Dass nach dem Halbfinalhinspiel um die deutsche B-Jugendmeisterschaft in der Lilli-Henoch-Sporthalle in Berlin-Hohenschönhausen nach 50 Minuten nicht das Siegerteam der Füchse Berlin, sondern die Jungs der mit 31:29 (16:13) unterlegenen Gästetruppe der Zweibrücker Junglöwen jubelten, war am Sonntagmittag kennzeichnend für einen überraschenden Spielverlauf und ein Endergebnis, das die Zweibrücker Erwartungen deutlich übertroffen hatte.
Neben den 40 Zweibrücker Fans, die Karten für das Halbfinale erhalten hatten sowie einigen in Berlin wohnenden „Pfälzern“, die ebenfalls zur Unterstützung der Junglöwen im Fuchsbau waren, saßen in der Heimat über 150 Handballfans an den Handys und folgten dem „SV-internen Liveticker“, den Betreuer Frank Feß-Mangold eingerichtet hatte und fieberten mit den SV-Jungs mit.
Die wiederum präsentierten sich auch in Berlin – wie schon in den Viertelfinalspielen - wieder in hervorragender Form und zeigten eine in kämpferischer Hinsicht überzeugende Partie. Bereits in der Anfangsphase des Spieles waren die 64er in der Lage, die Gastgeber zu ärgern, führten schnell mit 2:4, zwischenzeitlich mit 7:9 und lagen auch nach 17 Spielminuten noch mit 11:12 vorne.
Marc-Robin Eisel war dabei wieder der gewohnt souveräne Spielmacher, war torgefährlicher Angriffsorganisator und Ideengeber.
Es zeigte sich dann allerdings in der Schlussphase der ersten Hälfte, dass der „Titelverteidiger“, der deutsche B-Jugendmeister des Jahres 2015, im Vergleich zu den 64ern einen etwas breiteren Kader zur Verfügung hat, und dass die Berliner Jungs im individuellen Bereich hervorragend ausgebildet sind.
„Wir haben uns aber nie abschütteln lassen“, freute sich SV-Trainer Tony Hennersdorf nach dem Spiel über die gute Leistung seiner Mannschaft, die in spielerischer Hinsicht zu gefallen wusste.
In den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte verloren die SV-Jungs dann allerdings trotzdem etwas den Faden und mussten die Berliner Füchse um deren besten Spieler, den zwölffachen Torschützen Max Raguse, zum 16:13-Halbzeitstand wegziehen lassen.
Eine Umstellung Hennersdorfs, der Linkshänder Philipp Meiser gegen die körperlich robust und in der Regel in 6:0-Abwehrformation verteidigenden Gastgeber nun auf Rechtsaußen brachte, machte das Zweibrücker Angriffsspiel wieder variabler.
Und so kämpften sich die Junglöwen nach der Halbzeitpause wieder heran.
Für die wichtigen Tore waren in dieser Phase auch Robby Welsch und Philipp Meiser zuständig, die ihre Mannschaft nach dem 20:16-Zwischenstand wieder zum 20:19 heranbrachten. Leider schafften es die SV-Jungs in dieser Phase nicht, noch einmal den Ausgleich zu erzielen.
Nach einem weiteren Team-Time-out des Berliner Trainergespannes Bob Hanning / Volker Zerbe, vermochten sich die Füchse anschließend sogar wieder abzusetzen, steuerten beim 26:21-Zwischenstand Mitte der zweiten Hälfte dem erwarteten klaren Heimsieg entgegen.
Die Art und Weise, wie sich die SVler allerdings auch in der Schlussphase dieser Niederlage entgegen stemmten, wie sie um jede Resultatsverbesserung kämpften, nötigte schließlich auch Bob Hanning Respekt ab. „Zweibrücken hat mit großer Leidenschaft gespielt“, sagte der DHB-Vizepräsident Leistungssport, der auch Manager der Bundesligatruppe der Füchse Berlin ist.
„Ich bin absolut zufrieden. Die Jungs haben nie aufgesteckt, obwohl die Körner langsam alle wurden“, lobte auch SV-Trainer Tony Hennersdorf. Der Zweibrücker Coach hatte im Halbfinalhinspiel in Berlin mit Christian „Blacky“ Schwarzer ebenfalls „prominente Verstärkung“ auf der Bank dabei, so dass in diesem Halbfinalspiel mit Christian Schwarzer ein Welt- und mit Volker Zerbe auf der Füchse-Bank ein Europameister saßen, die sich zudem aus der gemeinsamen Zeit beim TBV Lemgo und in der Nationalmannschaft sehr gut kennen.
Anders als noch im ersten Durchgang, als die 64er in der Schussphase den Faden verloren, gelang es ihnen in der zweiten Hälfte, am Ende zu dominieren. Begünstigt dabei sicher ein wenig von der Tatsache, dass mit Tim Gerntke (43./dritte Zeitstrafe) und Aaron Krai (47.) nach grobem Foulspiel gegen Marc-Robin Eisel, zwei Füchse-Spieler disqualifiziert wurden.
Die Junglöwen hielten jedenfalls weiterhin dagegen, verkürzten in der Schlussphase und kamen mit dem schönsten Tor des Tages, das Tim Schaller auf Anspiel Marc-Robin Eisels von Linksaußen per Kempatrick erzielte, kurz vor dem Schlusspfiff noch einmal auf zwei Tore heran. „Damit haben wir für das Rückspiel am kommenden Samstag sicher so etwas wie ein Wunschergebnis erzielen können“, stellte Hennersdorf nach dem spannenden Halbfinalspiel heraus.
Am kommenden Samstag werden die Junglöwen nun versuchen, im entscheidenden Halbfinalrückspiel in der Westpfalzhalle diese Hypothek des zwei-Tore-Rückstandes aufzuholen.
Dabei dürfen sie sich auf eine tolle Atmosphäre in der Westpfalzhalle freuen. Das hervorragende Ergebnis in Berlin dürfte sich durchaus positiv auf die zu erwartende Zuschauerzahl auswirken. Die Entscheidung, für dieses Spiel in die Westpfalzhalle zu gehen, hat sich angesichts des großen Interesses, das diese im Zweibrücker Jugendhandball bislang einmalige Geschichte bei vielen Handballfreunden geweckt hat, schon jetzt als richtig erwiesen.
Das Halbfinalrückspiel wird am kommenden Samstag, den 28. Mai um 18 Uhr, also zur normalen Anwurfzeit der Zweibrücker Drittligahandballer, ausgetragen. Es ist dabei vorgesehen, keinen Vorverkauf anzubieten. Es empfiehlt sich allerdings, auch um Wartezeiten an der Kasse zu vermeiden, relativ früh in die Westpfalzhalle zu kommen. Die Kasse wird bereits um 16.30 Uhr besetzt sein.
In der anderen Halbfinalpaarung setzte sich die SG Flensburg-Handewitt gegen die Rhein-Neckar-Löwen deutlich mit 29.20 (14:7) durch und dürfte damit einen großen Schritt in Richtung Finaleinzug gemacht haben.
Auf einen Blick:
Füchse Berlin: Joshua Rau, Jan Jochens (ab der 46.) im Tor – Jakob Knauer 4, Aaron Krai 1, Max Raguse 12 – Erik Gerntke 2, Tim Matthes 8 - Felix Butzke 1 – Rolando Urios 2, Lukas Kazmirski 1, Anton Karpe, Sebastian Butzke, Enes Keskic,
SV 64 Zweibrücken: Norman Becker, Yannick Mangold (ab der 41.) im Tor – Robin von Lauppert 1, Marc-Robin Eisel 8/2, Philipp Meiser 6 – Lennart Hugo, Tim Schaller 5 – Kian Schwarzer 4 – Robby Welsch 5, Sebastian Meister, Tim Eder, Giona Dobrani.
Zeitstrafen: 14:10 Minuten - Rote Karten: Gerntke (43./dritte Zeitstrafe), Krai (47., grobes Foul) - Siebenmeter: 4/3 - 2/2 - Zuschauer: 320 - Schiedsrichter: Chung/Otto (HV Niedersachsen/Bremen - HV Niederrhein).