Der amtierende deutsche Meister von den Füchsen Berlin war am Samstagabend im Halbfinalrückspiel um die deutsche B-Jugendmeisterschaft für die „wacker kämpfende“ Nachwuchstruppe der Zweibrücker Löwen eine Nummer zu groß und setzte sich nach 50 Spielminuten verdient mit 32:24 (13:8) durch. Alleine die Tatsache, dass sich die Zweibrücker Junglöwen für dieses Halbfinale aber qualifizieren konnten, dass sie neben den Nachwuchsmannschaften der deutschen Topteams wie den Rhein-Neckar-Löwen, der SG Flensburg-Handewitt und den Füchsen Berlin hier bundesweit unter den letzten vier Teams dieses Jahrgangs mitwirken durften, zeigte das Außergewöhnliche dieser Begegnung.
Und somit konnte dann auch die Zuschauerkulisse dieses Spieles als außergewöhnlich bezeichnet werden, denn die 1.000 Sitzplätze der Westpfalzhalle waren alle belegt und auch auf den Stehplätzen hatten sich noch zahlreiche Handballfans eingefunden.
Bis zum 6:6-Zwischenstand in der 16. Spielminute agierten die beiden Mannschaften „auf Augenhöhe“, hofften die Zweibrücker Fans – nach dem hervorragenden Hinspielergebnis und lediglich zwei Toren Rückstand – auf die Sensation.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die 64er nämlich schon einige gute Torchancen ausgelassen. Vor allem Robby Welsch war hier so etwas wie die „tragische Figur“, fand häufig seinen Meister im Berliner Keeper Jan Jochens. Norman Becker im SV-Tor hielt nicht schlecht – Jochens im Füchse-Tor allerdings überragend!
Und im Berliner Angriff zeigte erneut Mex Raguse, welch großes Handballtalent in ihm steckt. Ähnlich wie in der Vorwoche, wo er ebenfalls überragender Berliner Akteur war, setzte der linke Rückraumspieler auch in diesem Spiel deutliche Akzente und beeindruckte auch die zahlreichen Handballfans auf der Tribüne.
Den Berliner Füchsen war es gelungen, mit einer etwas offensiver ausgerichteten Abwehr und einer ordentlichen Portion Härte, das Spiel dann in den Griff zu bekommen. Die Mannschaft von Bob Hanning schaffte es auch immer wieder, in eigener Unterzahl ganz wichtige Tore zu erzielen. Ein mit entscheidender Faktor war auch, dass die Gäste „breiter“ aufgestellt waren und in diesem Spiel von ihren Wechselmöglichkeiten auch immer wieder Gebrauch machen konnten. Zwischen der 16. und 20. Spielminute gelang den Füchsen dann ein erster Zwischenspurt zum 6:10-Zwischenstand, und jetzt zeichnete sich schon ab, dass es für die SV-Jungs schwer werden würde, gegen den deutschen Meister mitzuhalten. „Diese Jungs haben in der Woche zwölf gemeinsame Trainingseinheiten“, stellte Christian Schwarzer einen ganz wesentlichen Unterschied zu den SVlern heraus. „Das zeigte sich dann auch heute“.
Zwar schafften es die SV-Jungs um Mannschaftskapitän Marc-Robin Eisel, sich nochmals auf 8:11-heranzukämpfen, kassierten dann allerdings in der Schlussphase der ersten Hälfte noch zwei Tore durch Erik Gerntke zum vorentscheidenden 8:13-Halbzeitstand.
In der Halbzeit hofften die SVler auf die Unterstützung von den Rängen, auf einen Umbruch. Und sie hofften darauf, dass sich im Angriff nicht nur Spielmacher Marc-Robin Eisel und der sehr gut aufgelegte Linksaußen Tim Schaller gegen die resolute Abwehr der Füchse durchsetzen könnten.
Auch diese Hoffnung erstickten die Gäste allerdings sofort im Keime, kontrollierten weiterhin das Spielgeschehen und wirkten in der tollen Atmosphäre der vollen Westpfalzhalle sehr abgeklärt.
Diese Kulisse war für ein Jugendspiel absolut ungewöhnlich. Über 1.100 Handballfans waren in der Westpfalzhalle, darunter auch enorm viel Handball-Prominenz, nicht nur auf den Trainerbänken. Denn da saßen auf Zweibrücker Seite neben Tony Hennersdorf noch Weltmeister Christian Schwarzer, auf der Füchse-Bank nahm wie üblich dessen Trainerteam, der für den Leistungssport zuständige DHB-Vizepräsident Bob Hanning und Europameister Volker Zerbe Platz. Auf der Tribüne waren unter anderem der ehemalige Bundestrainer Petre Ivanescu, der Präsident des saarländischen Handball-Verbandes, Eugen Roth, mit seinem Vizepräsidenten Hans-Gerd Fries, Verbandstrainer Dirk Mathis und auch zahlreiche Sponsoren der 64er, die der kurzfristigen Einladung zu diesem außergewöhnlichen Jugendspiel gefolgt sind.
Ebenso dabei waren Lehrer und Schulleiter der Zweibrücker Jugendspieler, unter anderem auch einige Lehrer des Rothenbühlgymnasiums in Saarbrücken. Mathis wies nach dem Spiel nochmals auf die gute Zusammenarbeit der „Eliteschule des Sports“ mit den Vereinen hin!
Auch Juniorennationalspieler Jerome Müller, Abiturient des Rothenbühlgymnasiums, ließ es sich nicht nehmen, dieses tolle Spiel bei seinem ehemaligen Verein anzuschauen. Zudem sorgten auf der komplett vollen Tribüne unter anderem die Zweibrücker Drittligaspieler an den Trommeln für eine echte Gänsehautatmosphäre.
„Das war heute ganz toll und meine Spieler haben diese Kulisse auch genossen“, war Bob Hanning nach dem Spiel – nicht nur mit dem überzeugenden Auftritt seiner Mannschaft – sehr zufrieden. „Das knappe Hinspielergebnis war hier sicher optimal, dass die Halle heute so voll war“.
Die Bedeutung dieses Halbfinales würdigte auch der saarländische Rundfunk, der mit einem Team in der Halle war und über dieses Spiel – voraussichtlich am Montag im „aktuellen Bericht“ berichten wird.
Die Berliner Füchse spielten auch in der Schlussphase der zweiten Hälfte sehr souverän, kontrollierten Spiel und Gegner und konnten sich auch immer wieder auf Mex Raguse verlassen, ihren überragenden Spieler, der in den beiden Halbfinals gegen die Zweibrücker Löwen 26 (!) Tore erzielte.
„Gegen solch einen Gegner haben wir nur eine Chance, wenn alles optimal läuft“, resümierte schließlich Tony Hennersdorf. „Und wir hätten halt in der Anfangsphase auch unsere Chancen nutzen müssen“. Hennersdorf gratulierte dann aber auch den Füchsen zum klaren Erfolg und zum Einzug ins DM-Finale. Dort treffen die Berliner Füchse auf die SG Flensburg-Handewitt, die sich auch im zweiten Spiel gegen die Rhein-Neckar-Löwen durchsetzte.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Norman Becker, Yannick Mangold (25. – 31. und ab 42.) im Tor – Robin von Lauppert, Marc-Robin Eisel 9/3, Robby Welsch 5 - Philipp Meiser 3, Tim Schaller 6 – Kian Schwarzer 2 – Sebastian Meister, Giona Dobrani 1, Lennart Hugo, Tim Eder.
Füchse Berlin: Jan Jochens, Joshua Rau (ab 42.) im Tor – Jakob Knauer 2, Tim Matthes 5/1, Mex Raguse 14/4 – Robert Lüdtke, Enes Keskic 1 - Felix Butzke 3 – Aaron Krai 5, Erik Gerntke 4, Rolando Urios, Lukas Kazmirski, Anton Karpe, Sebastian Butzke.
Zeitstrafen: 4:14 Minuten - Siebenmeter: 3/3 - 6/4 - Zuschauer: 1.100 - Schiedsrichter: Michael Kilb / Christoph Maier.
Zweibrücker Junglöwen scheitern im Halbfinale an den Berliner Füchsen!
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- Geschrieben von Christian Gauf