 4:7-Zwischenstand.
Dennoch waren die SVler am Samstagabend alles andere als fehlerfrei, ließen immer wieder einmal einfache Gegentore zu, als sie in der Abwehrformation auch verschiedentlich Abstimmungsfehler offenbarten.
Der Spielverlauf war aus Zweibrücker Sicht dennoch nahezu optimal. Denn ab der siebten Minute, als die SVler mit 3:4 in Führung gingen, gaben sie diese im Aufsteigerduell nicht mehr ab. Über den 11:13-Halbzeitstand baute die Bullacher-Truppe ihren Vorsprung nach dem Seitenwechsel kontinuierlich aus und lag schließlich acht Minuten vor Spielende eigentlich entscheidend mit sieben Toren in Front.
Ratingen bewies allerdings Moral, setzte alles auf eine Karte und öffnete die Abwehr, erarbeitete sich somit immer wieder Ballgewinne. Die Gastgeber profitierten in dieser Schlussphase allerdings auch von einer doppelten Zeitstrafe gegen Benni Zellmer und Nils Wöschler und von etwas Wurfpech der SVler.
Aris Wöschler erlöste die Gäste schließlich kurz vor Spielende mit dem Treffer zum 27:24-Endstand, der einmal mehr intensiv bejubelt wurde.
„Wir stehen jetzt natürlich schon unter Druck“, bemerkte Ratka anlässlich der Pressekonferenz zur derzeitigen Situation seiner Mannschaft nach dem vierten Spieltag. Das bedeutet Abstiegskampf“.
Den Gästen gratulierte Ratka allerdings zum verdienten Sieg – und war sich in dieser Einschätzung mit SV-Trainer Stefan Bullacher einig, der gemeinsam mit Ratka vor elf Jahren die A-Trainer-Lizenz erworben hatte.
„Wir sind natürlich sehr zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf – heute hatten wir in Ladi und Jerome zwei überragende Spieler“, bekannte Bullacher, der sich über die 6:2 Punkte freute. Am kommenden Samstag kommt es nun in Zweibrücken zu einem echten Topspiel, wenn Tabellenführer HSG Krefeld in Zweibrücken gastiert. Diese Partie wird allerdings „in alter Tradition“ in der Zweibrücker Ignaz-Roth-Halle ausgetragen, weil die Westpfalzhalle am Samstag anderweitig belegt ist.
Auf einen Blick:
SG Ratingen: Mathis Stecken und Mathias Piecuch im Tor – Johann Oesterwind 3, Dominic Kasal 1, Arthur Giela 1 – Mike Schulz 3/1, Ben Schütte 3/1 – Sebastian Bartmann 2 – Rene Zobel 4, Nikolai Lenz 3, Damian Janus 2, Florian Schlierkamp 2, Tim Wittenberg, Nico Helfrich.
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner im Tor – Kubo Balaz 3, Florian Enders 2, Aris Wöschler 4 – Jerome Müller 13, Michael Mathieu – Benni Zellmer 3 –, Nils Wöschler 1, Jonas Denk 1, Philipp Hammann, Dorian Vallet und Erik Pohland.
Zeitstrafen: 2:10 min., Siebenmeter 5/2 – 0, Zuschauer: 150, Schiedsrichter:
Benedikt Steinebach / Nils Wulfestieg (HV Westfalen).
Zweibrücker Löwen gewinnen auch in Ratingen!
- Details
- Geschrieben von Christian Gauf