Durch den fünften Sieg in Serie haben sich die Zweibrücker Löwen am Samstagabend zunächst einmal auf den zweiten Tabellenplatz der dritten Bundesliga West vorgearbeitet und damit einen nahezu perfekten Saisonstart hingelegt.
In einem schnellen und umkämpften Aufsteigerduell besiegten sie den Hessenmeister HSG VfR/Eintracht Wiesbaden mit 30:27 (17:15). Weil gleichzeitig die SG Schalksmühle-Halver ihr Heimspiel gegen die SG Ratingen mit 25:27 verlor, überholten die 64er den bisherigen Tabellenzweiten.
Die Spieler beider Teams feierten übrigens nach dem Spiel im Gasthaus Drumm. Auf Einladung des Ex-Nationalspielers und „Drumm-Wirtes“ Hansi Müller waren nicht nur die 64er sondern auch die Spieler der HSG Wiesbaden dort eingekehrt. Müller war zu Wallaus Bundesligazeiten ein Mannschaftskollege des Vaters von Wiesbadens Rückraumspieler Max Kellner.
„Ich denke, wir haben verdient gewonnen“, war SV-Trainer Stefan Bullacher mit dem Ergebnis der umkämpften Begegnung sehr zufrieden. „Es war allerdings das erwartet schwere Spiel“.
Und es lief bei weitem nicht alles rund auf Zweibrücker Seite. Zwar gelang es der jungen SV-Truppe, bei der Jugendnationalspieler Björn Zintel erstmals auch im Trikot auf der Bank Platz nehmen konnte, jedoch ohne Einsatzzeit blieb, und bei der Robin Egelhof nach Vollendung des 17. Geburtstages in der letzten Woche sein Drittligadebut gab, zu Beginn der Partie schnell auf 6:2 wegzuziehen.
Allerdings schlossen die 64er in den folgenden Minuten mehrfach auch zu überhastet ab – und luden die Gäste damit zum Kontern ein. So gelang Gästekreisläufer Nicolas Kolb in der zwölften Spielminute wieder der 6:6-Ausgleichstreffer.
Dies war allerdings auch der letzte Gleichstand in diesem Spiel, fortan übernahmen die Zweibrücker Löwen wieder die Initiative.
Florian Enders per Siebenmeter, dreimal der erneut beste Zweibrücker Torschütze Jerome Müller sowie Benni Zellmer per Tempogegenstoß sorgten mit einer 5:1-Serie bis zur 16. Spielminute beim 11:7-Zwischenstand für die erneute „Vier-Tore-Führung“ der Gastgeber.
Es folgte die erste Auszeit von Wiesbadens Coach Stephan Metz und die erste Strafzeit gegen Jerome Müller. Während dieser zwei Minuten erzielten die Gäste drei Tore, Michael Mathieu traf in Unterzahl einmal für die SV-Truppe. Kubo Balaz war zu diesem Zeitpunkt bereits mit Dr. Jürgen Knoch in der Kabine verschwunden. Bei einem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler erlitt der Slowake einen „Cut an der Oberlippe“ und musste mit sieben Stichen genäht werden. Als Balaz kurz vor der Pause wieder auf der Bank Platz nahm, lagen seine Löwen immer noch mit 14:12 in Front. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur Jugendnationalspieler Jerome Müller, der für die 64er traf, insbesondere der gesundheitlich angeschlagene Mannschaftskapitän Aris Wöschler agierte in dieser Phase im Angriff recht glücklos.
Pech hatte mit einem Pfosten- und einem Lattentreffer kurz vor der Halbzeitpause auch Erik Pohland, der für Florian Enders gekommen war, um dem Spielmacher Entlastungsmomente zu geben.
Für Kubo Balaz war Philipp Hammann gekommen, der die Rechtsaußenposition besetzte, dafür wechselte Jugendnationalspieler Jerome Müller in den Rückraum. Nils Wöschler, der in den letzten Wochen zumeist für Enders kam, war am Samstag nicht dabei, war aufgrund eines im Schulsport zugezogenen Bänderrisses am Fuß auf Krücken angewiesen und konnte nicht mitwirken.
In dieser Besetzung „leisteten“ sich die 64er während der ersten Hälfte zehn Fehlversuche und sieben technische Fehler, behaupteten allerdings beim 17:15-Pausenstand ihre zwei-Tore-Führung. Jerome Müller traf bis dahin achtmal, zeigte einmal mehr, mit welchem Selbstvertrauen der Jugendnationalspieler in die Begegnungen geht.
Auch in der zweiten Hälfte blieben die 64er nicht fehlerlos. „Da haben wir immer dann, wenn wir eigentlich wegziehen konnten, dämliche Fehler gemacht“, haderte auch Bullacher ein wenig mit den „Entscheidungen“ seiner Spieler. Dabei dachte er wohl auch an Philipp Hammans Lattentreffer in Unterzahl, was zu einem Wiesbadener Gegenstoß führte, an Kubo Balaz’s „Harakiri-Pass“ in eigener Überzahl, der ebenfalls zu einem Ballverlust und anschließendem Gegentreffer führte, oder auch an die Tatsache, dass Marc Kunkel, der in der zweiten Hälfte für Paul Windheim ins Gästetor kam, wesentlich besser mit Jerome Müllers Würfen aus der zweiten Reihe zurecht kam, hier doch einige Würfe auch parieren konnte.
Wichtig, wahrscheinlich sogar spielentscheidend war in dieser Phase aus Zweibrücker Sicht, dass sich die Zweibrücker Löwen einmal mehr auf ihren Torhüter Ladi Kovacin verlassen konnten. Der frühere slowakische Nationaltorwart parierte in der 46. und der 53. Spielminute nicht nur zwei Siebenmeter von Yakub Kaplan, sondern war in der zweiten Hälfte bei insgesamt zehn Paraden auch ansonsten großartiger Rückhalt der SV-Truppe. „Ich denke, dass das Zusammenwirken zwischen Abwehr und Torwart heute schon wieder spielentscheidend war“, lobte Bullacher seine Defensive.
In der Schlussphase gelang es den 64ern jedenfalls, vom 25:24-Zwischenstand in der 53. Minute auf 29:24 in der 58. Minute wegzuziehen. Jonas Denk traf hier spielentscheidend. Zwar gelang den Gästen im Schlussspurt dann noch eine Ergebniskosmetik und durfte sich der 17jährige Robin Egelhof im SV-Trikot über seinen ersten Treffer in der 3. Liga freuen. Am Ende gewannen die Zweibrücker Löwen jedenfalls mit 30:27 und feierte damit einen umkämpften Sieg, nunmehr 10:2 Punkte und – ebenfalls als Momentaufnahmen – den zweiten Tabellenplatz in der 3. Liga West.
„Gerade den Tabellenstand mussten wir vor dem Spiel aber ausblenden“, sagte SV-Trainer Stefan Bullacher noch einmal bei der Analyse dieses Spieles. „Es war nämlich klar, dass dies ein umkämpftes Spiel zweier Aufsteiger würde, die beide in der Liga bleiben wollen“, fasste Bullacher die Ausgangslage beider Mannschaften da nochmals zusammen.
Auf einen Blick:
SV 64 Zweibrücken: Ladi Kovacin und Yannic Klöckner (n.e.) im Tor – Kubo Balaz 1, Florian Enders 6/1, Aris Wöschler 1 – Jerome Müller 10, Michael Mathieu 2 – Benni Zellmer 5 –Jonas Denk 4, Robin Egelhof 1, Philipp Hammann, Erik Pohland, Björn Zintel (n.e.) und Dorian Vallet (n.e.).
HSG Wiesbaden:
Paul Windheiim und Marc Kunkel (2. Hz.) im Tor – Simon Engel 4, Luis Garbo, Max Kellner – Christian Burghard 5, Yakub Kaplan 5/3 – Nicolas Kolb 3 – Danic Seiwert 4/1, Lorenz Engel 4, Marc Teuner 2, Lars Kretschmann, Patrick Pareigis, Jens Möller.
Zeitstrafen: 8:6 Min., Siebenmeter: 2/1 – 6/4, Zuschauer: 500, Schiedsrichter: Jürgen Aniol/Holger Gillmann (Düsseldorf/Krefeld).