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Aus Sicht der Zweibrücker Löwen ist am Samstagabend eine Serie zu Ende gegangen, nämlich die Serie der „sieglosen Spiele“ gegen die zweite Mannschaft des deutschen Meister Rhein-Neckar-Löwen. Die 64er gewannen das „Löwenduell“ in der Zweibrücker Westpfalzhalle mit 26:23 (9:11), nachdem es lange Zeit danach ausgesehen hatte, dass es auch dieses Mal nicht zu einem Sieg reichen würde.
Dafür setzten sie letztlich eine andere Serie fort, nämlich diejenige, nie mit 0:4 Punkten in eine Drittligasaison gestartet zu sein.
Sieggaranten der 64er waren am Samstagabend in der „heißen“ Westpfalzhalle vor etwa 300 Zuschauern eine starke Defensive, ein unbändiger Kampfgeist – oder in personeller Hinsicht Torhüter Benedikt Berz mit insgesamt 16 Paraden sowie im Angriff Nils Wöschler.
Diese beiden Spieler waren es, die ihre Teamkollegen in den letzten zehn Spielminuten aus einer gewissen Lethargie rissen und mit tollen Leitungen dem Spiel doch noch eine Wende gaben.
Denn nach 50 gespielten Minuten lagen die 64er gegen die SG Kronau-Östringen 2 noch mit 18:20 im Hintertreffen, hatten bis dahin eigentlich nahtlos an die Auftaktbegegnung in Pforzheim angeknüpft und im Angriff zwar gefällig agiert, dabei allerdings zu wenig Torgefahr ausgestrahlt.
Häufig spielten die 64er ihre Kreuzungen, brachten die in 6:0-Formation vor Torhüter Lucas Bauer verteidigenden Kronau-Östringer auch erkennbar in die gewollten seitlichen Schiebebewegungen, schafften es dann allerdings eher selten, auch die richtigen, die notwendigen Wurfentscheidungen zu treffen. In der Folge unterliefen ihnen somit schon einige unnötige technische Fehler, genau elf bereits in der ersten Halbzeit.
Gleichermaßen lief hier aber auch auf Gästeseite nicht alles rund, wirkte das Spiel sehr auf Jugendnationalspieler Rico Keller zugeschnitten, der in der Anfangsphase als Taktgeber der SG in Erscheinung trat, und das sowohl als Torschütze, wie auch als Anspieler.
Beide Teams schafften es somit nicht, ihr eigenes Spiel in die gewollten Bahnen zu lenken, was sicher auch daran lag, dass beiderseits eine gewisse Nervosität vorherrschte, bedingt auch durch die jeweiligen Niederlagen am ersten Spieltag.
Dass beide Angriffsformationen nicht wie erwartet zu agieren vermochten, hatte allerdings jeweils einen Grund, der zum erfolgreichen Handballspielen eben auch gehört. Und das ist eben auch „gutes Verteidigen“. Und in dieser Hinsicht waren die beiden samstäglichen Gegner auch stark!
Während die 64er in der gewohnten, offensiv ausgerichteten 3:2:1-Abwehrformation agierten, bevorzugten die körperlich überlegenen Gäste die 6:0-Variante. Beide Abwehrformationen hatten dann somit auch großen Anteil daran, dass sich die Angreifer merklich schwer taten, die Partie lange Zeit tatsächlich eher schleppend wirkte. Bis zum 6:6-Zwischenstand in der 15. Spielminute vermochte sich dann auch keine Mannschaft einmal abzusetzen, ehe den Gästen innerhalb von 100 Sekunden – während einer eigenen Überzahl ein Zwischenspurt zum 6:9-Zwischenstand gelang.
In den Folgeminuten bis zur Halbzeitpause mühten sich die 64er, diesen Rückstand wieder aufzuholen, lagen allerdings bei Halbzeit immer noch mit 9:11 zurück.
Wieder nur neun eigene Tore in 30 Spielminuten verdeutlichten auch in diesem Spiel das „eigentliche“ Zweibrücker Problem, nämlich im Angriff nicht effektiv genug gearbeitet zu haben.
„In der Abwehr haben wir allerdings auch da schon richtig gut gestanden“, analysierte SV-Trainer Tony Hennersdorf nach dem Spiel.
Zwei schnelle Kronau-Östringer Tore zu Beginn der zweiten Hälfte durch den starken Linksaußen Leon Bolius und Spielmacher Maximilian Trost brachten dann unmittelbar nach der Halbzeitpause die erstmalige „vier-Tore-Führung“ für die Gäste.
Beim 10:14-Zwischenstand und der bis dahin nicht berauschenden Angriffsleistung glaubten hier wohl nur noch die allerwenigsten der in der Halle anwesenden Zuschauer an eine erfolgreiche Zweibrücker Aufholjagd. Die allerdings starteten die 64er, kämpften sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Begegnung zurück und kamen durch drei Tore von Tom Grieser, Patrick Bach und Benni Zellmer bis zur 40. Spielminute wieder zum 13:14-Anschlusstreffer.
Danach erhielt Jonas Denk eine weitere Zeitstrafe, in der Bolius das Tor zum 14:16 gelang.
Hennersdorf nutzte in diesen Phasen allerdings auch regelmäßig die taktische Maßnahme der zu dieser Saison eingeführten neuen Regeln, nahm bei eigener Unterzahl seinen Torhüter zugunsten eines sechsten Angreifers heraus.
Und das durchaus mit Erfolg, denn so erzielten die SVler auch einige Tore bei eigener Unterzahl, unter anderem das Tor zum 18:19-Zwischenstand durch Dennis Götz. Sie kassierten allerdings in der 51. Spielminute auch einen Treffer in das noch leere Tor, als Patrick Zweigner einen Gästeanwurf schnell ausführte und zum 18:20 traf.
Das war möglicherweise dann die Initialzündung für eine furiose Zweibrücker Schlussphase, in der Nils Wöschler endlich die ihm zugedachte Rolle übernahm und aus dem Rückraum warf.
Sehr erfolgreich sogar. In der 54. erzielte er beim 20:20-Zwischenstand erstmals wieder den Ausgleichstreffer. Zwei Minuten später gelang Benni Zellmer per Tempogegenstoß beim 22:21 erstmals wieder die Zweibrücker Führung. Und jetzt waren auch die SV-Fans da, angetrieben – überwiegend von den verletzten A-Jugendspielern – erkämpften sich die Zweibrücker Löwen nun endlich auch erkennbare Vorteile, führten in der 57. Spielminute sogar mit 24:21.
Zwei durch Nicolas Herrmann verwandelte Siebenmeter sorgten nochmals für den 24:23-Anschluss und weiterhin großer Spannung, ehe Nils Wöschler und Benni Zellmer alles klar machten, den wichtigen doppelten Punktgewinn „eintüteten“!
Acht SV-Tore in den letzten acht Spielminuten, gegenüber 18 in 52 Minuten verdeutlichten die spielentscheidende Phase. „Da ist es uns zum Glück gelungen, den Schalter umzulegen und die beiden wichtigen Punkte hier zu behalten“, war SV-Coach Tony Hennersdorf nach dem Spiel – zumindest mit dem Ergebnis – sehr zufrieden.
Ähnlich wie in Pforzheim, das die SVler letztlich mit drei Toren Unterschied verloren hatten, war auch am Samstag das leistungsmäßige Niveau der beiden „jungen“ Teams viel enger beisammen, als es dieser „drei-Tore-Unterschied“ letztlich zum Ausdruck zu bringen vermag.
Mit 2:2 Punkten und ausgeglichenem Torverhältnis belegen die 64er nun vor dem schweren Auswärtsspiel bei Heilbronn-Horkheim den zehnten Tabellenplatz!
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken:
Benedikt Berz und Simon Egelhof (bei einem 7m) im Tor – David Oetzel 1, Jonas Denk, Nils Wöschler 11/6 – Philipp Hammann 1, Benni Zellmer 4 – Patrick Bach 4 – Tom Grieser 3, Dennis Götz 1, Tobias Alt, Tim Burkholder, Luca Dobrani, Niklas Bayer.
SG Kronau-Östringen 2:
Lucas Bauer und Pascal Boudgoust (bei einem 7m) im Tor – Maximilian Schwarz, Maximilian Trost 2, Rico Keller 5/2 – Marvin Gerdon 1, Leon Bolius 5 - Max Haider 3 – Nicolas Herrmann 3/3, Patrick Zweigner 2, Manuel Zeller 1, Adam Soos 1, Roy James, Maximilian Rolka,
Zeitstrafen: 12:8 Min., Siebenmeter: 6/6 – 5/5, Zuschauer: 300 Schiedsrichter: Sven Beck und Sven Braun (Bühl /Kuppenheim).