Zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten sahen am Samstagabend die etwa 450 Zuschauer im Hochdorfer Sportzentrum, wo sich in einem ganz besonderen Drittligaspiel die beiden Mannschaften des TV Hochdorf und der Zweibrücker Löwen gegenüberstanden.
„Wir haben eine Halbzeit auf Augenhöhe mitgespielt und sind dann in der zweiten Hälfte an Lennart Schulte im Hochdorfer Tor gescheitert“, stellte SV-Trainer Tony Hennersdorf nach dem zunächst sehr spannenden Spiel heraus.
Die Begegnung endete schließlich mit 31:23 (12:13) für die favorisierten Gastgeber, die damit einen weiteren Schritt in Richtung vordere Tabellenhälfte machten, während die 64er auf dem vorletzten Tabellenplatz hängen blieben.
Ein besonderes Spiel war es am Samstagabend für Hochdorfs neuen Trainer Stefan Bullacher und für dessen Spieler Robin Egelhof und Ladi Kovacin, die beide vor der Saison von den Zweibrücker Löwen zu den Pfalzbibern gewechselt waren, aber auch für alle SV-Akteure, die am Samstagabend erstmals gegen ihren alten Trainer antreten mussten.
„Ich bin froh, dass dieses Spiel vorbei ist“, sagte dann nach dem Spiel auch Stefan Bullacher, der sich vorgenommen hatte, selbst so emotionslos wie möglich zu bleiben. „Das ist aber völlig misslungen“, bekannte der Mann, der zuvor 21 Jahre lang die Zweibrücker Löwen trainiert, sie aus der Verbandsliga bis in die 3. Liga gebracht hatte. Erst im zweiten Durchgang konnten er und seine Mannschaft das Spiel aus ihrer Sicht „normal“ gestalten.
In der ersten Hälfte war es den 64ern wesentlich besser gelungen, die besondere Bedeutung dieses Spieles auszublenden, erspielten sich „optische Vorteile“, die in der 17. Spielminute beim 6:8-Zwischenstand auch zum ersten Team-Time-out Bullachers führten.
Als Till Wöschler, den Hennersdorf wegen des Ausfalls von Jonas Denk als Alternative für das Abwehrzentrum mitgenommen hatte, in der 25. Spielminute beim 9:12-Zwischenstand sogar erstmals eine „drei-Tore-Führung“ für die 64er zu erzielen vermochte, hofften die etwa 100 mitgereisten SV-Anhänger auf eine Überraschung.
Zumindest eine Ergebnisverbesserung zum 12:13-Halbzeitstand gelang den Gastgebern anschließend noch vor der Pause, die 64er hatten allerdings ihre bislang wohl beste Halbzeit dieser Saison gespielt, die im bisherigen Saisonverlauf regelmäßig sehr hohe Fehlerquote deutlich zurück gefahren und die Grundlage für die gute Leistung mit einer aggressiven Abwehrarbeit gelegt.
Das Konzept Hennersdorfs, frühzeitig den Spielfluss der Gastgeber zu unterbinden, hatte seine Mannschaft erfolgreich umgesetzt. Nur sechs Treffer des normalerweise sehr torgefährlichen Hochdorfer Rückraums bestätigten dies. Probleme bereitete der SV-Defensive in der ersten Hälfte allerdings der gute Kreisläufer Nikola Sorda, den die SV-Defensive im Zentrum nie gänzlich zu kontrollieren vermochte. Dabei waren die Hochdorfer gerade auch auf dieser Position am Samstagabend wieder merklich Ersatz geschwächt, denn Hochdorfs Mannschaftskapitän, der bundesligaerfahrene Steffen Bühler, fehlte auch in diesem Spiel nochmals verletzungsbedingt, ebenso wie Christopher Klee, der normalerweise in der 3:2:1-Abwehrformation der Hochdorfer ebenfalls eine tragende Rolle spielt.
Andererseits waren auch die Zweibrücker Löwen in diesem Spiel nicht in kompletter Besetzung angetreten, denn Mannschaftskapitän Jonas Denk fehlte weiterhin wegen seiner Handverletzung und Rechtsaußen Philipp Hammann fehlte aufgrund eines grippalen Infekts. Gerade das Fehlen Hammanns machte sich am Samstagabend besonders bemerkbar, denn die Trefferquote von den Außenpositionen war aus Zweibrücker Sicht am Samstag nicht befriedigend und im Verhältnis zu den Gastgebern auch deutlich schlechter. Während die 64er aus neun Versuchen von außen zwei Treffer erzielten, trafen die Hochdorfer Außenspieler bei gleicher Anzahl an Wurfversuchen siebenmal.
Wie schon häufiger in der laufenden Saison verschliefen die SVler den Start in die zweite Hälfte. So dauerte es genau zwei Minuten und zehn Sekunden, und die Gastgeber hatten aus dem 12:13-Zwischenstand eine eigene 15:13-Führung erkämpft. Zwei Fehlversuche von Dennis Götz, einer von Nils Wöschler, der erneut bester SV-Spieler war, und die Hochdorfer hatten das Spiel gedreht. „Wir haben in der zweiten Hälfte besser verteidigt und mit Lennart Schulte einen überragend haltenden Torwart“, stellte Stefan Bullacher dann die beiden – aus seiner Sicht entscheidenden -Faktoren für den Umschwung heraus. In der Tat war es der Wechsel von Ladi Kovacin, der gegen seine ehemaligen Teamkollegen nicht seinen besten Tag erwischt hatte, zu Lennart Schulte, der die Begegnung letztlich entschied.
Denn während die 64er ihre Quote an technischen Fehlern auf sieben zurückführten, wobei zwei hiervon in der Statistik gar nicht hätten auftauchen dürfen, weil diese Fehlpässe eindeutig nach Foulspiel erfolgten, was allerdings das Schiedsrichtergespann Jonathan und Maximilian Winter nicht ahndete, waren es am Samstagabend schließlich 25 Fehlversuche, die ein erfolgreicheres Abschneiden der Zweibrücker Löwen verhinderte.
Die spielentscheidende Phase waren dann die fünf Minuten zwischen der 43. und der 48. Spielminute, als die Gastgeber nämlich aus einem 21:18 ein vorentscheidendes 25:18 herauswarfen. In dieser Phase hatte Hennersdorf in taktischer Hinsicht einiges probiert, längere Zeit auch mit einem siebten Feldspieler agiert, dem Spiel aber keine Wende mehr geben können.
Am Ende stand ein 31:23-Heimsieg für Hochdorf, der aufgrund der deutlichen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang auch verdient war. Die acht Tore, die am Spielende als Unterschied zwischen beiden Mannschaften auf der Anzeigetafel standen, waren die 64er hingegen nicht schlechter.
Vor der nächsten Aufgabe am kommenden Samstagabend, um 18 Uhr gegen „den alten Bekannten“ VTV Mundenheim, müssen sich die 64er an der eigenen Leistung in den ersten 30 Spielminuten orientieren, dies als Richtschnur für den weiteren Saisonverlauf nehmen. „Dann werden sicher auch wieder Punktgewinne folgen“, waren sich Hennersdorf und Bullacher nach Spielende einig.
Überhaupt standen nach Spielende noch viele Spieler und Fans aus beiden Lagern zusammen, zeigten, dass Freundschaften auch durch solche Wechsel nicht beeinflusst werden. Mit Nils Wöschler, Tom Grieser und Luca Dobrani blieben drei SVler an diesem Abend bei ihrem guten Kumpel Robin Egelhof.
Das Bruderduell zwischen Tim und Dennis Götz, die beide auf den Spielmacherpositionen ihrer jeweiligen Mannschaft begonnen hatten, entschied der „Jüngere“ Tim für sich, wobei auch Dennis Götz im grauen SV-Trikot immer besser zurecht komt.
Erwähnenswert war weiterhin die Tatsache, dass mit Till Wöschler am Samstagabend auch der „älteste“ Wöschler sein Drittligadebut geben durfte. Und weil der frühere Juniorenweltmeister im Speerwerfen auch zweimal traf, stehen in dieser Saison alle drei Wöschler-Brüder in der aktuellen Drittligatorschützenliste – der jüngste von ihnen, Nils in seinem ersten „echten“ Aktivenjahr mit derzeit 53 Toren sogar an zweiter Stelle der Torschützenliste der Südstaffel der 3. Liga.
Auf einen Blick:
TV Hochdorf: Ladi Kovacin, Lenart Schulte (2. Hz.) im Tor – Robin Egelhof 4, Tim Götz 8/2, Jan Claussen 5 – Daniel Laninger 1, Niklas Schwenzer 7/3 – Nikola Sorda 4 – Benedikt Bayer 2, Emanuel Novo, Björn van Marwick,
SV 64 Zweibrücken:
Benedikt Berz und Rok Selakovic (ab der ab. 45.) im Tor - David Oetzel 3, Dennis Götz 3/1, Nils Wöschler 7/2 – Tobias Alt 1, Benni Zellmer 1 – Patrick Bach 2 – Tom Grieser 2, Till Wöschler 2, Niklas Bayer 2, Tim Burkholder, Luca Dobrani,.
Zeitstrafen: 14:10 Min., rote Karte Sorda (58.), Siebenmeter: – 6/5 - 4/3, Zuschauer: 450 Schiedsrichter: Jonathan und Maximilian Winter (Schwetzingen / Brühl).
TV Hochdorf: Ladi Kovacin, Lenart Schulte (2. Hz.) im Tor – Robin Egelhof 4, Tim Götz 8/2, Jan Claussen 5 – Daniel Laninger 1, Niklas Schwenzer 7/3 – Nikola Sorda 4 – Benedikt Bayer 2, Emanuel Novo, Björn van Marwick,
SV 64 Zweibrücken:
Benedikt Berz und Rok Selakovic (ab der ab. 45.) im Tor - David Oetzel 3, Dennis Götz 3/1, Nils Wöschler 7/2 – Tobias Alt 1, Benni Zellmer 1 – Patrick Bach 2 – Tom Grieser 2, Till Wöschler 2, Niklas Bayer 2, Tim Burkholder, Luca Dobrani,.
Zeitstrafen: 14:10 Min., rote Karte Sorda (58.), Siebenmeter: – 6/5 - 4/3, Zuschauer: 450 Schiedsrichter: Jonathan und Maximilian Winter (Schwetzingen / Brühl).